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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wyatt (Sir Thomas, der Ältere) - Wyk

dien namentlich nach got. Kirchen heraus. Er nahm hervorragenden Anteil an den Vorbereitungen zu der Internationalen Ausstellung zu London (1851), arbeitete viel für die Ostindische Compagnie und wnrde später mit Gilbert Scott als Architekt des neuen Indischen Amtes angestellt. 1855-59 war W. Sekretär bei dem Institut e of British Architects, 1869 wurde er Professor der schönen Künste in Cambridge und 1870 in den Ritterstand erhoben. Große Verdienste erwarb er sich durch seine kunstgewerbliche Thätigkeit, durch seine Entwürfe und Aufnahmen von Musterzeichnungen und seine stilvollen Restaurierungen. Er gehört zu den Begründern des modernen engl. Geschmacks in Hauseinrichtungen. Er starb 21. Mai 1877. Von ihm erschienen noch: "On metal work and its artistic design" (1852), "Industrial art of the 19th century" (2 Bde., 1853), "Art treasures of the United KIngdom" (2 Bde., 1857), "The art of illuminating" (1860), "On the foreign artists employed in England during the 16th century" (1868), "Fine art, a sketch of its history, theory, practice and application to industry" (1870), und "An architect's note-book in Spain" (1872).

Wyatt (spr. weiĕt), Sir Thomas, der Ältere, engl. Staatsmann und Dichter, geb. 1503 zu Allington Castle in Kent, studierte in Cambridge, kam an den Hof und erwarb sich die Gunst Heinrichs VIII. 1536 wurde er zum Ritter geschlagen, 1537 zum Sheriff von Kent ernannt und als Gesandter nach Spanien zu Karl V. geschickt, den er später von Paris nach Brüssel begleitete. Er starb 11. Okt. 1542 zu Sherborne. W. gehört mit Surrey zu den Begründern der neuengl. Poesie. Seine Gedichte, unter denen besonders die Sonette hervorzuheben sind, erschienen zuerst in "Tottel's Miscellany" (1557; neue Ausg. in Arbers "Reprints", 1870) und seitdem wiederholt, z. B. in der "Aldine edition" (Lond. 1831), meist zusammen mit denen Surreys (s. d.), so von Gilfillan (Edinb. 1856 u. 1858) und von Bell (Glasgow und Lond. 1854 u. 1871). - Vgl. Alscher, T. W. (Wien 1886).

Wyatt (spr. weiĕt), Sir Thomas, der Jüngere, Sohn des vorigen, bekannt als Urheber einer Verschwörung gegen Maria I. Tudor, von der man, als der Plan ihrer Vermählung mit Philipp II. Von Spanien bekannt wurde, neue Rekatholisierungsbestrebungen fürchtete. Der Aufstand, an dem sich auch der Herzog von Suffolk, der Vater der Prätendentin Jane Grey, beteiligte, brach 1551 in Kent aus. W. drang mit seinen Scharen bis in die Nähe von London vor, wurde aber geschlagen, gefangen genommen und 11. April 1554 enthauptet.

Wybert-Tabletten, s. Geheimmittel, Bd. 17.

Wybicki (spr. -bitzki), Joseph, poln. Staatsmann, geb. 1747 auf dem väterlichen Gute Bendomin bei Danzig, legte, zum Landboten berufen, auf dem Reichstage von 1768 sein Veto gegen die unter russ. Einflusse gefaßten Beschlüsse ein. Er mußte nach Ungarn flüchten, schloß sich dann der Konföderation von Bar an und war für dieselbe in Wien, Berlin und Polnisch-Preußen thätig. Nach der ersten Teilung Polens kehrte er nach Warschau zurück und nahm an dem Entwurf eines neuen Gesetzbuchs teil. Er veröffentlichte "Briefe an den Kanzler Zamojski" (Warsch. 1777), in denen er die Aufhebung der Leibeigenschaft des poln. Landvolks als eins der ersten Staatsbedürfnisse Polens darstellte. Während des Aufstandes unter Kosciuszko 1794 befand er sich bei Dombrowski in Großpolen. Die Erstürmung von Praga nötigte ihn abermals zur Flucht, bis Napoleon nach dem Siege von Jena Dombrowski und ihn mit der Organisation eines poln. Heers und einer poln. Verwaltung beauftragte. Nach Errichtung des Herzogtums Warschau wurde W. vom Könige von Sachsen zum Senator-Woiwoden ernannt und vom Kaiser Alexander I. später zum Präsidenten des Warschauer Obertribunals erhoben. Er starb 1822. Unter seinen Schriften sind die vom Grafen Eduard Raczynski herausgegebenen Memoiren "Pamiętniki" (3 Bde., Pos. 1840) hervorzuheben.

