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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Stuttgart

des Oberamtes, des Oberlandesgerichts (Landgerichte Ellwangen, Hall, Heilbronn, Ravensburg, Rottweil, S., Tübingen, Ulm), eines Landgerichts mit einer Kammer für Handelssachen und acht Amtsgerichten (Böblingen, Cannstatt, Eßlingen, Leonberg, Ludwigsburg, Stuttgart-Stadt, Stuttgart-Amt, Waiblingen), zweier Amtsgerichte, eines Hauptzoll-, Kameralamtes, der königl. General-Postdirektion, der Gesandten von Preußen, Bayern, Österreich, Rußland und Großbritannien, einer Reichsbankhauptstelle, Handels- und Gewerbekammer, sowie des Kriegszahlamtes, Oberrekrutierungsrates, Generalkommandos des 13. (königl. württembergischen) Armeekorps, der Kommandos der 26. Division, 51. Infanterie-, 26. Kavalleriebrigade, eines Gouvernements, des Landjägerkorps, der evang. Feldpropstei und eines Bezirkskommandos.

Unterrichts- und Bildungswesen. Die königl. Technische Hochschule ist 1829 als Gewerbeschule im Anschluß an die 1818 durch Abtrennung einer Anzahl Klassen vom Gymnasium gebildete Realschule gegründet, 1840 zur Polytechnischen Schule, 1862 zur Hochschule erweitert und 1870, 1876 und 1885 umgestaltet. Die Hochschule besteht aus Abteilungen für Architektur, Bauingenieurwesen, Maschineningenieurwesen, chem. Technik, Mathematik und Naturwissenschaften und für allgemeinbildende Fächer, sowie einem Unterrichtskursus für Kandidaten des höhern Eisenbahn-, Post- und Telegraphendienstes und hat (1897) 69 Lehrer und 531 Studierende. Die Tierärztliche Hochschule ist 1821 eröffnet, 1880 neu organisiert und 1890 zur Hochschule erhoben und hat (1897) 12 Lehrer und 90 Studierende. Ferner hat S. ein Eberhard-Ludwigs-Gymnasium (1686 gegründet), Karlsgymnasium (1881), Realgymnasium (1872), zwei Realschulen (1796, 1896), drei höhere Mädchenschulen (Katharinen- und Olgastift, evang. Töchterinstitut), evang. und kath. Mädchenschule, Bürger-(Mittel-) Schule für Knaben, zwei Mittelschulen für Mädchen, Baugewerk-, Kunst-, Kunstgewerbeschule, Fortbildungsschulen für Gewerbe und Handel u. a., ein königl. Konservatorium der Musik und mehrere Musikschulen. - An Vereinen bestehen der Württembergische Altertumsverein (1843), Verein für vaterländische Naturkunde (1844), Christlicher Kunstverein (1857), die Anthropologische Gesellschaft (1872), der Ärztliche, Tierärztliche, Architektenverein, der Verein für klassische Kirchenmusik u. a.

In S. erscheinen 10 polit. Zeitungen, darunter der "Schwäbische Merkur" (s. d.), das "Neue Tagblatt", kath. "Deutsche Volksblatt", der demokratische "Beobachter" und die socialdemokratische "Tagwacht", ferner zahlreiche Zeitschriften, darunter "Über Land und Meer", "Deutsche Romanbibliothek", "Neue Musikzeitung" und "Vom Fels zum Meer".

Sammlungen. Das Museum der bildenden Künste enthält Abgüsse von Werken der neuern Plastik (Thorwaldsen, Dannecker u. a.), Gemälde (besonders neuerer Meister), Kupferstiche und Handzeichnungen; die Staatssammlung vaterländischer Kunst- und Altertumsdenkmale im Bibliothekgebäude, 1862 gegründet und mit der königl. Münz-, Medaillen- und Altertumssammlung vereinigt, birgt röm. und mittelalterliche Steindenkmale aus Württemberg, Gold-, Erz- und Eisenfunde und -Schmucksachen, Waffen, Gefäße, ital. Bronzen des 16. Jahrh., Porzellangegenstände u. a.; das königl. Naturalienkabinett hat eine mineralog.-geognost.-paläontolog., zoolog., osteolog. und botan. Sammlung. Eine ständige Ausstellung von Gemälden moderner Meister befindet sich im Gebäude des Württembergischen Kunstvereins. Ferner hat S. eine königl. Hofbibliothek, königl. öffentliche Bibliothek (432 000 Druck- und 3900 Handschriften), Bibliothek der königl. Zentralstelle für Gewerbe und Handel.

