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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wellenflug - Wellhausen

Wellenflug, s. Flugtecknit.

Wellenfurchen (engl. ripple-marks), wellenförmige flache Erhöhungen und Vertiefungen auf den Schichtflächen der Sedimentgesteine, die sich durch den Wellenschlag der See auf den einst sandigen oder schlammigen Ablagerungen der Meeresküste gebildet haben.

Wellenkalk, ein dünnbankiger, grauer Kalkstein mit fältelig-runzeliger Oberfläche der Schichten, die wohl durch Einwirkung des Wellenschlags bei der Ablagerung entstanden ist; der W. baut die untere Stufe des Muschelkalks (s. d.) auf.

Wellenlänge, s. Wellen.

Wellenleitung, s. Kraftübertragung.

Wellenpapagei oder Wellensittich (Melopsittacus undulatus Gould, s. Tafel: Papageien III, Fig. 3), ein sehr beliebter Zimmervogel von 18 cm Länge, wovon fast die Hälfte auf den Schwanz entfällt, und von 26 cm Flugbreite. Das zierliche Tierchen hat ein gelbes Gesicht mit einigen blauen Fleckchen; das übrige Gefieder ist grün, die einzelnen Federn der obern Kopfgeqend, des Oberhalses, der Schultern und der Flügeldecken sind mit schwarzen feinen Querwellen gezeichnet. Die dunkelgrünen Schwungfedern haben gelbe Zeichnungen und die Schwanzfedern sind grünblau mit gelb. Der W. lebt im Innern von Australien in großen, hin und her ziehenden Scharen; der Fang ist jetzt gesetzlichen Beschränkungen unterworfen. In der Gefangenschaft halten sie, mit Hirse und Spitzsamen gefüttert, Sommer und Winter im Freien aus und schreiten leicht zur Fortpflanzung. Auch hat man mehrere Farbenvarietäten gezüchtet, von denen die einfarbig gelbe die beliebteste ist und mit 50 M. das Paar bezahlt wird, gegen 15 M. für das Paar wildfarbene.

Wellensirene, s. Sirene.

Wellensittich, s. Wellenpapagei.

Wellenthal, s. Wellen.

Wellentheorie, s. Licht und Schall.

Wellentreter, Treumund, Pseudonym von Joh. Christian Friedr. Aug. Heinroth (s. d.).

Wetterwände, s. Klaiben.

Wellesley (spr. wellslĕ), engl. Familie, deren ursprünglicher Name Cowley oder Colley und deren Ahnherr Walter Cowley unter Heinrich VIII. Staatsanwalt und seit 1548 Generalinspektor von Irland war. Richard Colley erbte 1728 die Güter der ausgestorbenen und seinem Hause verschwägerten Familie Wesley oder W. und nahm deren Namen an. 1740 wurde er zum Baron in irischer Pairie und 1769 sein Sohn Garrett Colley-Wellesley zum Viscount W. und Grafen von Mornington erhoben. Dieser starb 22. Mai 1781 und hinterließ fünf Söhne, die zumeist eine bedeutende öffentliche Rolle gespielt haben.

