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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Weinbaugenossenschaften; Weinbaukongresse; Weinbauschulen; Weinbauschulen; Weinbeeröl; Weinbereitung

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Weinbaugenossenschaften - Weinbereitung

Schnitt und ihre Veredelung (deutsch von von Thümen, Hannov. 1891); von Thümen, Die Blackrot-Krankheit der Weinreben (Wien 1891); Semler, Die tropische Agrikultur, 4. Bd. (Wism. 1892); Babo und Mach, Handbuch des W. und der Kellerwirtschaft (1. Bd.: Weinbau, 2. Aufl., Berl. 1893); Vetter, Die Kultur der amerik. Reben (1. Tl., Ödenb. 1894); Dochnahl, Katechismus des W., der Rebenkultur und der Weinbereitung (Lpz. 1896); Mitteilungen über W. und Kellerwirtschaft (hg. von Goethe, 9. Jahrg., Wiesb. 1897), "Der Winzer." Zeitschrift für alle Interessen der Winzer (hg. von Hegner, 2. Jahrg., Trier 1897). Vgl. auch die Litteratur beim Artikel Wein.

Weinbaugenossenschaften, Winzergenossenschaften, Vereinigungen zur Förderung des Weinbaues, sind zahlreich in Österreich-Ungarn schon früher gegründet worden, in Deutschland erst in jüngster Zeit, so z. B. in Winkel, Rüdesheim, Beckstein bei Tauberbischofsheim, Meersburg.

Weinbaukongresse, periodische Zusammenkünfte von Interessenten des Weinbaues, werden jährlich in Frankreich, Italien, Österreich-Ungarn und Deutschland abgehalten, hier der 16. in Freiburg i. Br. (1897).

Weinbauschulen (Winzerschulen), Fachschulen für alle Zweige des Weinbaues und der Kellerwirtschaft. Solche sind in Deutschland: die Önologisch-Pomologische Lehranstalt in Geisenheim am Rhein, die Provinzial-Weinbauschule zu Trier, die königl. Landwirtschaftsschule in Kaiserslautern, die W. in Weinsberg (Württemberg), Karlsruhe (Baden) und Oppenheim (Hessen); in Österreich-Ungarn: die k. k. Önologisch-Pomologische Lehranstalt in Klosterneuburg bei Wien, die Landes-Weinbauschule in Feldsberg, die Winzerschulen in Krems und Retz, die Landes-Lehranstalt in St. Michele (Tirol), die Landes-Weinschulen in Marburg (Steiermark), Stauden (Krain), Parenzo, Görz und Gravosa, die Landesinstitute für Weinbau u. s. w. in Troja bei Prag, Leitmeritz, Melnik, Brünn, Znaim und Lemberg; in der Schweiz: die W. zu Wädensweil; in Italien: die landwirtschaftlichen Hochschulen zu Mailand und Portici, die Önologischen Schulen in Conegliano, Avellino, Perugia, Catania, Cagliari und Asti.

Weinbeeröl, soviel wie Drusenöl (s. d.).

