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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dynamometamorphismus
eine einzige große Spule. Dies ergiebt die beste
magnetische Disposition, resp. Wirkung; 3. B. sind
für mittlere und grohe Maschinen nur 0,5-1 Proz.
ihrer Leistung für die Magneterregung erforderlich,
aber das Gewicht des Magnetrades wird so erheblich,
daß man bei ganz großen Maschinen die bekannte
sternförmige Anordnung der Magnete vorzieht. Mit
Rücksicht aus den gleichzeitigen Betrieb von Glüh-
lampen, Bogenlampen und Motoren ist bei Wechsel-
strom eine hohe Polwechselzahl erforderlich; in
Deutschland ist sie allgemein üblich mit 100 pro
Sekunde festgesetzt. Für langsam laufende Maschi-
nen, die mit Dampfmaschinen direkt gekuppelt sind,
ergiebt dies eine ziemlich grohe Polzahl, z. B. bei
100 Touren pro Minute 60 Pole. Der zur Er-
regung der Magnete erforderliche Gleichstrom wird
bei kleinen und mittelgroßen Maschinen meistens
von kleinen Gleichstrommaschinen entnommen, die
mit der Achse der Wcchselstrommaschine direkt ge-
kuppelt sind, wie dies Fig. 2 der Tafel zeigt. In
grohen Wechselstromanlagen sind meistenteils be-
sonders angetriebene Erregermaschinen vorhanden.
Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. 5.
Das über Wechselstrommaschinen Gesagte gilt
auch für Drehstrom, der ja nichts weiter ist als
ein Mehrphasenwechselstrom; während bei reinem,
sog. Einphasenwechselstrom die Ableitung des
Stroms an zwei Stellen des Ankers geschieht, die
um 180" voneinander liegen (wie in vorstehender
Fig. 3), treten beim Zweiphasenstrom noch zwei Ab-
leitungen hinzu, die von jenen um 90" verschoben
sind (Fig. 4). Bei Dreiphasenwechselstrom, der spe-
ciell als Drehstrom bezeichnet wird, mühten demnach
sechs Ableitungen vorhanden sein. Da aber die
Summe der drei abzuleitenden Ströme gleich 0
ist, so kann jede der drei Leitungen abwechselnd die
Rückleitung für die zwei übrigen bilden, d. h. es sind
statt sechs nur drei Ableitungen erforderlich lFig. 5>.
Man kann also von einem rotierenden Anker Ein-
und Mehrphasenwechselströme und auch Gleichstrom
abnehmen, wenn zu diesem Zweck die entsprechende
Anzahl Schleifringe und ein Stromabgeber ange-
ordnet sind. Solche Maschinen sind vielfach für La-
boratorien ausgeführt. - Vgl. Kapp, D. für Gleich-
und Wechselstrom und Transformatoren. Deutsche
Ausgabe von Holborn und Kahle (Berl. 1894).
Dynamometamorphismus igrch), Dislo-
kation s metamorph ismus,Pressionsmeta-
morphismus, Friktionsmetamorphismus,
Stauungsmetamorphismus, tektoni scher
Mctamorphismus, Metapepsis, Bezeichnung
für die Veränderungen, die durch den gebirgsbilden-
den Druck in den Gesteinen, sowohl den Sediment-
massen als den krystallincn Schiefem als den massi-
gen eruptiven Erstarrungsgesteinen und deren Tuffen
hervorgebracht werden. Diese Veränderungen an
den Felsarten geben sich zum Teil kund durch eine
Lösung der Kohäsion der ganzen Gesteinsmasse als
solcher, durch eine Entstehung von Klüften oder
klaffenden Spalten oder auch nur von allerfeinsten
Sprüngen, welche vielfach im Laufe der Zeit durch
neue darin abgesetzte Mineralsubstanz wieder zuge-
heilt werden, so dah in diesem letztern Falle der Zu-
sammenhalt des Gesteins felbst jetzt ununterbrochen
erscheint. Aber auch die einzelnen mineralischen
Gemengteile des durch den Druck mechanisch beein-
flußten Gesteins erleiden eine Veränderung ihres
Zusammcnyangs, ihrer Gestalt und ihres Gefüges.
