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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Genée (Richard) - Genfer Konvention
Kalifornien führte. Dort in San Francisco grün- ^
dete sie ein deutsches Thcaterunternehmen und
leitete dasselbe 15 Jahre hindurch mit glänzendem
Erfolge. 1884 kehrte sie nach Europa zurück, gastierte
in Ems, Wiesbaden und Cassel vor Kaiser Wilbelm
auf dessen Wunsch in einigen ältern komiscken Cha-
rakterrollen, ging dann aber mit cinem^Gast-En-
semble wieder nach San Francisco. Seit 1891
lebt sie als dramat. Lehrerin in Berlin.
^ Genöe, Richard, starb 15. Juni 1895 in Baden
bei Wien.
^ Generalkommission. Für die Provinz Ost-
preußen ist durch Gesetz vom 23. März 1896 eine
besondere G. in Königsberg errichtet worden.
Generalkommifsion der Gewerkschaften
Deutschlands, s. Gewerkvereine.
^ Generaloberst. G. sind gegenwärtig (1897)
die Großhcrzöge von Baden und Sachsen, Fürst
Bismarck, Generaladjutant Freiberr von Loe, Ober-
befehlshaber in den Marken, und Graf Waldersee,
kommandierender General des 9. Armeekorps, sämt-
lick von der Kavallerie.
^ Generalquartiermeister. Die Stelle eines
G. ist für die preuß. Armee seit 18. April 1890
wieder geschaffen worden, indem der älteste Ober-
qnartiermeistcr in der Charge eines Generals der
Infanterie zum G. ernannt wurde. Der G. ist der
ständige Vertreter des Chefs des Generalstabes der
Armee und zur Zeit (1897) auch Chef der Landes-
aufnahme. (S. Generalstab.)
^ Generalstab. Die frühere Geograpbifch-Sta-
tistiscke Abteilung ist 1894 anfgelöst worden. Die
von ihr bewirkte Sammlung geogr.-statist. Nach-
richten geschieht neuerdings durch die einzelnen Ab-
teilungen, die die betreffenden Länder bearbeiten;
die Herstellung der ausländischen Kriegskarten er-
folgt durch die Kartographische Abteilung. Je 2-
3 Abteilungen des Großen G. sind einem Oberquar-
tiermeister unterstellt.
Unter den neuern Veröffentlichungen des G. sind
noch besonders erwäbnenswert die "Militär. Werke"
Moltkes (5 Bde., Verl. 1892 - 96). Von der
neuen Bearbeitung: "Die Kriege Friedrichs d. Gr."
sind der Erste und Zweite Echlesische Krieg erschienen
<5 Bde., Berl. 1890-96).
DampffchiffahrtsgesellschaftinLondon,besitzt 50See-
dampfer mit 49 347 t. Drei Schiffe sind (1896) im
Bau. Auck ist die Einrichtung getroffen, daß die
Linie zweimal wöchentlich und zwar Mittwochs und
Sonnabends um 12 Uhr nachts Dampfer von Zam-
bnrg nach der Themse abgehen läßt, die speciell für
den Passagierverkehr bestimmt und sebr elegant ein-
gerichtet sind. Diese Dampfer gehen nur bis Ips-
wick, woselbst die Passagiere gelandet und per Bahn
nach London weiter befördert werden.
Generalversammlung der deutschen Ka-
tholiken, s. Katbolikentag, Deutscber.
^ Generosobahn. Die Bahn wurde 4. Okt. 1893
sür 467000 Frs. an den Besitzer eines Hotels auf
dem Montc-Gencroso versteigert.
Genesis, altsächsische, eine Genesisoichtnng
in altsächs. Mundart, von der drei Fragmente 1894
in der Vatikanischen Bibliothek entdeckt wurden.
<S. Altsächsisch.)
*Genf. 1) Kanton, hatte 1888 eine Wohnbevöl-
kerung von 105509 E., darunter 12 317 Deutsche,
2579 Italiener, 97 Nornanen. Einwobnerzabl der
Bezirke:
Bezirke
! Ein- !
> wohner
Evan-
gelische
Stadtbezirk (Vilio!