Wohlthätigkeitsanstalten. Das Katharinenhospital, 1820 erbaut und wiederholt erweitert, mit 550 Betten, die Olgaheilanstalt (1848) für Kinder und jugendliche Arbeiter mit 176 Betten, das evang. Diakonissenhaus (1854), Ludwig-, Karl-Olga-Spital, Marienspital der Barmherzigen Schwestern, Kinderrettungsanstalt Paulinenpflege, Nikolauspflege für blinde Kinder, Arbeiterheim, Herbergen für Fabrikarbeiterinnen und weibliche Dienstboten; ein städtisches Krankenversicherungsamt, 19 Orts-, 15 Fabrikkrankenkassen und 18 eingeschriebene Hilfskassen; endlich ein großes Aktienschwimmbad.

Industrie. Zu nennen sind die Trikotweberei, Möbel-, Pianoforte- und Chemikalienfabrikation, bedeutende Fabriken für Herstellung von Farben, Schokolade, Bonbons, Konditoreiwaren, Wagen, Buntpapier, Leder u. a. S. ist Sitz der Süddeutschen Edel- und Unedelmetall-Berufsgenossenschaft und ihrer 3. Sektion, der Südwestdeutschen Holz-Berufsgenossenschaft und ihrer 1. Sektion, der Württemb. Baugewerks-, der land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft für den württemb. Neckarkreis, der 2. Sektion der Papiermacher-, der 3. Sektionen der Süddeutschen Eisen- und Stahl-, der Brauerei- und Mälzerei- und der Berufsgenossenschaft der Musikinstrumentenindustrie, der 4. Sektion der Buchdrucker-, der 9. Sektion der Berufsgenossenschaft der Feinmechanik, der 14. Sektion der Müllerei-, der 16. der Berufsgenossenschaft der Schornsteinfegermeister des Deutschen Reichs, der 21. der Fuhrwerks-Berufsgenossenschaft.

Handel und Bankwesen. Dem Export dient seit 1881 ein Exportmusterlager, welches von etwa 400 Firmen Württembergs benutzt wird. Hervorragend ist seit langer Zeit der Buchhandel, sowohl Verlag, als Kommissions- und Sortimentsgeschäft; die bedeutendsten Firmen sind: Cottasche Buchhandlung (s. d.), W. Kohlhammer, Greiner & Pfeiffer, J. B. Metzler, P. Neff, Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Deutsche Verlagsanstalt (s. Verlagsanstalt, Deutsche) u. a. Der Handel wird unterstützt durch eine Reichsbankhauptstelle, die Hofbank, Württembergische Bankanstalt, Kreditverein, Hypothekenbank, Württembergische Notenbank (s. d.), Württembergische Vereinsbank (s. d.), eine Handels- und Gewerbekammer, Effektenbörse, Industrie- und Handelsbörse. Versicherungsanstalten sind die Allgemeine Rentenanstalt, Lebensversicherungs- und Ersparnisbank, der Allgemeine Deutsche Versicherungsverein, die Württembergische Privatfeuerversicherungsgesellschaft und Stuttgarter Pferdeversicherungsgesellschaft. S. ist Sitz zahlreicher Konsulate.

Verkehrswesen. S. liegt an den Linien Bretten-S.-Ulm (157,1 km), S.-Böblingen-Horb-Immendingen (147,5 km), S.-Tübingen-Horb (103,6 km), S.-Calw (55 km), S.-Nördlingen (115,5 km), S.-Crailsheim (100,5 km) der Württemb. Staatsbahnen und an der Filderbahn (s. d.). Der Gesamtgüterverkehr betrug 1896: 863 890 t, der Personenverkehr 5 971 889 Reisende. Die elektrische Bahn der Stuttgarter Straßenbahngesellschaft hat eine Länge von 20 km und führt von Heslach durch die Stadt nach