Der älteste, Richard W., zweiter Graf von Mornington, seit 1797 Baron W. in brit., seit 1799 Marquis W. in irischer Pairie, geb. 20. Juni 1760 zu Dublin, that sich schon zu Eton und Oxford hervor, erbte 1784 die irischen Güter und Titel seines Vaters und trat zugleich ins engl. Unterhaus. Seine entschiedene Parteistellung für das Ministerium Pitt brachte ihm die Stellungen eines Schatzlord, des Kommissars für ostind. Angelegenheiten und 1797 bereits des Generalgouverneurs von Ostindien. Durch die Verbindung der Franzosen mit dem Sultan von Maisur, Tipu Sahib, waren die brit. Besitzungen in großer Gefahr, denn man plante einen Angriff von Ägypten aus. W. sperrte die Bab el-Mandeb-Enge und unterwarf Maisur sowie das ganze Land zwischen Ganges und Dschamma. 1805 trat er zurück, nachdem er das Einkommen und den Besitz von Indien verdoppelt und als einer der selbstherrlichsten, aber auch erfolgreichsten Gouverneure regiert hatte. Anfang 1809 ging er als Gesandter nach Spanien und übernahm nach seiner Rückkehr von dort unter Perceval das Staatssekretariat des Auswärtigen. Seine herrische Natur brachte ihn jedoch in Zwist mit seinen Genossen, und als ihm nach Percevals Tod 1812 die Leitung verweigert wurde, trat er ganz zurück. 1821 wurde er Vicekönig von Irland, vermochte sich aber keine allseitige Popularität zu erringen, vielmehr erregte sein liberales Verhalten gegen die Katholiken die Orangelogen aufs höchste. 1828 trat er ab, um 1833-34 den Posten nochmals zu übernehmen. Dann lebte er auf Kingston-House bei Brompton, wo er 26. Sept. 1842 starb. - Vgl. Pearce, Memoirs and correspondence of Rich. Marquis of W. (3 Bde., Lond. 1845); Hutton, The marquis of W. (ebd. 1893).

Den Grafentitel von Mornington erbte sein nächster Bruder William W., geb. 20. Mai 1763, der seit 1768 den Zunamen Pole, seit 1821 den Peerstitel Lord Maryborough führte. Er diente in der Flotte, saß im irischen, dann im engl. Unterhaus, war 1809-12 nach seinem Bruder Arthur Staatssekretär für Irland, 1815 Münzmeister, 1828 Oberjägermeister, 1834-35 unter Peel Generalpostmeister. Er starb 22. Febr. 1845. Mit seinem Enkel William Richard Arthur erlosch 1863 die engl. Pairie Mornington; die irischen Titel gingen auf den zweiten Herzog von Wellington über.

Der dritte Sohn des ersten Grafen von Mornington war Arthur W., der Herzog von Wellington (s. d.), der vierte Gerald Valerian W., geb. 1770, der sich dem geistlichen Stande widmete, Kanonikus von Durham und Kaplan der Königin wurde und 1848 starb. - Der fünfte und jüngste Bruder, Henry W., geb. 1773, wurde 1828 zum Lord Cowley (s. d.) erhoben.

Wellesley-Inseln (spr. wellslĕ), Inselgruppe in der südöstl. Ecke des Carpentariagolfs (s. Karte: Australien), zu Queensland gehörig, enthält die Inseln Mornington, die Bentinckinsel, Sweersinsel und kleinere. Auf der Sweersinsel liegt der Ort Carnarvon.

Wellhausen, Julius, Orientalist und Bibelforscher, geb. 17. Mai 1844 zu Hameln, studierte zu Göttingen Theologie, habilitierte sich daselbst 1870 für Altes Testament, wurde 1872 ord. Professor der Theologie in Greifswald, ging 1882 als außerord. Professor der orient. Sprachen nach Halle, 1885 als ord. Professor nach Marburg und 1892 nach Göttingen. Seine scharfsinnigen kritischen Untersuchungen über das Alte Testament und die Geschichte des Volks Israel erregten großes Aufsehen, und trotz des heftigen Widerspruches, den sie anfänglich hervorriefen, haben ihre Resultate seither den größten Teil der wissenschaftlichen Bibelforscher für sich gewonnen. Außer der Neubearbeitung von Bleeks "Einleitung in das Alte Testament" (4. bis 6. Aufl., Berl. 1878, 1893) schrieb er: "De gentibus et familiis Judaeis" lGött. 1870), "Der Text der Bücher Samuelis untersucht" (ebd. 1871), "Die Pharisäer und Sadducäer" (Greifsw. 1874), "Prolegomena zur Geschichte Israels" (Berl. 1878, 4. Ausg. 1895), "Muhammed in Medina" (ebd.1882,