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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Imperata - Indexziffern
Theorie der Infektionskrankheiten (s. d.) zurückge-
griffen werden. Es hat sich dort ergeben, daß die
Krankheitserreger nur desbalb im lebenden Körper
zu wuchern vermögen, weil sie mit Angrifssstoffen,
Lyfinen, ausgerüstet sind, welche die bakterien-
feindlichen Stoffe des normalen Organismus, die
Alexine, neutralisieren. Im immunen Organis-
mus müssen also offenbar unter dem Einfluß der
überstandenen Krankheit oder des Hmmunisierungs-
prozesses Stoffe gebildet worden sem, die die Lysine
neutralisieren und diedemnach<vonKruse) als 3lnti-
lysine bezeichnet werden. Man könnte in scheinbar
einfacherer Weise die I. auch durch einen stärkern
Alexingehalt der Gewebe und Säftemasse des im-
munen Organismus erklären: doch ist dies deshalb
unzutreffend, weil es sich bei der I. stets um eine
ganz specifische Wirkung handelt, die sich nur auf
die betreffende überstandene Infektionskrankheit,
nicht auch gegen andere, felbst sehr nahe verwandte
erstreckt; zur Erklärung einer solchen Wirkung sind
offenbar nur ebenfalls ganz specifisch wirkende Stosse,
eben die Antilysine, nicht die allgemein gegen jedes
Vakterienprotoplasma feindlichen Alexinezureichend.
Außer der Vernichtung der pathogenen Mikroben
durch Vermittelung der Antilysine und Alexine ist
aber offenbar noch ein anderer Weg der Erklärung
für die I. möglich und für alle die Fälle einzuschla-
gen, in denen es sich nicht um eineI. gegen lebendes
Virus, sondern gegen gelöste Gifte handelt; hier
können die bei der I. wirkfamen Substanzen offenbar
nur folche sein, welche diese Gifte neutralisieren und
daher als Antitoxine bezeichnet werden. Beson-
ders überraschend kommt dieser Unterschied bei den-
jenigen Infektionskrankheiten zur Erfcheinung, bei
denen die zerstörende Wirkung nicht durch Über-
schwemmung des Organismus mit lebenden Bak-
terien, sondern durch Produktion heftiger Gifte bei
lokal ganz beschränkter Bakterienwucherung zu stände
kommt, wie z. B. bei Tetanus und Diphtherie; hier
wird durch die Anwendung des Heilserums direkt
keinerlei Beeinträchtigung der örtlichen Vermehrung
der Bakterien bewirkt, die Lysine der Bakterien
bleiben also unberührt. Trotzdem wird die krank-
heitserregende Wirkung aufgehoben, weil dieToxine,
die sich sonst im ganzen Körper verbreiten und ver-
derbenbringend wirken würden, durch Antitoxine
neutralisiert werden, und zwar werden äquivalente
Teile von Toxinen durch quantitativ genau ent-
sprechende Mengen von Antitoxinen unwirksam ge-
macht, so daß sogar eine genaue zahlenmäßige An-
gabe des Wirkungswertes eines Toxins oder Anti-
toxins möglich und bei der Diphtheritis ls. d.) auch
praktisch allgemein durchgeführt ist. Rein antitoxifchc
Wirkung tritt ferner natürlich überall da auf, wo es
sich um I. gegen leblose, unorganisierte Gifte handelt,
wie solche zuerst in den (auch für die I. gegen Diph-
therie und Tetanus) geradezu grundlegenden Ar-
beiten Ehrlichs gegen die pflanzlichen Giste Abrin,
Ricin und Robin und ganz neuerdings durch Cal-
mette, Phisalix und Vertrand gegen Schlangengift
nachgewiesen wurde. Als Beispiele von I. gegen
lebendeInfektionserreger, wobei wiederum jede direkt
antitoxische Wirkung vollständig fehlt, seien ange-
führt: die Schutzpockenimpfung, die Impfungen
Pasteurs gegen Milzbrand und Hühnercholera, die
von Pseiffer ausgeführten Immunisierungen von
Meerschweinchen gegen Cholera- und Typhusba-
cUlen, Marmoreks Versuche über eineI. gegen
^treptokolkeninfeltionen, sowie endlich aus neuester
Zeit Dersins Versuche über die Heilserumbehand-
lung der Pest (s. d.). - In allen Fällen ist die I.
