Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

666
Kochlowitz - Kohlensäure
Der Strom wird diesen Apparaten durch biegsame
Kabel und sog. Dreipunktkontakte, die zugleich eine
Fig. 4.
bequeme Regulierung gestatten, zugeführt. Wird
z. B. der Kontakt auf die Stifte dei ^ und d gesteckt
(Flg. 5), so geht der Strom nur durch eine Leitung
bei a und kommt durch eine Nückleitung bei d zurück;
die Wärmeentwicklung ist in diesem Fall gering, d. h.
dem geringen Stromdurchgang entsprechend; wird
der Kontakt auf d und c gesteckt (Fig. 6), so findet
der Strom zwei Leitungen für seinen Durchgang:
die Wärmeentwicklung ist also doppelt so stark; wird
der Kontakt auf a, d und o (Fig. 7) gesteckt, so ist
die Wärmeentwicklung am stärksten, und diese Stel-
lung wird benutzt, um z. B. Wasser schnell zum
Sieden zu bringen, während für dauerndes Warm-
F'g. 5.
Fig. 6.
halten eine der beiden ersten Verbindungen genügt.
Um 11 Wasser zum Sieden zu bringen, sind etwa
1,5 Hcktowattstunden erforderlich; ist der Preis der
Hektowattstunde für gewerbliche Zwecke 2 Pf., so
kostet 11 Wasser zu kochen 3 Pf., also mehr als bei
den andern unter Gasheizungsvorrichtungcn (s. d.,
Bd. 7) genannten.Heizsystemen.
Kochlowitz, Dorf im Kreis Kattowitz des preuß.
Reg.-Vcz. Oppeln, hat (1895) 3427 (5., Postagentur,
Fernsprechverbindung, kath. Kirche; Eisensteingrube
und Steinkohlenbergbau (Zeche Hugozwang).
Koedukation (lat.), das System der gemeinsamen
Erziehung beider Geschlechter, das namentlich in
Nordamerika üblich ist, wobei bis zum 19. Jahre und
darüber Mädchen und junge Männer unterschieds-
los durcheinander auf denfelben Schulbänken sitzen,
und Behandlung und Anforderungen beiden gegen-
über gleich sind. 1892 herrschte K. in sämtlichen
Staatsschulen von 32 Staaten von Nordamerika,
abgesehen von den Universitäten und Colleges; in
13 andern Staaten und Territorien ist sie offiziell
angenommen, aber noch nicht durchgeführt. Von
Artikel, die man unter K verm
den Stadtschulen haben 93,3 Proz. die K.; in ein-
zelnen größern Städten bestehen Schulen mit K.
neben solchen mit Trennung der Geschlechter.
Alle Landschulen haben K., von den Privat-
schulen gut zwei Drittel. Die erste Hochschule in
amerik. Sinn, die vor etwa 60 Jahren K. ein-
führte, war 0d6i'1in <üo1i6F6 in Ohio. 1890
hatten 65,5 Proz. der Hochschulen die K.; IIar>
vai-ä und ^oiumdik (^ollLFs haben eigene Ein-
richtungen für Studentinnen. Die K. ist nur
möglich bei der viel freiern Stellung des weib-
lichen Geschlechts in Amerika; doch sind die sitt-
lichen Gefahren, die sie mit sich bringt, groß ge-
nug, um ihr gewichtige Gegner zu schaffen. Be-
sonders groß ist die Gegnerschaft in ärztlichen
Kreisen, die mit Recht betonen, daß die K. der
weiblichen Konstitution und ihrer Entwicklung
schädlich sei. Dr. Clarke hat nachzuweisen ge-
sucht, daß die K. an der fortschreitenden Degene-
ration der Amerikanerinnen schuld sei, die in
immer höherm Maße zur Erfüllung der Mutter-
pflichtcn untauglich würden. Für die K. treten be-
sonders die Vorkümpferinnen der Frauenemancipa-
tion ein. - Vgl. Wätzold in der "Zeitschrift für
ausländisches Unterrichtswesen" (Okt. 1895).
*5töael, Rudolf, starb 2. Juli 1896 in Berlin.
^Kohlensäure. Bei Eondra, einem gothaischm,
zwischen Hörselberg und Inselsberg gelegenen Dorfe,
wurde 29. Juli 1895 bei Bohrungen nach Kalisalzen
196,70 m unter der Erdoberfläche eine Kohlensäure-
quelle entdeckt. Nach längern schwierigen Arbeiten
gelang es Ende April 1896, die Quelle abzudichten
und sie dadurch ihrer Ausnutzung entgegen zu führen.
Die Quelle liefert nach den bis-
herigen Messungen in 24 Stunden
200 Mill. 1 Gas von 10 Atmo-
sphären Druck und ist sonach eine
der stärksten, wenn nicht die stärkste
Kohlensäurequclle der Welt. Sie
liefert das Kohlensäuregas ziem-
lich rein, da sie nur verunreinigt ist
durch 1,268 Volumprozent Stick-
stosfgas, geringe Spuren von
Schwefelwasscrstoffgas und ric-
chendeKohlcnwasserstoffverbindun-
gen (Bitumen). Durch ein neues
patentiertes Verfahren des Chemi-
kers Dr. Luhmann wird das der Quelle entströmende
Gas völlig gereinigt, bevor es in den Handel gebracht
wird. Die Quelle ist Eigentum des Kohlensäure-
konsortiums Sondra. Nachdem Ende Juli 1896
der Landtag des Herzogtums Gotha die Gewinnung
natürlicher K. als ein Regal erklärt und einen
Vertrag zwischen der herzogt. Negierung und dem
Kohlensäurekonsortium Eondra genehmigt hat, wo-
nach diesem die Ausbeutung der K. übertragen
wird, erbaut das Konsortium unmittelbar an der
Thüringer Eisenbahn bei der Haltestelle Sättelstädt-
Mechterstüdt eine Kohlensäure-Kompressionsanstalt,
zu der das Kohlensäuregas der Quelle durch eine
Rohrleitung geführt wird, um hier zu flüssiger K.
verarbeitet zu werden. Diese Bauten werden so
beschleunigt, daß Anfang 1897 der Versand flüfsiger
K. beginnen wird. Die Anlage wird auf eine Pro-
duktionsfühigkeit von 300 kz flüssiger K. pro Stunde
eingerichtet, doch werden die Vorkehrungen so ge-
troffen, daß leicht eine Verdoppelung der Pro-
duktion bewirkt werden kann. Sodann ist noch der
Vertrieb von Mineralwasser in Aussicht genommen.
ißt, sind unter C aufznsnchen.