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Timotheus (Begleiter des Paulus)
– Tinctura
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Timotheus'
abgenommen und dem Iphikrates übertragen wurde, ging er nach Asien in die Dienste des Perserkönigs (372). Später kehrte er nach
Athen zurück, 366 erhielt er den Befehl über ein Geschwader, das Ariobarzanes, den aufrührerischen pers. Statthalter im
Hellespontischen Phrygien, unterstützen sollte. Er eroberte bei dieser Gelegenheit die Insel Samos für die Athener (365) zurück,
befestigte auch die athenische Macht im Hellespont und erhielt dafür das Kommando in Thrazien an Stelle des Iphikrates (364).
Während des Bundesgenossenkrieges befehligte er nach dem Tode des Chabrias neben Chares und Iphikrates (356), wurde aber, da
Chares die Schuld einer Niederlage, die er bei Chios erlitten, auf seine Kollegen wälzte, mit Iphikrates abberufen und (354) wegen
Verrats angeklagt, auch mit einer Geldstrafe von 100 Talenten belegt. Unwillig über diese völlig unverdiente Schmach, begab er sich nach
Chalkis und starb hier noch in demselben Jahre. Einen Abriß seines Lebens hat Cornelius Nepos gegeben. – Vgl. Rehdantz,
Vitae Iphicratis, Chabriae, Timothei (Berl. 1845).
Timothĕus, Begleiter und Gehilfe des Apostels Paulus, stammte aus
Lykaonien und war der Sohn eines heidn. Vaters und einer jüd. Mutter, Eunike. Er wurde von Paulus bekehrt und zu seinem
Missionsgehilfen bestimmt. Seitdem erscheint T. als Gefährte des Paulus auf dessen Reisen und wurde vom Apostel zuweilen zu
schwierigen Sendungen verwendet. Auch während der röm. Gefangenschaft des Paulus war er in dessen Umgebung (Phil.
1,1; Kol. 1,1; Philem. 1). Die im neutestamentlichen Kanon befindlichen
Briefe an T. verlegen dagegen seinen Aufenthalt nach Ephesus, wo er Bischof der Gemeinde war, und lassen den Paulus ihm
Anweisungen zur Führung seines Amtes erteilen. Danach betrachtet ihn die Tradition als den ersten Bischof von Ephesus und läßt ihn
unter Domitianus den Märtyrertod sterben. Über die Briefe an T. s. Pastoralbriefe. Die apokryphen
«Acta Timothei» hat Usener herausgegeben (Bonn 1877). – Vgl. Lipsius, Die apokryphen
Apostelgeschichten, Bd. 2, 2. Hälfte (Braunschw. 1884).
Timpăno (ital.), s. Pauke.
Timpf (Tympfe), geringhaltige poln. Silbermünze, zuerst 1665
geschlagen und nach dem Münzmeister Andreas Tympfe benannt. Sie trägt das gekrönte Brustbild des Königs und die Zahl 18
(Groschen). Besonders viele T. wurden von den Kurfürsten von Sachsen als Königen von Polen geschlagen. Auch von den Kurfürsten
von Brandenburg und Königen von Preußen wurden diese Münzen für die poln. und littauischen Landesteile vielfach geprägt.
Timsâh-See (d. h. Krokodilsee), vom Kanal von Sues durchzogener See in Unterägypten,
südlich von der Bodenschwelle (El-Gisr) des Isthmus, 15 qkm groß, war vor dem Bau des Kanals ein Teich mit brackigem Wasser und
voll von Schilfgewächs, ist jetzt von schöner hellblauer Farbe. Am nördl. Ufer liegt Ismaïlia (s. d.).
