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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Eisenbrücken - Eisenzölle
nordamerikanischen sog. V68tidul61raiu8 eingerich-
teten Schnellzüge, die ein Durchschreiten des ganzen
Zuges gestatten. Die Wagen stehen harmonika-
artig durch ausziehbare Galerien, Metallrahmen,
die von Lederbälgen umgeben sind, miteinander in
Verbindung und haben Seiten- und Mittelgänge.
In den Zügen befinden sich, soweit nicht besondere
Speisewagen mitlaufen, Küchen- und Wirtschafts-
cinrichtungen, die das Speisen im Wagen ermög-
lichen. Die Plätze sind numeriert; für den Platz ist
eine besondere Gebühr von 2 M. in der I. und II.
Klasse und 1 M. in der III. Klasse (bis 150 km die
Hälfte der Gebühr) zu zahlen. Die V-Züge siud auf
den preuh. Staatsbahnen fortdauernd vermehrt wor-
den; im Sommer 1896 fuhren im ganzen 18 Paare.
Seit derselben Zeit verkehrt wöchentlich einmal ein
direkter Luxuszug (Nord-Expreßzug) mit nur I. Klasse
zwischen Paris und Petersburg in rund 48 Stunden.
"Eisenbrücken, s. Brücke.
Gisencarbtbe, Verbindungen des Eisens mit
Kohlenstoff. <S. Carbide.) Eisen vermag bei hoher
Temperatur beträchtliche Mengen Kohlenstoff aufzu-
nehmen, wobei das weiche dehnbare Metall hart,
spröde und leichter schmelzbar wird. (S. Eisen, Bd. 5,
und Eisenerzeugung, Bd. 5.) Dabei entstehen ver-
schiedene Verbindungen-, die kohlenstoffreichste ist sil-
berweiß, blätterig-krystallinisch, sehr hart und spröde.
Sie ist nach der Formel ^6^ zusammengesetzt und
enthält 6 Proz. Kohlenstoff (Spiegeleisen oder weißes
Gußeisen). Im grauen Gußeisen findet man zuweilen
eine in Oktaedern krystallisierende Verbindung ^6^.
Beim Erstarren des geschmolzenen kohlehaltigen
Eisens scheidet sich unter Umständen ein Teil des
Kohlenstoffs als Graphit aus. Wenn das Erstarren
unter bohem Druck stattfindet, so krystallisiert der
Kohlenstoff teilweife als Diamant (s. d.). Durch
Schmelzen von Ferrocyankalium erhält man neben
Cyankalium, das durch Wasser auszulaugen ist,
ein noch kohlenstoffreicheres schwarzes Kohleeisen,
1^2. Löst man ein kohlehaltiges Eisen in Salz-
säure, so bleibt der als Graphit oder Diamant
vorhandene Kohlenstoff ungelöst zurück, während
der chemifch gebundene Anteil in Gestalt von
Kohlenwasserstoffen entweicht.
* Eisenerzeugung. Für 1895 wird die Ge-
samtförderung von Eisenerzen zu etwa 70-71 Mill.t
geschätzt, deren Hauptanteile aus Großbritannien,
die Vereinigten Staaten von Amerika, Deutsch-
land, Spanien und Schweden entfallen. Für
Deutschland (mit Luxemburg) betrug die Erzgewin-
nung im 1.1893: 11457 533 t, 1894: 12 392 065 t,
1895: 12 349 595 t. Zur Trennung der Eisen-
erze von Bleiglanz und Kupferkies sowie von Gang-
arten bedient man sich in einzelnen Fällen des
Elektromagneten (magnetische Aufbereitung).