Bald handelt es sich, als geringstes Maß der Wir-
kung, nur um eine Veränderung der Molekularstruk-
tur, die sich in dem Auftreten optischer Anomalien,
z. V. in der sog. undulösen Auslöschung, ausspricht.
Andererseits werden die Mineralindividuen infolge
des Drucks gestaucht, gebogen, geknickt, die Fossil-
reste verzerrt, Gerölle in Konglomeraten geradezu
ausgewalzt und einseitig in die Länge gestreckt. Wird
die Grenze der Elasticität überschritten, so zerbrechen
die Krystalle innerhalb des Gesteins in einzelne
gegeneinander verschobene Stücke, zerlösen sich zu
Brocken oder werden zu förmlichem breccienartigem
Schutt zermalmt (Kataklase). Bei diesen natürlichen
Pressionsvorgängen kann sich an dazu geeigneten
Mineralien, z. B. Kalkspat, Feldspat, auch eine früher
nicht vorhanden gewesene Zwillingsbildung sekundär
entwickeln oder ein Durchsetztwcrden von Zügen
mikroskopischer Flüssigkeitseinschlüsse ausbilden.
Kaum je weisen die mechanisch beeinflußten Ge-
steine völlig genau denselben Mineralgehalt auf wie
die von dieser Wirkung unberührt gebliebenen. Die
durch die innerliche Zennalmung erzeugten unzähli-
gen feinen Spältchen dienen als Absatzstätten für
nasse Infiltrationen von Substanzen, welche durch
die Sickerwasser zugeführt werden oder als Lösun-
gen aus dem Gestein felbst stammen. Hand in Hand
mit der mechan. Zerstörung der Gesteine gehen aber
andererseits vielfach auch chem. Prozesse, welche sich
in der Umwandlung der vorhandenen Mineralien
und in Neubildungen aussprechen, wobei sich die
neu entstandenen Substanzen häufig augenscheinlich
gemäß der mechan. Bewegung gruppiert haben, wie
sie sich in der Zertrümmerung und Ausreckung der
Gemengteile kundgiebt. So liefern die Kalifeld-
spate der kieselsäurereichern Gesteine außerordent-
lich oft Anlaß zur Neubildung vonSericit, die kalk-
baltigen der basischern zu solcher von Epidot oder
Zoisit; unter den neu entstehenden Feldspaten scheint
der Albit vorzuwalten. Aus dem Augit geht neu
gebildeter Strahlstein, Uralit, Epidot, Chlorit, aus
der Hornblende Chlorit, aus Olivin filziger, heller
Amphibol, aus dem Titaneisen Titanit hervor; neu
gebildeter Quarz spielt eine große Rolle. So kann
es geschehen, daß ein dem Gebirgsdruck ausgesetztes
Gestein einen gänzlich neuen Mineralbestand ge-
winnt: ein Diabas oder Gabbro kann zu einem
Aggregat von Albit, kalkreichem Plagioklas, Strahl-
stein, Chlorit, Epidot, Zoisit, auch Quarz und Calcit,
Titauit, werden. Doch ist es nicht wahrscheinlich,
dah bei allen diesen Um- und Neubildungen, was
deren eigentlichen Vorgang betrifft, der Druck als
solcher eine direkte und wesentliche Rolle spielt: die
Gebirgsprcssungen haben vielmehr wohl nur das
Gestein in einer für das Eintreten der auch ohne
Druck erfolgenden allgemeinen Umwandlungspro-
zesse möglichst geeigneten Weise präpariert und dis-
poniert, indem durch die tausendfältigen innerlichen
Zerbrechungen i im Gegensatz zu dem unbetroffenen
Gestein) dem Wasser ganz unzählige Angriffspunkte
geboten und auch Räume für Neuabsatz beschafft
wurden. Zugleich wird dem gepreßten Gestein oft