Timur (d.h. Eisen), auch Timur-Beg oder
Timur-Leng (d.i. der lahme T.), weil er hinkte, gewöhnlich
Tamerlan genannt, asiat. Eroberer, wurde 9. April 1336 zu Sebz in der Provinz Ketsch
↔ geboren. Er selbst leitete seine Abkunft von Dschingis-Chan (s. d.) her; nach andern war er der
Sohn eines mongol. Häuptlings. Als die mongol. Dynastie von Tschagatai verfiel, bemächtigte sich T. 1370 der obersten Gewalt, machte
Samarkand zum Hauptsitz seines Reichs, eroberte Persien, ganz Mittelasien von der Chinesischen Mauer bis nach Moskau und 1398
Hindustan von dem Indus bis zur Mündung des Ganges. In Georgien und Armenien kam er in Konflikt mit Bajazet I. T. überzog, nachdem
er Bagdad unterworfen, Haleb ausgeplündert, den größten Teil von Damaskus niedergebrannt und Syrien den Mamluken entrissen hatte,
Kleinasien mit einem mächtigen Heere. Bajazets Heer wurde bei Angora 20. Juli 1402 gänzlich geschlagen, der Sultan auf der Flucht
gefangen. T. starb, nachdem ihn auch der Sultan von Ägypten als Oberherrn anerkannt hatte, inmitten der Vorbereitungen zu einem
Zuge gegen China 1405. Nach seinem Tode wurde sein Reich durch innere Unruhen erschüttert und zerfiel in mehrere Teile. Obwohl wild
und grausam im höchsten Grade, war T. doch ein außerordentlicher Mann. Er schätzte auch die Wissenschaften und hatte selbst
gelehrte Kenntnisse, wie dies die von ihm begründeten Einrichtungen beweisen. – Vgl.
Instituts politiques et militaires de Tamerlane (aus dem Persischen von Langlès, Par. 1787); Ibn
Arabschah, Histoire du grand Tamerlan (aus dem Arabischen von Vattier, ebd. 1658); Sherif Eddin,
Histoire de Timur-Beg, übersetzt von Petits de la Croix (4 Bde., ebd. 1722); O. Wolfs, Geschichte der
Mongolen oder Tataren (Bresl. 1872); Howorth, History of the Mongols (2 Bde., Lond. 1876-80).
Tin, ägypt. Stadt, s. This.
Tinchebray (spr. tängsch'bräh), Fabrikstadt im Arrondissement Domfront des franz.
Depart. Orne, in der Normandie, am Westfuß des Mont-Crespin (305 m), an der Seitenlinie Monsecret-Sourdeval der Westbahn, hat
(1896) 2771, als Gemeinde 4599 E., Gewerbekammer; Eisenhammer, Fabrikation von Papier, Kämmen und ganz besonders Eisen- und
Kurzwaren sowie Handel.
Tinctūra, Tinktur (s. d.). – Auf
Rezepten ist T. Absinthĭi: Wermuttinktur; T. Aconīti:
Akonittinktur; T. Aloës composĭta: Zusammengesetzte Aloetinktur (s. Lebenselixir);
T. amāra: Bittere Tinktur; T. Arnĭcae: Arnikatinktur;
T. aromatĭca: Aromatische Tinktur (s. d.);
T. Aurantĭi: Pomeranzentinktur (s. d.):
T. Benzoës: Benzoetinktur (s. d.): T. Calămi:
Kalmustinktur; T. Cantharĭdum: Spanischfliegentinktur;
T. Capsĭci: Spanischpfeffertinktur; T. Catechu: Katechutinktur
(s. Katechu); T. Chinae (composita):
(Zusammengesetzte) Chinatinktur (s. d.); T. Cinnamōmi: Zimmettinktur;
T. Colchĭci: Zeitlosentinktur: T. Colocynthĭdis: Koloquintentinktur;
T. Digitālis: Fingerhuttinktur; T. Ferri acetĭci aetherĕa: Ätherische
Eisenacetattinktur; T. Ferri chlorāti aetherĕa: Ätherische Chloreisentinktur (s.
Bestushews Eisentinktur); T. Ferri pomāta: Apfelsaure Eisentinktur (s.
Eisenmalat); T. Gallārum: Galläpfeltinktur (s. Galläpfel):
T. Gentiānae: Enziantinktur; T. Jodi:
Jodtinktur (s. d.); T. Lobi: Lobelientinktur:
T. Moschi: Moschustinktur: T. Myrrhae: Myrrhentinktur;
T. Opĭi (denzoĭca, crocāta, simplex): (Benzoesäure-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 854.