Die von der chem. Industrie in ungeheuren Massen
zur Verfügung stehenden Purpurerze (das sind
die Rückstände der abgerosteten Schwefelkiese) bieten
wegen ihres lockern Zustandes der weitern Ver-
hüttung Schwierigkeiten. Sie müssen deshalb in
Stückform gebracht werden. Dies geschieht dadurch,
daß sie im Ofen niedergeschmolzen oder mit den
Rückständen der Anilinfabriken, mit Lamingscher
Masse oder Thon zu Eisenerzbriquetts umgeformt
werden. Um den durch Strahlung verursachten
Wärmeverlust zu vermindern, wird neuerdings der
Naum des Hochofens vergrößert und zur Erhöhung
der Temperatur die Luft (Wind) bis auf 800-1000"
vorgewärmt, bei welcher Temperatur sich der Koks
entzündet. Auf diese Weise ist eine Beschleunigung
des Anblasens und des ganzen Hochofenbetriebes
ermöglicht. Um das Roheisen schwefelfrei zu erhal-
ten, läßt man 80-120 t im flüssigen Zustande in
besondern Gefäßen (Mischern) erstarren, wobei sich
der Schwefel mit dem darin enthaltenen Mangan
als Schwefelmangan oben abscheidet und von der
darüber lagernden Schlacke aufgenommen wird
(Mischprozcsi). Bei der weitcrn Verarbeitung
des schmiedbaren Eisens ist die Anwendung der
Elektricität zu erwähnen. Um Lücken und Nisse aus-
zufüllen, wird nach Slavianon das Metall mit dem
einen Draht einer Dynamomaschine verbunden, mit
dem andern ein dünner Eisenstab. Bei einer ge-
wissen Annäherung bildet sich ein Lichtbogen, unter
dessen Einfluß der Stab zu schmelzen beginnt und
die Risse und Lücken ausfüllt.
Statistisches. Die Erzeugung, Ein- und Ausfuhr
von Roheifen (in Tonnen) betrug in Deutschland:
Roheisen
1893
1895
Erzeugung.
Einfuhr . .
Ausfuhr. .
4 980 600
5 330 039
215 376
212 567
178 328
274 362
5 475 639
200 313
281911
Die Herstellung, Aus- und Einfuhr von Eisen-
fabrikaten (in Tonnen) betrug in Deutschland:
Eisenfabrikate
1893
1894
1895
Schweißeisen.......
1177 661
1 138 816
1 086 423
Flußeisen........
3 163 442
3 641224
3 857144
Gußeisen........
1 050 231
1 121190
1 160 284
Gesamtproduktion ....
5 439 480
5 958 156
6 103 851
Wert......Mill.M.
637,75
700,11
720,00
Einfuhr .........
58 946
57 748
57 917
Ausfuhr.........
985 998
1 165 088
1 245 909
Nach Rentzsch betrug die Roheisenerzeugung und
der Verbrauch pro Kopf der Bevölkerung im 1.1891:
Länder
Großbritannien . .
Deutschland . . ,
Frankreich . . . .
Qsterreich-Ungarn ,
Belgien.....
Schweden . . . .
Schweiz . .
Rußland . .
Nordamerika
Produktion
192,0
105,5
53,3
23,1
124,8
92,0
0,7
0,3
9,9
98,1
Verbranck
^3
I20(etwa)
73,0
44,1
27,3
63,1
11,9
82,7
14,8
99.0
Seit Mitte 1895 ist im Geschäftsgang und den
Preisen der Eisenindustrie ein Aufschwung zu ver-
zeichnen. - Vgl. Gemeinfaßliche Darstellung des
Eisenhüttenwesens, hg. vom Verein deutscher Eisen-
hüttenleute in Düsseldorf (3. Aufl., Düsseld. 1896).
Gisenfluat, s. Fluate.
* Gisenzölle. Sehr empfindlich für die deutsche
Industrie ist die Erhöhung der russischen E., die be-
sonders für Roheisen und Eisen- und Stahlwaren
seit 1882 schrittweise erfolgt ist und zu den 1893 er-
lassenen Maximal- und Minimalsätzen führte. Dem
Handelsvertrag mit Deutschland vom 10. Febr. 1894
zufolge trat wieder eine Ermäßigung für Gußeisen
auf 30 Kopeken, für Band- und Sorteneisen und
Stahl auf 50 Kopeken ein, und auch die andern E.
erfuhren zumeist Hcrabminderungen, die nunmehr
auch Österreich Ungarn zu gute kommen.
Die Übersicht auf S. 366 giebt die Mitte 1894
geltenden Zollsätze in Mark für 1 t an: