Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

246

Vereinigte Staaten von Amerika (Heerwesen)

Kapital von 126 Mill. Doll. beteiligt; die Zahl der durchschnittlich Beschäftigten betrug 106100, der Wert des Materials 38,95 Mill. Doll.

Die führenden amerik. Zeitungen erscheinen nicht in der Bundeshauptstadt oder in Hauptstädten der Einzelstaaten, sondern in Neuyork und andern großen Industrie- und Handelsplätzen. Es sind die demokratischen "New York Times" (s. d.) und "World", letztere mit einer Morgen- und Abendausgabe von 484000 und einer Sonntagsausgabe von 325000 Exemplaren; die republikanische "New York Tribune" (s. d.), der unabhängig-demokratische "Sun" (s. d.), der "New York Herald" (s. d.), die "Neuyorker Staats-Zeitung" (s. d.). Hauptsächlich in Konkurrenz gegen die "World" ist seit 1896 das "New York Journal" zu großer Verbreitung gelangt. "New York Journal", "World" und "New York Herald" haben kolorierte Sonntagsausgaben. In Philadelphia sind wichtig: die republikanische "Press", der unabhängig-republikanische "Inquirer" (Auflage 90000), die demokratischen "Record" (160000) und "Times" (75000), der unabhängige "Public Ledger" (75000), "Call" und "Evening Item" (täglich 187000, Sonntags 213000 Exemplare). Sehr bedeutend ist die Entwicklung in Chicago (s. d.). In St. Louis sind zu nennen: der republikanische "Globe-Democrat" und die demokratische "Republic". In Boston sind wichtig: das republikanische "Journal", der demokratische "Globe" und der unabhängige "Herald"; in Baltimore: die unabhängige "Sun"; in Cincinnati: die republikanische "Commercial Gazette", der demokratische "Enquirer" und die unabhängige "Post"; in San Francisco: die republikanische "Post", die unabhängigen "Call", "Chronicle" und "Examiner"; in Detroit: die republikanische "Tribune" und die demokratische "Free Press"; in Milwaukee: die republikanische "Sentinel" und das demokratische "Journal"; in Omaha: die republikanische "Bee"; in Pittsburgh: die republikanische "Dispatch"; in Charleston: die demokratische "News and Courrier"; in Atlanta: die demokratische "Constitution"; in Louisville: das demokratische "Courrier-Journal".

Wichtigste Parteiblätter sind die "Tribune" und die "Times" in Neuyork, aber beide sind nicht offizielle Parteiorgane. Ebenso giebt es keine offiziösen Regierungsblätter, wenn auch ein Blatt in Philadelphia zu Cleveland, und ein anderes in Indianapolis zum frühern Präsidenten Harrison Beziehungen unterhält. Kein einziges Blatt hat aber einen allgemeinen Einfluß wie Blätter in London, Paris, Berlin, München, Köln, was sich zum Teil aus der ungeheuren Ausdehnung der Union und dem Vorhandensein einer blühenden Lokalpresse erklärt. Eine Eigenheit des amerik. Zeitungswesens sind die Sonntagsausgaben, die jetzt, oft 50-60 Seiten stark, litterar., wissenschaftliche, histor. u. s. w. Gegenstände in gemeinverständlicher Weise behandeln und so mit den "Magazines" konkurrieren. Den Hauptwert legt man auf Nachrichtendienst; der Telegraph berichtet über alle Vorkommnisse, auch geringfügiger Art, mit größter Ausführlichkeit, Kabeldepeschen melden die europ. Vorgänge, briefliche Korrespondenzen treten dagegen zurück. Durch Organisation des Depeschendienstes ist es den Blättern in kleinen Städten bis nach Colorado und Texas hin möglich, ebenso schnell zu berichten wie die in Neuyork. Die meisten Blätter des Landes gehören der Organisation "Asssociated Press" an, die Hauptausnahme ist die "New York Sun". Welche finanzielle Macht aber einige Blätter bedeuten, erhellt daraus, daß in Neuyork, Chicago u. s. w. die Zeitungspaläste zu den großartigsten Bauten der Stadt gehören, und daß z. B. Gordon Bennett (s. d.), der Besitzer des "Herald", Stanleys erste Afrikaexpedition ausrüstete.

Unter den illustrierten Monatsblättern stehen obenan "The Century", "Harper's Magazine" (je 175000), "Scribner's Magazine" (133000), "Munsey's Magazine" (230000), "Cosmopolitan Magazine" (180000), sowie die "Review of Reviews", sämtlich in Neuyork. Sehr verbreitet und technisch vollkommen ist auch "Harper's Weekly" (85000 Exemplare); die Hausfrauenzeitung "Ladies' Home Journal" in Philadelphia hat eine Monatsauflage von 672000; für Kinder sind bestimmt "Youth's Companion" in Boston (wöchentlich 572000) und "St. Nicholas" in Neuyork (monatlich 75000). Litterar. Kritiken geben vor allem "Nation" und "The Critic", Witzblätter sind "Puck" (englisch 89000, deutsch 23000), "Judge" (85000) und "Life" (65000 Exemplare). "Puck" hat demokratische, "Judge" republikanische Tendenz, "Life" geißelt mehr die gesellschaftlichen Zustände. Rein wissenschaftliche Zeitschriften sind nicht häufig, wichtig sind folgende, die mit Universitäten in Zusammenhang stehen: "The Political Science Quarterly" (Columbia College), "Quarterly Journal of Economics" (Harvard University), "Yale Review", "Studies in historical and political Science" und "American Journal of Mathematics", letztere zwei von der Johns-Hopkins-Universität herausgegeben, und das in New-Haven erscheinende "American Journal of Science". Sehr angesehen sind auch "Forum" (40000), "North American Review" (40000) in Neuyork und "Annals of the American Academy of political and social Science". Eine Eigenart sind die 350 College- und Schulzeitungen, die meist monatlich oder wöchentlich, an den großen Universitäten aber täglich erscheinen, zum Teil mit Illustrationen. Sehr zahlreich sind Zeitschriften für Theologie, Erziehung, Medizin, Handel, Technik u. s. w. Erwähnt seien nur die 170 Blätter für Temperenzler und Prohibition, wie "Voice" in Neuyork (75000) und "Union Signal" in Chicago (87000 Exemplare), 93 für Sport aller Art, 53 für Kinder, 60 für Sonntagsschüler, 29 für Taubstumme, 10 für die Erlangung des Frauenstimmrechts u. s. w. Die Hauptmodezeitung ist "Delineator" in Neuyork mit 500000 Exemplaren. Ebensoviel hat "Metropolitan and Rural Home" für Landwirte. - Vgl. I.^[Isaiah] Thomas, History of Printing in America (2 Bde., Albany 1874); F. Hudson, Journalism in the United States (Neuyork 1873); American Newspaper Directory (jährlich hg. von George P. Rowell, Neuyork); American Newspaper Annual (hg. von N. W. Ayer & Sohn, Philadelphia).

Heerwesen. I. Landheer. Die Landmacht zerfällt in die Volkswehr (Miliz), der jeder waffenfähige Bürger vom 18. bis 45. Jahre mit gewissen Ausnahmen angehört, und in das stehende Heer, das durch Werbung auf 5 Jahre ergänzt wird, nach deren Ablauf viermal je eine Kapitulatlon^[korrekt: Kapitulation] auf 5 Jahre gestattet ist. Die Offiziere gehen meist aus der Militärakademie von Westpoint hervor.

An der Spitze des stehenden Heers steht der älteste Major-General, dem die Territorial-Militärdivisio-^[folgende Seite]