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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gasglühlichtversicherung - Gates
die Konkurrenzfabrikate selbst noch wesentlich billi-
ger geliefert werden.
Die Glühkörper werden so hergestellt, dah das als
Strumpf bezeichnete Baumwollgewebc mit den Nitra-
ten seltener Erden getränkt wird; von diesen kommt
jetzt hauptsächlich Thorium und in geringer Menge
Cer in bestimmter Mischung zur Verwendung. Die
mit der Lösung dieser Erden getränkten Strümpfe
werden vor der Verwendung "abgebrannt", d. h. das
Gewebe verbrennt und es bleibt ein Skelett von
Oxyden der Erdmctalle zurück. Durch Glühen über
einer Gebläseflamme wird derStrumpf in eincfürdie
Lichtstrahlung möglichst günstige Form gebracht; er
schrumpft und sintert dabei zusammen und erlangt
so viel Festigkeit, daß er auf den Brenner aufgesteckt
werden kann und auch transportfähig ist, wahrend die
frühern Fabrikate so zerbrechlich waren, daß sie beim
Transport oder bei der .Handhabung sehr leicht in
Staub zerfielen. Als mittlere Brenndauer kann jetzt
500 Brennstunden angenommen werden. Durch die
Massenfabrikation von Glühkörpern wurde der Be-
darf an Thorium immer größer; doch hat man in
dem in den Golddistrikten von Südcarolina vor-
kommenden und früher beiseite geworfenen Monazit-
sande ein ausgiebiges Rohmaterial für die Her-
stellung der Glühkörper gefunden.
Während ein Schnittbrenncr 16 Normalkerzen
Lichtstärke entwickelt und dazu stündlich 150 1 Gas
braucht, erzielt man beim G. mit 100-110 1 eine
durchschnittliche Helligkeit von 50 Kerzen; oder für
1 Kerze braucht man stündlich im (^chnittbrenner
<>,? 1, im G. nur 21 Gas, so daß im G. das Leuchtgas
säst fünfmal so gut ausgenutzt wird als im Schnitt-
brenncr. Da auch die "Menge der Vcrbrennungs-
produkte und der Verbrennungswärme entsprechend
geringer ist als bei der frühern Gasbeleuchtung, und
da auch die strahlende Wärme erheblich geringer beim
G. ist, so sind die hygieinischen Nachteile der ältern
Gasbeleuchtung durch das Auerlicht auf ein bedeu-
tend geringeres Maß reduziert worden.
Für Straßenbeleuchtung findet das G. steigende
Anwendung, nachdem man die Zerbrechlichkeit der
Glühkörper bedeutend verringert und die zum Schutze
derselben dienenden Laternen verbessert, sowie eigene
Zündvorrichtungen für diese Laternen konstruiert
hat. Dadurch ist es möglich geworden, die für
verkehrsreiche Städte nicht mehr genügende ge-
wöhnliche Gasbeleuchtung entsprechend zu ver-
bessern, so daß man in vielen Fällen von der zwar
schönen, aber auch kostspieligen elektrischen Bogcn-
lichtbeleuchtung absehen kann. Durch Vereinigung
von mehrern Brennern in einer Laterne können auck
stärkere Lichtesfekte von mehrcrn hundert Kerzen er-
zielt werden.
Das G. findet wegen seines Reichtums an aktini
schen Strahlen auch in der Photographie Anwendung
für Aufnahme bei künstlicher Beleuchtung. - Vgl.
<5cntsch, G., dessen Geschichte, Wesen und Wirkung
<Stuttg. 1895).
Gasglühlichtversicherung, die Versicherung
Hcgen Schäden, die durch das Brechen der Glüh-
lörper (Strümpfe) oder der Brenner infolge Unacht-
samkeit in der Behandlung entstehen. Die neu-
begründete "Deutsche Gasglühlicht-Versicherungs-
gesellschaft Orthausen 6 Co. in Hamburg" über-
nimmt die G.
Gashammer, ein mechan. Hammer,bei welchem
der Hämmerbar durch Gasexplosion bewegt wird.
