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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Triest

Gewerbe, welche alle für die Marine erforderlichen Gegenstände liefern, und bedeutende Steinhauereien. Die zwei Schiffswerften und zwar die des Österreichischen Lloyd (s. d.) und die des Stabilimento tecnico Triestino haben eine gewaltige Ausdehnung; letztere baut auch Kriegsschiffe.

Handel und Verkehrswesen. Seine eigentliche Bedeutung erhielt T. durch seinen Seehandel. Der Ort hat sich seit der Mitte des 18. Jahrh. (1758 zählte er erst 620 Häuser und 6424 E.) von einem unbedeutenden Seestädtchen durch stete Vermehrung des Verkehrs zu einem der größten Handelsplätze emporgehoben. Seinen außerordentlichen Aufschwung verdankte T. dem Umstande, daß es, seit 1719 vom Kaiser Karl VI. zum Freihafen erklärt, von vielen Hemmnissen der frühern österr. Gesetzgebung befreit war. Die Verbesserungen der Bahnverbindungen (Gotthardbahn), welche die nordital. Häfen, besonders Genua begünstigten, der lebhafte und von der ungar. Eisenbahn- und Schiffahrtspolitik wirksam unterstützte Wettbewerb Fiumes, die Eröffnung der orient. Eisenbahnen für den Levanteverkehr, die Ausgestaltung des Verkehrs auf den deutschen Wasserstraßen und die Entwicklung der deutschen Schiffslinien nach dem Mittelmeer und dem Orient, alle diese Umstände haben indessen das Handelsgebiet T.s eingeschränkt und ein Schritthalten mit andern Häfen verhindert. Hierzu kam die Aufhebung der Freihafenstellung 1891, deren Folgen noch nicht überwunden sind.

T. hat einen alten und einen großartigen neuen Hafen. Ersterer hat vier größere und mehrere kleinere Molen, deren südlichste den 33 m hohen Leuchtturm trägt. Zwischen beiden Häfen erstreckt sich der 332 m lange und 15 m breite Canal grande tief in die Stadt hinein; er wurde 1756 erbaut und nimmt größere Segelschiffe auf. 1867 wurde der neue Hafen nach Plänen des franz. Ingenieurs Talbot von der Südbahn-Gesellschaft für Rechnung des Staates begonnen und mit einem Kostenaufwande von 20 Mill. Fl. ausgeführt; er hat vier breite Molen und ist durch einen vorgelagerten Hafendamm (1100 m lang) gegen Südwinde geschützt. Das nördlichste Bassin dient als Petroleumhafen. Die Molen haben Quais von 2800 m Länge, 39,5 ha Fläche und 8,5 m Wassertiefe. Die Lagerflächen längs der Uferlinien haben eine Fläche von 26,1 ha und wie die großartigen Lagerhäuser Eisenbahngleise und elektrische Beleuchtung.

Von der Einfuhr zu Lande kamen 1893: 483 739 t auf die Süd-, 104 082 t auf die Staatsbahn und 97 946 t auf andere Wege; die Mengen für die Ausfuhr waren 352 268, 120 993 und 7398 t. Von der Einfuhr zur See entfielen 12,65, von der Ausfuhr 13,66 Mill. Fl. auf österr.-ungar. Schiffe.

Von den 1893-94 eingeführten 35 000 t Agrumen im Werte von 3 bis 4 Mill. Fl. waren 648 267 Kisten Orangen, 375200 Limonen, 38211 Mandarinen und 2586 Kisten Cedretten.

Die gesamte Ein- und Ausfuhr betrug:

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Jahre Einfuhr Ausfuhr

Zur See Zu Lande Zur See Zu Lande

Menge in Tonnen Wert in Mill. Fl. Menge in Tonnen Wert in Mill. Fl. Menge in Tonnen Wert in Mill. Fl. Menge in Tonnen Wert in Mill. Fl.

1891 639 231 166,776 693 373 158,071 359 199 161,942 398 120 136,718

1892 659 869 187,955 739 004 165,657 334 035 157,003 434 772 144,432

1893 731 251* 189,172 685 766 168,857 353 595* 166,911 480 653 149,252

1895 512 404 115,406 --** --** 286 823 66,084 --** --**

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* Ohne Holzein- und Ausfuhr. - Hierzu kommt noch (1893) 80 244 Stück Vieh in der Ein- und 1274 Stück in der Ausfuhr.