66 Oen^v") . . > 52 043
Rechtes Ufer (Mve >
droite) . . . . , 11727
Linkes Ufer (Ilive!
L-incUe) .... 41 739
28 588
5 671
16 716
Katho-
liken
22 035
5 914
24 343
Israe- Z
liten , Z
541 , 879
66 l 76
94 531
Am 1. Dez. 1894 bestanden 217 Fabriken mit Mo-
toren von 1702 Pferdestärken und 5206 Arbeitern
und Arbeiterinnen, darunter 510 (309 männliche,
201 weibliche) unter 18 Jahren. In das Handels-
register waren 4327 Firmen eingetragen. Der Genfer
Handels- und Industrievcrein zählt 1100 Mitglie-
der; Vorstand desselben ist die Genfer Handels-
kammer. Durch Gefetz vom 12. Jan. 1895 führte
der Kanton das fakultative Referendum in Gemeinoe-
sachcn ein. Außer den 4 Friedensrichtern besteht
ein Gericht erster Instanz mit 5 Kammern, deren
fünfte Handelskammer ist. Bei den Rekrutenprü-
fungen 1894 nahm der Kanton den dritten Rang
unter 25 ein; von je 100 Geprüften hatten 34 in
mehr als 2 Fächern die beste und nur 6 in mehr als
1 Fache die schlechteste Note. 1894 wurden die 60
Primärschulen von 4122 Schülern und 4017 Schü-
lerinnen besucht; in 61 Kleinkinderschulen wurden
von 126 Lehrerinnen 4184 Kinder, in 11 Sekundär-
schulen 160 Schüler und 143 Schülerinnen unter-
richtet. - 2) Stadt, hatte 1888 eine Wohnbevölkerung
von 52043 E., darunter 8126 Deutsche, 1454 Ita-
liener, 61 Romanen. Die Zahl der Studierenden
betrug 1895 96: 691 (125 weibliche), der Hörer 229
(55); unter erstcrn waren 447 (87) Ausländer. Auf
die tbeol. Fakultät entfielen 63, auf die juristische
91, auf die medizinische 243 und auf die philoso-
phische 109 Studierende. 1896 fand in G. eine eid-
genöfsische Landesausstellung und eine internatio-
nale Bricfmarlenausstellung statt.
^ Genfer Konvention.' Die G. K. vom 22. Aug.
1864 ist schon öfter Gegenstand auf ihre Verbesserung
abzielender Verhandlungen gewesen (preuß. Sani-
tatskonfcrenz, Dclegiertenversammlung der deutschen
Hilfsvereine zu Würzburg und Parifer Konferenz
von 1867, Genfer internationaler Kongreß vom Okt.
1868, Brüsseler Konferenz von 1874); einen neuen
Versnck in dieser Richtung stellt die Konferenz dar,
welche die schweiz. Sanitätsstabsoffiziere 21. Mai
und 16. Juli 1892 zu Ölten unter dem Vorsitz des
Cbefs des Hilfsvereinswesens, Munzinger, abhielten
nnd in welcher sie nach dem Referat des Korpsarztes
des 2. schweiz. Armeekorps, Obersten Bircher, den
Entwurf einer Revision der G. K. in 9 Artikeln an-
nabmen. Derselbe hat darum besondere Bedeutung,
weil er von dem schweiz. Bundesrat auf Antrag der
Konfcren; zwecks Anbahnung einer internationalen
Verständigung aufgenommen und zunächst zur Ve-
bandlung der Frage eine besondere Kommission be-
stellt wurde. Der Entwurf beseitigt vor allem einen
dcrHauptfehlcrdergcltcndcnKonvcntion, die schlechte
Fassung; er giebt ihr mit einfachem und präcisem
Ausdruck eine übersichtliche, systematische Form, so
daß der Stoff von dem gemeinen Soldaten leichter
! auswendig gelernt werden kann. Die öftere Nicht-
> beachtung der G. K. im Kriege beruhte bisher zu
! einem nicht geringen Teil auf nicht genügender Kennt-
! nis des Inhalts, und nicht eben der letzte Grund
! hierfür war die mangelhafte Fassung. Inhaltlich
. ist der erheblichste Fortschritt des Entwnrfs, daß
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