Der erste von James Bobson erfundene G. wurde
im 1.1885 auf der IiivcntioiiZ ^xliidition in Lon-
don ausgestellt. Die von Pinkney verbesserte Kon-
struktion arbeitet in der Weise, dah durch die Ex-
plosion ein Hammerkolben nach unten geworfen
wird, während die Aufwärtsbewegung mittels Spi-
ralfeder erfolgt. Der Cylinder, in dem der Kolben
fich bewegt, ist so lang, daß er oberhalb noch Be-
wegungsraum für das Spiel eines Steuerkolbens
enthält. Dieser hat die Aufgabe, das für die Ex-
plosion nötige Luft- und Gasgemisch anzusaugeu
und die Vcrbrennungsrückstände zu entfernen. Zu
dem Zwecke enthält er mehrere nach oben sich öff-
nende Tellcrventile, die beim Abwärtsbewegen des
Steuerkolbens sich öffnen und die Rückstände durch
sie hindurch nach einer Öffnung in das Freie ent-
weichen lassen. Beim Aufwärtsgange dagegen saugt
er das Gas- und Luftgemifch an. Die Bewegungen
werden durch einen Steuerhebel mittels Hand her-
vorgebracht. Die Entzündung erfolgt stets erst im
letzten Augenblicke des Aufwärtsgauges des Eteuer-
kolbcns, wenn derselbe die Austrittsöffnung ge-
schlossen hat, wobei sich ein Spitzventil von der über
den Hammerkolben im Cylinder befindlicken Öff-
nung abbebt und eine davor befindliche Flamme
mit dem Inhalt in Berührung treten läßt. Durch
verringerte Abwärtsbewegung des Steuerkolbcns
und dadurch bedingtes Einsaugen eines geringern
Gas- und Luftgemifches können die Schlagstärken
nach Bedarf vermindert werden.
Der neueste von D. Clcrk erbaute Hammer ist
doppeltwirkend, insofern der Hammerkolben durck
den Druck der explodierenden Gasgemische sowohl
aufwärts wie auch abwärts getrieben wird. Zu dem
Zwecke benutzt Clerk einen seitlich gelegenen beson-
dern Ladccylinder, in welchem der Eteuerkolben
spielt, der die Aufgabe hat, das erforderliche Gas-
und Luftgemisch anzusaugen und dem Arbeits-
cylinder zuzuführen.
Eine größere Verbreitung haben die G. auf dem
Festlande noch nicht gefunden. Jedoch ist kleinern
Gasschnellhämmern eine Bedeutung für das Klein-
gewerbe jedenfalls an den Orten beizulegen, wo An-
i'chluß an Gasleitungen leicht möglich ist.
^Gasparin, AaMor Etienne, Graf von. Seine
Gattin, Valerie Boissier, Gräfin von G., starb
18. Iuui 1894 in Genf.
Gastrodiaphanie(grch.),Mag end urch leuch-
tung, wird mit einem in den Magen eingeführten
elektrischen Glühlämpchen ausgeführt (s. Beleuck-
tuugsapparate, medizinische, Bd. 2). Sie wird in
neuerer Zeit zur Diagnostik von Magen- und
Baucherkrankungen im allgemeinen empfohlen, doch
ist der Wert dieser ganz ungefährlichen und an und
für sich einfachen Untersuchungsmethode noch nicht
allseitig anerkannt.
Gates (spr. gehts), Horatio, nordamerik. General,
geb. 1728 in Malden in Esser, trat früh in die Armee
ein, nahm teil an dem brit.-franz. Kolonialkrieg und
wurde bei der Niederlage am Monongahela ver-
wundet. Nach dem Frieden von 1763 erwarb er
eine Pflanzung in Virginien. Beim Beginn des
amerik. Befreiungskrieges 1775 trat er auf die
Seite der Kolonien und erhielt mit dem Range eines
Vrigadegencrals im Juni 1776 das Oberkommando
über die Truppen, die sich aus Canada zurück-
gezogen hatten. Im nächsten Jahre erzwang er am
17. Okt. die Übergabe des Vurgoyneschen Korps
bei Saratoga. Im Winter 1777/78 beteiligte er
sich an der berüchtigten Cornwayschen Kabale gegen