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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Niederländische Eisenbahnen - Niederländisches Festungssystem
Omar, sich von den N. lossagte. Die vorgeschobenen
niederländ. Stellungen, die in große Gefahr gerieten,
wurden bald von General Vetter entsetzt, und der
Krieg gegen die Abtrünnigen in der Hauptsache rasch
zu Ende qeführt, so dah General Vetter mit einem
Teil der Truppen 28. Juni nach Batavia zurückkeh-
ren konnte. An seine Stelle trat General de Moulin,
der aber bereits 7. Juli am Sonnenstich fiel und
durch Oberst Stemfort ersetzt wurde.
Vgl.Hartmann,Il6p6i'ttti'iiiiu0p<i6l^it6r3.tuui'd6-
ti'sK'Lliäe äs ^6ä6rlliii(i8c:^6 Kolonien. 1.008t-Iucliö
1866-93, II. ^68t-Inäi^ 1890-93 (Haag 1895).
* Niederländische Eisenbahnen. Die N. E.
umfaßten 1. Jan. 1896: 2661 km. Die mittlere Be-
triebslänge einschließlich der auf fremden Gebieten be-
legencn Strecken betrug 1895: 3721 km. Befördert
wurden 1895 insgesamt 31344 455 Personen, 36 689 t
Gepäck, 14520991 t Güter und 466628 t Dienstgut,
ohne die beförderten Tiere, Equipagen u. s. w. Die
Einnahmen betrugen aus dem Personenverkehr
19 478 349 Fl., aus dem Gepäckverkehr 442 791 Fl.
und aus dem Güterverkehr 21602014 Fl.
* Niederländisches Festungsfystem. Das
neue Verteidigungssystem der Niederlande kann wie
eine einzige Ricsenfestung angesehen werden, welche
drei Landfronten nach Osten, Süden und Norden
mit ciner Gesamtausdehnung von 150 km bietet,
während die beiden Seefronten nach Westen und
Nordosten eine Länge von 90 km haben. Die Haupt-
stärke der Befestigungen wird durch die Eigentüm-
lichkeit des Holland. Landes, daß es leicht unter
Wasser gesetzt werden kann, gewährleistet; der An-
greifer ist dann auf wenige gut zu verteidigende Zu-
gangswege beschränkt, wenn ihm nicht der Frost zu
Hilfe kommt, allerdings behält auch der Verteidiger
nur wenige Ausfallthore frei, die eine offensive Ver-
teidigung nicht begünstigen.
1) Die neue holländische Wasserlinie. Das
Inundationsgelände zieht sich in einer ungefähren
Breite von 6 km vorwärts der Linie Muiden-Utrecht-
Vianen bis nach Gorinchem an der Waal; die beiden
Ausfallthore befinden sich südöstlich von Utrecht und
zu beiden Seiten des Lekflusscs, wo sich das Gelände
etwas erhebt; sie sind nur 13 km voneinander ent-
fernt; vorwärts der Inundation sind dann im Nor-
den, an der Küste des Zuidersees, die Festung
Naarden und im Süden an der Waal die Befestigun-
gen um Gorinchem errichtet, gewissermaßen als
Brückenköpfe vor den Überschwemmungsläufen und
ihren Übergängen. Die Verbindung dieser befestig-
ten Punkte untereinander und mit verschiedenen
Zwischenpostcn bilden dem Landescharakter gemäß
Kanäle, der Ziederikkanal zwischen Waal und Lek
und der erst neuerdings geschaffene Merwedekanal
von Lek bis zur Küste, doch darf man die Unzuläng-
lichkeit dieser Verteidigungsmittel bei dem Fehlen
einer durchgehenden Eisenbahnverbindung und des
zur Ansammlung und Aufstellung größerer Truppen-
massen erforderlichen Geländes nicht außer Acht
lassen. Von den bereits erwähnten Zwischenposten,
die meist als Sicherungen der Bewässerungsanlagen
oder als Sperrforts gegen einzelne Kommunikations-
wege dienen, sind namhaft zu machen: Weesp, Uiter-
meer, Kiykuit, Spion, Tienhoven und Maarsfereen;
sie liegen fast alle auf dem rechten Vechtufer; hinter
der Mitte des Abschnittes befindet sich ein neues
größeres Werk, Nieuwersluis, welches als Reduit
für die Wasserlinie dienen soll. Central- und Stütz-
punkt für die ganze Stellung ist die mit einem Fort-
gürtel umgebene Festung Utrecht, während die mit
zahlreichen, auf dem linken Waalufer angelegten Be-
festigungen umgebene Festung Gorinchem als rechter
Flügelstützpunkt der Holland. Wasserlinie anzusehen
ist. Diese Linie hat eine ihrer Ausdehnung ent-
sprechende starke Geschützverteidigung erhalten; in der-
selben sind alle Konstruktionen und Kaliber vertreten,
man giebt ihre Zahl auf nahe an 1700 Stück an.