Wycherley (spr. witscherlĕ), William, engl. Lustspieldichter, geb. um 1640 zu Clive bei Shrewsbury, trat in Frankreich zur kath. Kirche über. Nach der Restauration kehrte er nach England zurück, studierte in Oxford und im Middle Temple und wurde wieder Protestant; nach Popes Angabe wäre er jedoch als Katholik gestorben. Sein erstes Lustspiel, "Love in a wood" (1672), gewann ihm die Gunst der berüchtigten Herzogin von Cleveland und die Karls II.; die letztere verscherzte er jedoch durch seine heimliche Vermählung mit der verwitweten Lady Drogheda. Nach deren Tode kam W. Schulden halber ins Gefängnis, bis Jakob II., dem sein Lustspiel "The plain-dealer" (1677) sehr gefiel, seine Schulden bezahlte und ihm eine Jahresrente von 200 Pfd. St. gewährte. W. starb 1. Jan. 1715. Außer den genannten Stücken schrieb er "The genteman dancing-master" (1673) und "The country wife" (1675). W. lehnte sich stark an franz. Vorbilder, besonders Molière, an, überbot sie aber an Sittenlosigkeit weit, im übrigen zeichnen sich seine Lustspiele durch lebhaften Dialog wie durch drastische Sittenschilderungen aus. Die bekannteste Ausgabe ist von Leigh Hunt ("The dramatic works of W., Congreve, Vanbrugh, and Farquhar", Lond. 1875). - Vgl. Klette, W. W.s Leben und Werke (Münst. 1883); Krause, W. und seine Quellen (Halle 1883).

Wychuchol, Wychocholj (russ.), s. Bisam-Spitzmaus.

Wyclif, Wycliffe, Reformator, s. Wiclif.

Wydah, richtiger Whydah, s. Ajuda.

Wye (spr. wei), rechter Nebenfluß des Severn, entspringt im engl. Fürstentum Wales, in Montgomery, am südöstl.Abhange des Plynlimmon, bildet von der Einmündung des Elan ab die Grenze zwischen Radnor und Brecknock, nimmt links den Ithon, rechts bei Builth den Yfron auf, erreicht bei Hay, wo er auf 115 km für Flachboote fahrbar wird, die engl. Grafschaft Hereford, nimmt links den Lug auf, wird bei Monmonth, wo er rechts den Monnow empfängt, für kleine Seechiffe fahrbar und mündet, 207 km lang, unterhalb Chepstow. Von Roß abwärts ist das Wyethal eine der schönsten Flußlandschaften Englands. Hauptpunkte bilden die berühmte Tintern-Abtei und die Höhen Wyndcliff (275 m) und Symond's Yat (198 m).

Wyg, Wygosero, See im Kreis Powjenez des russ. Gouvernements Olonez (s. Karte: Europäisches Rußland), 861 qkm groß, mit vielen Inseln. Zuflüsse sind die Segesha (aus dem Segosee) und der Obere oder Südliche W. (150 km lang); Abfluß nach der Onegabucht des Weißen Meers ist der Untere oder Nördliche W. (112 km).

Wyjesdnaja, russ. Ort, s. Arsamas.

Wyk auf Föhr, Flecken im Kreis Tondern des preuß. Reg.-Bez. Schleswig und Seebad (1897: 3474 Kurgäste) auf der Südostseite der Nordseeinsel