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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Montevideo - Moraes Barros
im Juni besuchte Fürst Nikola, nachdem er an
den rnsj. Mönungsfesten in Moskau teilgenommen
hatte, den König Alexander in Belgrad, wodurch
zum erstenmal die Fürsten von M. und die Herrscher
des neuen Serbiens in persönliche Beziehungen zu-
einander traten. Am 18. Aug. wurde dann in Ce-
tinie die Verlobung des Prinzen von Neapel, des
ital. Thronfolgers, mit der Prinzessin Helena, geb.
8. Jan. 1873, dem fünften unter den zehn Kindern
des Fürsten Nikola I., proklamiert, der 24. Okt. in
Rom die Vermählung folgte. Nach den verwandt-
schaftlichen Banden, die das moutenegrin. Fürsten-
haus an die russ. Kaiserfamilie knüpfen, ist diese
ital. Heirat ein neuer Schritt zur Befestigung der
internationalen Stellung des Fürstentums und seiner
Dynastie. 1897 wurde das 200jährige Jubiläum
des Hauses Petrovic-Njegosch gefeiert. - Vgl.
Coquelle, llistoii-k du Nonteiis^io et äs lg. VoLnie
clopuiä 168 01-1^11163 (Par. 1895).
^Montevideo. Die Anlage eines künstlichen
.Hafens war schon mehrfach geplant, ist aber der
großen Kosten wegen letwa 30 Mill. Doll.) noch nicht
begonnen. M. wird von vielen Dampferlinien an-
gelaufen, befonders von den engl. Linien: ^ciftc,
Ilo^al Nail, ^Ilmi, I^mpoi't & Holt; von den
deutschen: Norddeutscher Lloyd, Kosmos, Hamburg-
Südamerikanische; von den italienischen: ?>cni^.
xione (l6N6lÄi6 Itaiiang. und 1^3. Voloce; von den
französischen: N6883.F6iie8 ui^ritiillLs, ^i-aiiLiioit^
Nilnitini68, Oimi-^6U1'8 rvunig, (^16.1^i'Äi38iii6r; von
der brasilianischen Oia. 66 ^aviz^^^o a v^or ^a-
cion^I ZiHxiltikiia; ferner von 1 belg., 2 span. und
1 nordamerik. Linie. 1895 verkehrten in M. 199
deutsche Schiffe. M. hat zwei Trockendocks; das
Cibilsdock bei der Spitze Lobos ist 137 m lang,
16,8 m breit und 5 m tief, es kann in zwei Teile
von 77 und 60 m Länge geteilt werden; das Mana-
dock bei der Spitze Gabriel ist 83 m lang; mit ihm
sind Schmiedewerkstätten u. s. w. verbunden.
*Montpensier, Prinz Antoine Marie Philippe
Louis von Orle'ans, herzog von. Seine Witwe Luisa
Fernanda starb 2. Febr. 1897 in Sevilla.
'"Montreal. An den Quaianlagen des Fluh-
ufers ist 11-6 in Tiefe, so daß die größten See-
schiffe bis nach M. gelangen können. Zwei Trocken-
docks sind vorhanden, das größere ist 30 in lang,
14 m breit und 3 m tief. 11 überseeische Dampfer-
linien laufen M. an, darunter 9 englische, 1 deutsche
(Hamburg-Amerikanische Paketfahrt-Aktien-Gesell-
fchaft), 1 belgische. 1895 liefen 14 deutsche Schiffe
mit 27 790 Ncgistertons M. an. 1897 findet in M.
eine internationale Ausstellung statt.
Montt, Jörge, Präsident von Chile, geb. 1847
zu Santiago (Chile), trat früh in dic Marine ein
und zeichnete sich 1879-81 als Befehlshaber der
Korvette O'higgins in dem Kriege gegen Peru aus.
Als 1891 die Revolution gegen den Präsidenten
Valmaceda ausbrach, übernahm M. als Führer der
Kongreßpartei den Vorsitz in der Nevolutionssimta
und den Oberbefehl zu Wasser und zu Lande und
trug durch seine energische Führung am meisten
zum Erfolg der Revolution bei. Nach dem Sturz
und dem Tode Valmacedas wurde M. im Sept.
1891 provisorisch und im November definitiv zum
Präsidenten von Chile gewählt. Es gelang ihm, die
Ruhe im Innern aufrecht zu erhalten und Bedeuten-
des für die kulturelle Entwicklung Chiles zu leisten.
Am ?s. Scp/. Hs96 legte er sein Amt in die Hände
seines Nachfolgers Errazuriz nieder.