2> Die Süd fr o nt des neuen Befestigungssystems
hat ebenfalls breite Wasserflächen vor sich; wenn
diese als sehr gute taktische Hindernis mittet gegen
einen Angriff dienen, so bieten sie andererseits dem
von der See kommenden Feinde Gelegenheit, bis
hinter die neue Wasserlinie vorzudringen und sie
vom Rücken aus zu bedrohen. Aus diesem Grunde
sind die auf dieser Front errichteten Werke haupt-
sächlich in der Absicht gewählt, die Zugänge von der
Nordsee zu sperren. An der Küste ist das Land
Voorne mit zwei kleinen Festungen, Brielle und
Hellevoetsluis, versehen, die durch Küstenbatterien
und vorgeschobene Werke neuerdings verstärkt wur-
den. Nachdem ein neuer Wasserweg nach Rotter-
dam, nördlich der alten Maasmündung, geschaffen
worden ist, hat man dort ein neues Werk, das
Nieuwe-Maasmond-Fort errichtet, welches mit drei
Panzerkuppeln ausgestattet ist. Auch die alte Festung
Willemstad am Hollandsch Diep ist ausgebaut und
durch Küstenbatterien verstärkt worden.
3) Zur Sicherung Amsterdams nach Norden ist
die Stellung von Held er gewählt worden. Die
hier von alters her bestehenden Befestigungsanlagen
sind nunmehr wesentlich verstärkt und umgebaut
worden, um sie ihrer Aufgabe, den Terclstrom als
Hauptzugang zum Zuidersee zu sperren und den
Feind abzuhalten, die Nordspitze des nördl. Hollands
als Operationsbasis für einen Landangrisf auf
Amsterdam zu benutzen, gewachsen zu machen. Auf
der Seeseite sind gegen einen dort zu erwartenden
Angriff mit schwersten Geschützen Panzerkuppeln ver-
wendet, während auf der Landseite die Befestigungen
nur einfacher Natur sind, da hier nur die leichten
Geschütze der Landungstruppen zu fürchten sind.
4) Amsterdam selbst ist mit einem ausgedehnten
Fortgürtel umgeben und bildet das Hauptreduit des
Landes, in welchem die ganze Armee, nachdem sie
aus den vordern Stellnngen verdrängt wäre, zum
letzten Entschcidungskampfsich sammeln würde. Dem-
gemäß ist die Hauptstadt zum Mittelpunkt einer wei-
ten Stellung geworden, die erst in der neuesten Zeit
ihrer Vollendung entgegengeführt wird. Es handelt
sich da um die Überwindung unendlicher Schwierig-
keiten beim Bau, namentlich der Grundmauern, für
Forts und Panzerstände, da der leicht bewegliche
nasse Untergrund nur mittels sehr zeitraubender und
kostspieliger Vorbereitungsarbeiten zum Tragen der
großen ihm aufgebürdeten Lasten geeignet gemacht
werden kann. Bis 1895 wurden zwar die haupt-
sächlichste!: Wasserbauten zur Einrichtung des Über-
schwemmungsgeländes bewältigt, doch sind die
Mauer- und Panzerarbeiten noch sehr im Rückstände,
so daß man sich für die Velagerungs- und Vertei-
digungsübungen 1895 noch vielfach provisorischer
Vorkehrungen zur Aufstellung von Geschützen und
zur Unterkunft der Mannschaften bedienen mußle.
Die Nordfront dieser Stellung von Amster-
dam ist 17-18 Km vom Mittelpunt der Stadt ent-
fernt; das Fort Edam ist an der Ostküste, das Fort
Uitgeest nahe der Westküste errichtet; die Front ist
24 km lang und enthält im ganzen 7 größere Werke