Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

161
Berlin
Den Güterverkehr (ohne Vieh) nach und von den Bahnhöfen der Berliner Ringbahn, der in den letzten Jahren einen erheblichen Aufschwung zeigt, stellt Tabelle I) auf S. 160 dar. Der Centralviehhof ist 2. März 1881 eröffnet; Versand und Empfang auf demselben betrug 1882/83: 48693 t, die Einnahme 308550 M. Der Bahnhof Halensee ist 1883 für den Güterverkehr eröffnet.
Die von B. ausgehenden Dampfstraßenbahnen nach Hundekehle, Steglitz u. s. w. hatten 1896 eine Länge von 32,9 km. Für die elektrische Hochbahn ist 1895 die Linienführung genehmigt worden; sie beginnt auf dem Warschauer Platz, geht über den östl. Bürgersteig der inzwischen fertig gestellten neuen Oberbaumbrücke nach der Stalitter Straße, dann durch die Gitschiner Straße am Halleschen Thor vorbei, demnächst am Berlin-Charlottenburger Kanal entlang, überschreitet die Gleisanlagen der Anhalter und Potsdamer Bahn und führt dann über die Bülowstraße nach ihrem vorläufigen Endpunkte, dem Nollendorfplatz, wo sich die geplante Schlußstrecke nach dem Zoologischen Garten anschließen soll. Eine vorgesehene Abzweigung endet an der Königgrätzer Straße beim Potsdamer Bahnhof und soll als Unterpflasterbahn (s. d.) fortgesetzt werden. Die Firma Siemens & Halste baute 1895 eine elektrische Bahn von der Vadstraße aus nach Pankow und 1896 eine elektrische Bahn von der Behrenstraße durch die Mauer-, Linden-, Wassertborstraße u. s. w. nach der Cöpenicker Landstraße zur Gewerbeausstellung bei Treptow die Große Berliner Pferdeeisenbahngesellschaft richtete auf ihrer Linie Zoologischer Garten-Ausstellung elektrischen Betrieb ein, ebenso für eine zweite Linie vom Tönhofsplatz durch die Ritterstraße nach der Aufstellung. Die Einführung des elektrischen Betriebs auf den übrigen Pferdebahnlinien steht bevor. Um den Verkehr nach der Berliner Gewerbeausstellung (s. d.) in Treptow bewältigen zu können, wurde 1. Mai 1896 seitens der Staatsbahnverwaltung der neu errichtete Bahnhof "Ausstellung" an der Görlitzer Eisenbahn dem Verkehr übergeben und 16. Okt. 1896 wieder geschlossen. Innerhalb der Ausstellung wurde im Mai 1896 eine 3,5 km lange elektrische Eisenbahn in Betrieb genommen, ebenso befand sich auch daselbst eine Stufenbahn (s. d., Bd. 15). Der im Bau befindliche Tunnel unter der Spree zwischen Treptow und Stralau soll zur Aufnahme der ersten elektrischen Untergrundbahn in Berlin dienen, die dann auf dem rechten Spreeufer durch Stralau, die Stralauer Allee und die Mühlenstraße nach dem Schlesischen Bahnhofe fortgesetzt werden soll. Die Gleislänge sämtlicher Straßenbahnen beträgt 1896 rund 500 km (350 km Streckenlänge), auch haben mehrfach Verhandlungen zwischen den beteiligten Behörden und Gesellschaften stattgefunden, um auf sämtlichen Pferdebahnen den elektrischen Betrieb einzuführen.
Der Wasserverkehr ist sehr bedeutend und nimmt fortwährend zu. Er betrug 1895 (die nahe B. liegenden Vororte sind nicht mit notiert):
Wasserverkehr Personendampfer Schleppdampfer Güterdampfer Zahl Ladung t Unbeladene Güterdampfer Segelschiffe Zahl Ladung t Unbeladene Segelschiffe Floßholz t Insgesamt t
Ankunft 7344 5466 4838 44173 628 31869 4596614 2677 10063 4650850
Abgang 7343 5467 618 33839 13 3871 448471 29055 - 482310
Durchgang - 93 2 80 - 3230 480607 836 2828 483515
^[Additionslinie]
Zusammen 14687 11026 5458 78092 641 38970 5525692 32568 12891 11
Weniger, als erwartet werden konnte, hat der Durchgangsverkehr von der Oder durch den Oder-Spree-Kanal, die Spree und die Havel nach der Elbe "Hamburg) und von der Elbe andererseits nach der Spree oberhalb B. und weiter nach der Oder zugenommen. Während nämlich früher nur der südlich um B. führende Landwehrkanal und in der Stadt selbst der Spreekanal oder Kupfergraben, deren Schleusen das Passieren größerer Schiffe nicht zulassen, den Verkehr zwischen der Ober- und Unterspree vermittelt hatten, die Spree selbst aber am Mühlendamm nahe dem königl. Schlosse durch ein Wehr gesperrt war, ist seit Okt. 1894 nach Umbau dieses Wehrs und Einbau einer Schleuse daselbst in Verbindung mit Regulierung der Spree ein neuer Wasserweg, der für die Großschiffahrt bestimmt war, eröffnet worden, doch ist die Durchfahrtshöhe unter der über diese Schleuse führenden Straßenbrücke zu gering, als daß große Schiffe sie leer passieren könnten. Im Betriebsjahr 1895/96 ist der neue "Großschiffahrtsweg" von 5179 Fahrzeugen passiert worden. Der etwa gegenüber der Mündung des Luisenstädtischen Kanals durch Erweiterung einer Strecke des Landwehrkanals gewonnene neue Urbanhafen ist. April 1896 dem Verkehr übergeben worden. Er kann einschließlich des durch eine Insel von ihm getrennten 22 m breiten Hafenkanals etwa 70 Schiffe aufnehmen und ist mit leistungsfähigen, festen und beweglichen Dampfkränen ausgerüstet.
Die Oberpostdirektion B. hat (1895) 117 Post- und 93 Telegraphenanstalten (davon 79 mit Postanstalten vereinigt), 61 Paketannahmestellen und 1038 Briefkasten. Rohrpostanstalten sind 48 vorhanden (mit etwa 90 km Länge), die 446655 Briefe und 593914 Karten beförderten; ferner 2 Telegraphen- und 6 Fernsprechämter. Die Länge des Leitungsnetzes der Fernsprecheinrichtung beträgt 66588 km. Anzahl der Fernsprechstellen 30004, darunter 31 öffentliche. Anzahl der Teilnehmer 23977. Stattgehabte Verbindungen 141367409. Im Postverkehr der Stadt B. kamen 1895 zur Beförderung:
Sendungen Im Ausgang Im Eingang
Briefe, Karten, Drucksachen und Warenproben 205041538 286751244
Zeitungsnummern 12144314 308664560
Pakete ohne Wertangabe 7824327 15046401
Telegramme 3211645 3640400
Wertsendungen wurden 1895 befördert:
Wertsendungen Im Eingang Anzahl M. Im Ausgang Anzahl M.
Briefe u. Pakete 932550 - 970969 -
Postanweisungen 11035549 594806144 5366258 328702637
Nachnahmen 808444 6117800 2470468 29869554
Postaufträge 158687 21092422 618394 34778504
Litteratur. Lindenberg, B. als Kleinstadt (Berl. 1893); ders., B. in Wort und Bild (ebd.