Weinbereitung, die Bereitung des Weins (s. d.) aus den Früchten des Weinstocks. Die erste Zerkleinerung der Trauben erfolgt meist im Weinberg selbst noch während der Weinlese (s. d.) in einer Beute (Bottich, Hotte, Mostelschaff) entweder durch Zerstampfen mit einer Keule (Moster) oder mit den Füßen, besser aber durch eine Traubenmühle (Traubenraspel). Will man den Most gleich von den Kämmen und Schalen trennen, so wird die mit durchlöchertem Boden und Wänden versehene Beute über den Gärbottich aufgestellt. Dieser erste Most ergiebt den besten Wein (Essenz). In gedecktem Raum erfolgt dann, öfters wiederholt, das Keltern oder Kaltern. Dies geschieht durch mechan. Vorrichtungen (Kelter). Die älteste und gewöhnlichste Kelter ist die Baumpresse (Trotte), bei der eine starke Stange als Hebel wirkt; zweckmäßiger ist die eiserne Schraubenpresse oder Differentialpresse, hierzu gehört die Rheingauer und die Mabillepresse, am besten die neueste Konstruktion der franz. Kniehebelkelter. Sobald die Gärung des Mostes (s. d. und Hefe, Bd. 17) nahezu vollendet ist und die Kohlensäureentwicklung nachläßt, setzen sich Hefe, Weinstein und die übrigen festen Stoffe zu Boden und bilden den sog. "Trub", von dem der einigermaßen geklärte Wein "abgestochen", d. h. abgelassen wird, und zwar in sorgfältigst gereinigte und wohl auch geschwefelte Fässer, in welchen noch längere Zeit immer schwächer werdende Nachgärungen mit Bildung von Ausscheidungen stattfinden, die größtenteils aus krystallinischem Weinstein bestehen. Das Abstechen muß öfters wiederholt werden. Ist die Gärung abgeschlossen, so ist auch der Wein (Jungwein) durchsichtig und klar geworden. Bis zu diesem Punkt vergeht aber längere Zeit, oft einige Jahre. Weißweine klären sich häufig von selbst überhaupt nicht ganz, sondern müssen "geschönt" werden. Das Schönen (s. d.) bringt die letzten trübenden und die Haltbarkeit gefährdenden suspendierten Stoffe zum Absatz, so daß der Wein nun "glanzhell", d. h. vollkommen durchsichtig und "flaschenreif" wird. Ehe nicht diese trübenden Stoffe beseitigt sind, darf der Wein nicht auf Flaschen abgezogen werden, da er sonst leicht Weinkrankheiten (s. Wein) erleidet, denen man viel weniger beikommen kann, als wenn er noch in Fässern lagert und stetig beobachtet wird. Ja manche dieser schädlichen Änderungen treten überhaupt nur in Flaschen, dagegen nicht beim Lagern in Fässern ein. Bei letzterm steht der Wein stets noch unter einer, wenn auch sehr schwachen Einwirkung der durch das poröse Holz hindurch diffundierenden Luft. Je stärker und körperreicher die Weine, um so besser reifen sie auf Flaschen nach. Bilden sie, wie viele Rotweine (Bordeaux, Portugieser, auch Tokajer), in den Flaschen einen Bodensatz, so müssen sie dekantiert, d. d. sorgsam in frische Flaschen übergefüllt werden. Mit dem Lagern auf Fässern ist andererseits aber auch wieder ein Verlust an der Quantität des Weins verbunden, indem der Wassergehalt allmählich in die Luft abdunstet. Dieser "Schwund", bei welchem der Wein konzentrierter, auch alkoholreicher wird, muß durch Auffüllen der Fässer mit fertigem Wein von Zeit zu Zeit ersetzt werden. Um aus jungen Weinen möglichst rasch marktfähige Ware zu gewinnen, wird die Elektrische Weinbehandlung (s. d., Bd. 17) angewandt.

Die Behandlung des Weins von dem Beginn der Gärung bis zum Flaschenreifwerden bildet den Kellerbau oder die Kellerwirtschaft. Man unterscheidet Gärkeller, Lager- und Flaschenkeller; im Gärkeller macht der Wein seine erste Entwicklung durch. Derselbe wird halb über, halb unter Erdhöhe angelegt, weil hier wechselnde Temperaturen angebracht erscheinen, namentlich aber während der Hauptgärung eine erhöhte Temperatur bis 20° C. erwünscht ist; unter dem Gärkeller befindet sich der Lager- und Flaschenkeller, der stets gleichmäßige Temperatur von 10 bis 12° C. aufweisen soll; reine Luft und peinlichste Sauberkeit sind Hauptbedingungen; der Raum darf nichts anderes aufnehmen als Wein, am wenigsten Speisevorrat. Der rationelle Kellerbau ist namentlich in Frankreich und Deutschland und auch in Ungarn in den Edelweinlagen voll ausgebildet worden und hat sich von hier auch allmählich verbreitet. Auch nach Abfüllung des Weins in Flaschen bedarf er noch der Entwicklung (Bau, d. i. Abbau) zur vollkommenen Güte und Feinheit, da frisch eingefüllter Wein schlechter schmeckt als kurz vorher vom Faß.

In klimatisch ungünstigen Tagen und Jahren, namentlich häufig in den nördlichern Weinbau treiben-^[folgende Seite]