eine streng specifische; dies geht so weit, daß die
Reaktion des Serums hochimmunisierter Tiere auf
Cholera- und Typhusbacillen geradezu als feinstes
differential-diagnost. Merkmal zur Unterscheidung
von übrigens außerordentlich nahe verwandten und
durch andere Mittel nicht oder nur sehr schwierig zu
differenzierenden Bacillen verwandt werden kann
lPfeifferfche Reaktion, f. Cholera). Die Spe-
cifität der Immunitätswirkung gehört als kompli-
ziertester und vollendetster Fall in dieselbe Kategorie
von Elektionswirkungen, wie solche sich auch bei an-
dern Wirkungen hochkonstituierter chem. Körper als
Fermente oder Gärwirkungen beobachten lassen.
IluperHta. ^., Pflanzengattung aus der Fa-
milie der Gramineen <f. d., Bd. 8), mit einblütiaen,
von langen Seidenhaaren umhüllten 'Ahrchen. Man
kennt fünf Arten, die über die tropische und sub-
tropische Zone der Alten und Neuen Welt verbreitet
sind. I. ai-unäwacea. 0^. bildet den Hauptbestand-
teil der Alang-Alang-Felder im Malaiischen Archipel
und wird dort auch zum Dachdecken benutzt.
Inzporial Iteration I.S2.FUS (spr. im
pihriäll fedderchsch'n lihg'), Verein zur Begründung
einer engern Verbindung zwifchen dem Vereinigten
Königreich von Großbritannien und sämtlichen brit.
Besitzungen, wurde 1884 begründet; ein 1891 er-
nannter Ausschuß berichtete 1892 über die prak-
tischen Maßregeln, durch welche der Gedanke ver-
wirklicht werden könnte. Da aber über die Ein-
zelheiten zu große Meinungsverschiedenheiten ent-
standen, erschien es zweckmäßiger, für einzelne Zweige
des Gegenstandes besondere Vereine zu begründen
und den Gesamtverein aufzulösen, was 1893 ae-
schah. Als Vereine, die die gegenseitige Annähe-
rung der verschiedenen Gebiete des brit. Reichs nach
einzelnen Richtungen erstreben, sind zu erwähnen:
^1'Iw Uniteä ^m^ire ^raä6 I^saFue und 1k6 Iin-
^krjal i^eclLi'Ätion sVßtence) Oommiws, ferner 11i6
^'it7 of I^onäon Vranck ol tbe1. ?. 1^. 1895 wur-
den die Pläne der I. ^. 1^. wieder aufgenommen
durch die Zritjzli Niupirs I^6aFU6 (Britische
Reich sliga), an deren Spitze der Herzog von
Devonshire steht und die dieselben Zwecke verfolgt.
Impfdünger, f. Stickstoffsammler.
Inden, ein Kohlenwasserstoff von derZusammen-
setzung (^Hg, der sowohl aus dem Steinkohlenteer
als auch auf dem Wege der chem. Synthese gewon-
nen werden kann. I. tst ein bei 178" siedendes Öl.
Indexziffern (engl. index nuind6i-8) nennt man
die insbesondere von A. Sauerbeck in London ver-
öffentlichten Vergleichszahlen zur Veranschaulichung
des Auf- und Niedergangs der Großhandelspreise.
Der Verfasser nimmt 45 marktgängige Waren-
gattungen, setzt den Durchschnittspreis derselben für
die zehnjährige Periode 1867-77 mit 100 ein und
findet nun durch Berechnung des arithmet. Mittels,
daß sie beifpielsweife wert waren 1873:111,1880:
88, 1885: 72,1890: 72,1893: 68,1894: 63,1895:
62. Auch die monatlichen Fluktuationen der Preife
werden auf solche Weise ermittelt und veranschaulicht.
Für die ersten 3 Quartale des 1.1896 hat Sauerbeck
die Zahl 60,4o festgestellt. Im Londoner "I^conomiZt"
werden die Marktpreise von 22 Waren, die in den I.
1845-50 in London und Manchester notiert waren,
je gleich 100, zusammen also gleich 2200 gesetzt und
hiermit verglichen für spätere Jahre z. V. folgende
Ziffern gefunden: 1870: 2689, 1880: 2538, 1890: