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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kongostaat
gestiegen ist. Das Kapital der Gesellschaft beträgt
mit den im März 1896 von Belgien bewilligten Zu-
schüssen jetzt 35 Mill. Frs.; die Gesamtbaukosten
(von Matadibis Leopoldville) wurden im Juni 1894
auf 56 Mill. Frs. veranschlagt.
^ Kongostaat. Grenzen. Nach dem Abkommen
des K. mit England, 12. Mai 1894, und mit Frank-
reich, 1-1. Aug. 1894, verläuft die nordöstl. Begren-
Westen angehört. Unter den eingeführten Wald-
bäumen hat sich ^iillcai-äium occiäenwls ^). starl
verbreitet, wild sind hauptsächlich Fimsarlen,
Euphorbiaceen und Leguminosen; es harrt jedoch
die Baumflora selbst am untern Kongo der genauen
Durcharbeitung, gerade wie die Gräser der Sa-
vannen und Steppen nur unvollkommen als An-
dropogon-und Pennisetumarten bekannt sind. In
^i'lni'^st'n ist ^it" H^'rMi'ilästi'lil>>? ^t"ni?in vil? NN1 H^il
ümpfen ist die Papyrusstaude gemein wie am Nil.
Folgende Pflanzen sind von den Negern in An-
bau genommen: Maniok, im K. Majakka genannt,
als häufigste Nahrungspflanze, uach dieser erst Ba-
nane (Tawe). Die Erdnuß gedeiht vortrefflich weiter
im Innern. Der Melonenbaum ist aus Brasilien ein-
znng von Iakoma am Mobaugi längs des Mbomu
bis zur Wasserscheide der Zuflüsse zum Kongo und ,
Nil (30° östl. L. von Greenwich) und wendet sich
längs derselben uach Mahagi am Albert-Njansa
und von hier aus am westl. Ufer dieses Sees und
des Albert-Eduard-Njansa nach dem Tanganika.
Die Gegend an beiden Ufern des obern Nils, zwischen ! geführt und sät sich selbst aus, sogar auf schlechtem
der Mündung des Somerset bis nördlich von Ladö, Boden. Ananas, Psidium, Tomaten liefern Obst
wurde dem 5k. pachtweise überlassen. und Reizmittel, die Gemüsekultur gelingt vortrefflich.
Pflanzenwelt. Seit zwölf Jahren ist der Streit ! Bevölkerung. Die Anzahl der Europäer betrug
über die uatürlichen Reichtümer und die Kulturfähig-
keit geführt worden, und jetzt klärt er sich allmählich
dahin, daß auch hier eine ähnliche Mannigfaltigkeit
des Geländes mit seiner Vegetationsdecke zu er-
warten ist, wie wir sie von Dcutsch-Ostafrika (s. d.)
jetzt kennen. Der übertriebenen Meinung von tro-
pischer Fruchtbarkeit und von Fülle an Plantagen-
land ist entgegen zu halten, daß der K. nur eine ge-
ringe Küstenentfaltung besitzt, und daß dieser Küsten-
strich zwischen der Mündung des Niesenstroms und
5^ no'rdl. Br. schon nicht mehr die herrlichen Tropen-
landschaften bietet, die, an der Loangoküste be-
ginnend, besonders am Ogowe im franz. Kongo-
gebiet herrschen und so die Bai von Biafra um-
kleiden. Den pessimistischen Äußerungen aber, denen
zufolge der tropische Urwald an den mittlern und
obern Nebenflüssen des Kongo nur als sog. Galerie-
oder Uferwald aufträte, während die Zwischenräume
von trocknerm Gras-und Vusckland ausgefüllt wären,
ist entgegen zu halten, daß Stanley, Emin Pascha
und Graf von Götzen im östlichsten äquatorialen
Teil des K. ununterbrochene Urwaldstrecken ange-
troffen und zum Teil durchquert haben. Der kühne
Zug von Götzen hat westlich von Ruanda, fast genau
mit deu Grenzen des K. beginnend, bis gegen das
Mündungsgebiet des Lowa hin einen ununterbro-
chenen Wald zu durchschreiten gebabt. Da nun im
nordösll. Winkel des K. an der Wasserscheide gegen
den Bahr el-Ghasal seit lange reiche tropische Urwald-
vegetation mit riesigen Wcinpalmen <Nap1iiH Non-
duNoi'uin D^tcie), Zut^i'08p6i'inuiii u. s. w. bekannt
ist, und da im südöstl. Teile des K., im Quellgebiet des
Lualaba an den dort häusigen Vergzügen alle Be-
dingungen für den tropischen Vergwalo der niedern
1896:1325.
Verwaltung. Das Budget für 1896 enthält
7 Mill. Frs. Einnahmen (darunter 1 Mill. vom
König von Belgien und 2 Mill. vom Staate Bel-
gien) und 8236000 Frs. Ausgaben. Die Schutz-
truppe besteht 1895/96 aus 6120 Mann, darunter
4000 Eingeborene. Das Gebiet ist in 15 Distrikte
eingeteilt, an deren Spitze Kommissare stehen. Es
sind dies: Banana, Boma, Matadi, Katarakte,
Stanley Pool, Kassai, Aquatorialdistrikt, Mobangi,
Uelle, Bangalas, Aruwimi, Leopold II.-See, Stan-
leyfälle, Lualaba und Ostkuango.
Handel. Die Ausfuhr betrug 1895: 10,9 Mill.
Frs., die Einfuhr 10,6 Mill. Frs.; Kautschuk, Palmöl
und Palmkerne zeigten einen bedeutenden Auf-
schwung, weniger Elfenbein. Kaffee und Kakao tre-
ten als neue Ausfuhrartikel auf. 40 Dampfer ver-
mittelten den Verkehr im mittlern Kongobecken. Von
der Kongobahn wurde die Strecke Matadi-Tumba
(189 km) 22. Juli 1896 dem öffentlichen Verkehr
übergeben.
Es bestehen zwei Ordeu: der Orden des Afri-
kanischen Sterns (s. Sternorden 3, Bd. 15) und der
Löwenorden, gestiftet 9. April 1891 in 6 Klassen;
ferner ein Dienststern, gestiftet 16. Jan. 1889 für
treue Dieuste in Afrika. 1/1895 fg.).
Vgl. Wauters, Karte des K. 1: 2000000 (Vrüss.
Geschichte. Am 25. Jan. 1894 wurde Rumalizas,
des Käuptlingsvon Ujiji, sehr starke Boma Manjema
durch Überfall genommen, und 18. März wurde den
Mahdisten, die die befestigte Stellung von Mundu
angegriffen hatten, eine schwere Niederlage beige-
bracht. In demselben Jahre wurden Grenzabkommen
mit England und mit Frankreich geschlossen <s. oben);
Region gegeben sind, so besitzt der Osten des K. that- z doch mußte der §. 3 des Vertrags mit England,
sächlich weithin ausgedehnte Flächen tropisch-immer-
grüner Regenwälder, während der Westen neben Ga-
leriewaldungen an den Flüssen auf dem porösen
Lateritboden Steppen und Vuschdickichte, in den
Niederungen echte Savannen mit Hockgräsern und
blattwechselnden Savannenbäumen (/Vä^nZoniH und
Nomdax) besitzt.
Auch im Küstengebiet ist hier die Ölpalme noch
häufig, neben ihr Gestrüppe bildende ^Iioeuix 8pi-
N08H IVlttn., seltener die hohen Fächerpalmen der
Gattung II^pkaenL; Bambusdschungel weist der
Osten in reicher Fülle auf, wo auch die Raphiapalmen
Dickichte bilden; an der Küste tritt bei Boma als
Seltenheit I^aplii". viiii^i-a. Zsali^. auf, und am
Stanley Pool erscheinen die ersten Rotanapalmcn
der Gattung lüawnniz, die in Afrika allein dem
worin diesem ein 25 kni breiter Streifen Land zwi-
schen dem Albert-Eduard-Njansa und dem Tan-
qanika verpachtet wurde, infolge des von Deutsch-
land und Frankreich erfolgten Einspruchs rückgängig
gemacht werden. Die Versuche, die 1895 gemacht wur-
den, den K. dem bclg. Staat einzuverleiben, führten
wegen des Widerstandes der belg. Deputierteukam-
mer zu keinem Resultat (s. Belgien, Geschichte). Im
Juli 1895 meuterten in der Garnison Luluaburg die
Hilfstruppen des K., töteten ihren Kapitän, versuchten
die kath. Mission zu nehmen, wurden aber hier von
dem verwundeten Lieutenant Cassart in die Flucht ge-
schlagen. Die Empörer marschierten nun uachKabinda
und Gandu und brachteu den Regierungstruppen zwei
Niederlagen bei. Am 12. und 13. Sept. griff Kapitän
Lothaire mit der Besatzung von Njangwe die Ne-
llrtikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.