** Die Ein- und Ausfuhr zu Lande wird seit Aufhebung des Freihafens nicht mehr festgestellt.

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Ein- und Ausfuhr zur See 1893:

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Waren Einfuhr Menge t Einfuhr Wert Fl. Ausfuhr Menge t Ausfuhr Wert Fl.

Kolonialwaren (besonders Kaffee) 32 325 32 277 314 -- --

Baumwolle und -Waren 35 734 15 205 354 2 173 2 166 556

Südfrüchte 78 414 10 480 417 -- --

Tierische Produkte (Felle, Häute) 9 089 8 495 434 2 473 2 463 507

Gemüse, Obst, Pflanzen 38 490 5 385 503 9 798 2 569 059

Farb- und Gerbstoffe 24 443 5 350 202 3 838 635 723

Tabak u. Tabakfabrikate 28 456 3 965 597 -- --

Getränke (bes. Wein) 32 572 3 681 979 17 240 2 183 289

Fette Öle 11 079 3 401 185 1 444 516 195

Seide und Seidenwaren 785 3 099 640 -- --

Unedle Metalle u. Waren 5 342 2 813 290 1 140 1 468 273

Getreide, Mehl, Reis 28 456 2 472 451 1 1624 1 019 568

Holz und Kohlen 77 433 2 120 122 99 251 3 817 252

Gummi und Harze 8 299 1 788 464 1 805 1 033 407

Wolle und Wollwaren 1 379 1 601 270 2 801 9 640 306

Fette 6 261 1 600 861 1 730 772 021

Mineralöle 27 771 1 267 328 -- --

Drechsler- und Schnitzstoffe 1 031 1 130 571 -- --

Gewürze 3 094 1 103 154 -- --

Eßwaren 3 011 1 053 215 -- --

Flachs, Hanf, Jute 2 900 1 032 439 722 633 257

Chemische Produkte 12 632 877 615 1 371 735 380

Leder und Lederwaren 513 719 545 197 1 193 241

Abfälle 17 851 650 030 -- --

Eisen und Eisenwaren 6 673 521 625 5 473 4 754 039

Zucker 70 891 10 465 651 -- --

Papier u. Papierwaren 20 434 4 964 212 -- --

Kleider, Wäsche 617 3 665 025 -- --

Holz- und Beinwaren 6 873 3 058 643 -- --

Edle Metalle, Münzen 42 2 157 537 -- --

Instrumente, Uhren, Kurzwaren 396* 2 076 053 -- --

Zündwaren 4 932 1 977 204 -- --

Glas und Glaswaren 3 641 1 495 150 -- --

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* Außerdem 4318 Stück.

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Die Einfuhr zur See im Veredelungsverkehr betrug 1895: 45 292 t (Wert 3 981 665 Fl.), die Ausfuhr 16 527 (4 778 933 Fl.): der Durchgangsverkehr 103 925 t und 31 450 Stück Vieh.

Nächst dem Verkehr mit Österreich steht landwärts der Verkehr mit Deutschland. T. ist Umschlags- und Stapelplatz für den Verkehr Deutschlands mit den Mittelmeerländern und mit Indien. Der Wert dieses Umsatzes betrug 1893 etwa 37 Mill. Fl., wovon auf die Ausfuhr nach Deutschland 20,5 und auf die Einfuhr nach Deutschland 16,5 Mill. Fl. kommen. Der Seeverkehr T.s mit den deutschen Häfen (meist Kolonialwaren) beziffert sich auf etwa 5,5 Mill. Fl. Für den Seeverkehr T.s sind die wichtigsten Gebiete die Türkei, Italien, Ostindien, Ägypten, Brasilien, Griechenland, Großbritannien und die russ. Gebiete am Schwarzen Meere. Im Verkehr mit der Türkei überwiegt die Ausfuhr, dagegen ist im Verkehr mit Italien und Ägypten, namentlich aber mit Brasilien (Kaffee), Ostindien (Baumwolle) und Großbritannien (Kohle, Eisen, Baumwollsamenöl) die Zufuhr größer. Der Stand der Han-^[folgende Seite]