!
Ulonninenta. VorlnaaiiHv I>2.sHkA0FivN,
ein großartig angelegtes nationales Unternehmen
zur Erforschung der Erziehungsgeschichte deutscher
Zunge, das der auf tiefer Kenntnis und auf rastloser
Opferwilligkeit ruhenden Thätigkeit Karl Kehrbachs
(f. d.j verdankt wird. Seiner Anregung entsprang
der Gedanke, die gesamte Entwicklung des deutschen
Erziehungs- und Unterrichtswesens in ihren wesent-
lichen Erscheinungen ohne Bevorzugung ciner be-
sondern Schulgattung, eines besondern Zeitraums
oder einer besondern Konfession, überhaupt ohne
jeden Parteistandpunkt durch die N. (). ?. vorzu-
führen. Er ist unermüdlich und mit sichtlichem Er-
folg thätig gewesen, diesem umfassenden Quellen-
werk, das einzig in der Litteratur der Erziehung
dasteht, thätige Freunde und hervorragende Mit-
arbeiter zu erwerben. Nach seinem Plan zerfallen
die N. 6. ?. in vier Abteilungen: Schulordnungen,
Schulbücher, Pädagog. Miscellaneen und zusammen-
hängende Darstellungen, bei deren Bearbeitung
man wegen einer Menge von Zufälligkeiten von
einer chronolog. Aufeinanderfolge natürlich abfehen
mußte. Innerhalb dieser Abteilungen sind seit 1886
17 Bände erschienen: von Schulordnungen: Braun-
schweig iKoldewey, 2 Bde., 1886-90), Siebenbürgen
(Teutsch, 2 Bde., 1880-92), "NlUio 8tnäioi-nni 6t
iN8titutWI168 8CQ0i3,8tiOH" 80c. <I63N" (Pachtler
und Duhr, 4 Bde., 1887-94); von Schulbüchern:
"Die deutschen Katechismen der Böhmischen Brü-
der" (Müller, 1887), "D00N inais ^lexanäri äe Villa,
vsi" (Neichling, 1893); von zusammenfassenden
Darstellungen: Günther, "Geschichte des mathem.
Unterrichts im Mittelalter" (1887); hartfeldcr,
"Philipp Melanchthon als ^i^eeptor 6Lim^uiao')
(1889); Potcn, "Geschichte des Militär-Erziehungs-
und Bildungswesens in den Landen deutscher Zunge"
l4 Bde., 1889 - 96); Schmidt, "Geschichte der Er-
ziehung der bayr. Wittclsbacher" (1892). Zur wissen-
schaftlichen Unterstützung der N. (^. ?. hat sich auf
Anregung Kehrbachs (in'Zürich1888) 1890 in Berlin
die Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schul-
geschichte gebildet, die sich in territorialen Gruppen
über die einzelnen Länder des Deutschen Reichs,
Österreichs und der Schweiz verbreitet und seit 189 l
5 Bände "Mitteilungen" veröffentlicht hat. Seit
1896 ist ein bibliogr. Verzeichnis und Inhaltsangabe
aller Veröffentlichungen zur deutschen Erziehungs-
und Unterrichtswissenschaft hinzugekommen. Hieran
werden sich noch "Terte und Forschungen zur deut-
schen Erziehungs- und Unterrichtsgeschichte" an-
schließen. Sämtliche Veröffentlichungen werden von
Kehrbach herausgegeben. ^Heidelberg.
*Moos, Salomon, ftarb 15. Juli 1895 in
Moraes Barros (spr. moraifch), Prudente de,
Präsident der Vereinigten Staaten von Brasilien,
geb. um 1845 zu Itu lSäo Paulo), studierte Rechts-
wissenschaften und wurde 1863 Advokat. 1866 wurde
er in die Provinzialversammlung von Sao Paulo
gewählt und schloß sich bald darauf der republikani-
schen Partei an, worauf er 1885 auch in das brasil.
Abgeordnetenhaus eintrat. 1889-90 war er Gou-
verneur von Sao Paulo, kurz darauf wurde er zum
Senator gewählt. Er nahm 1889 teil an der Be-
wegung zum Sturz des Kaisertums, bewarb sich dann
um die Präsidentenwürde, aber ohne Erfolg. Erst
1. März 1894 wurde er zum Präsidenten gewählt
und trat 15. Nov. sein Amt an, mußte es aber
krankheitshalber im Nov. itzW in ^5 Hände des
Vizepräsidenten Victorino Pereira niederlegen.