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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Toulouse (Stadt)

Gebäude, Straßen, Anlagen. Die von Boulevards, Alleen und der Garonne umgebene eigentliche Stadt hat enge und winklige Straßen mit Ausnahme einiger neuern, wie Rue d'Alsace-Lorraine. Dieselbe beginnt im Süden beim erzbischöfl. Palast, nach Osten davon liegt die Präfektur und die Kathedrale St. Etienne mit dickem Turm, breitem Schiff (13. Jahrh.), schönem Chor und Altarblatt in Marmor, nördlich das Museum in einem alten Augustinerkloster mit Kreuzgang (14. Jahrh.), mit Antiquitätensammlung, Gläsern und Fayencen und einer Gemäldesammlung nebst modernen Skulpturen, (von Pradier, dem hier geborenen Falguière und Mercié u. a.), weiterhin nach Westen das Stadthaus an der Place du Capitole mit einer Statue Heinrichs IV. im ersten Hof, in dem 1632 der Herzog Heinrich II. von Montmorency enthauptet wurde, Sitzungssälen mehrerer Akademien und das Théâtre du Capitole. Nördlich vom Kapitolplatz ist die Kirche du Taur und die schöne roman. Kirche St. Sernin (oder St. Saturnin, "Apostel von T."), das bedeutendste Bauwerk in T., das im 11. Jahrh. begonnen, im 12. und 13. Jahrh. weiter geführt bis zum unvollendeten Portal. Eine vollständige Erneuerung (1860) hat Viollet le Duc geleitet. Die Kirche ist 115 m lang, 32 m breit (im Transept 64 m) und im großen Schiff 21 m hoch. Der 65 m hohe Turm hat fünf Etagen mit Arkaden. Westlich von St. Sernin ist das Arsenal mit Artillerieschule, nach Süden der prot. Tempel, das kleine Lyceum mit der Jakobinerkirche aus dem 13. und 14. Jahrh., deren Turm (im Toulouser Stil) dreieckige Arkaden hat. Das große Lyceum daneben befindet sich im alten Hôtel de Bernuy, worin auch die Bibliothek (du Collège) mit 100 000 Bänden (284 Inkunabeln) und 950 Handschriften aufbewahrt wird. Weiter südlich an der Garonne, unterhalb des Pont Neuf mit 7 Bogen (1543-1626 von Nic. Bachelier und Sohn erbaut), ist die Kirche La Daurade ("die vergoldete"), von da geht nach Nordwesten der Quai de Brienne bis zur Hängebrücke St. Pierre, weiter der Quai St. Pierre zur alten Mühle du Bazacle, daneben die staatliche Tabakmanufaktur. Oberhalb Pont Neuf ist die Insel Tunis, an deren oberm Ende die alte Schloßmühle steht. Dieser südl. Teil der alten Stadt enthält in der Straße Dalbade die gleichnamige Kirche (oder Notre-Dame la Blanche, Mitte des 15. Jahrh.), die Hôtels de Clary (oder Maison de pierre) aus dem 17. Jahrh. und östlich davon das Hôtel Lasbordes (oder de Fleyres), ein Meisterwerk von Nic. Bachelier (1515). Ziemlich im Süden ist die Place du Salin, wo die Auto de Fé stattfanden. Am Südende der Altstadt ist das alte Parlamentsgebäude, jetzt Justizpalast, vor dem das Bronzestandbild des Juristen Cujacius steht; daran führt die Allée St. Michel vorüber zum schönen Platz Grand Rond und trennt die südl. Vorstadt ab, in der die mediz. Schule, die mathem.-physik. Fakultät und der botan. Garten liegen. Vom Grand Rond gehen mehrere Alleen ab, die nach Norden führende St. Etienne begrenzt die gleichnamige östl. Vorstadt, die bis zum Canal du Midi reicht und nördlich davon, zwischen Boulevard und Kanal, die Vorstadt St. Aubin mit der gleichnamigen Kirche, während die östlichste Vorstadt Guilhemery jenseit des Kanals liegt und den großen Park Caousou enthält. Die nach Nordosten führende Allée

^[Abb.: Toulouse (Situationsplan).]