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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Paris (Gaston) - Parochie
Eine Reibe neuer Straßenzüge sind besonders in
t en äußern Stadtvierteln im Vau; im Innern wurde
besonders die Avenue Gambctta lArrondissement
Menilmontant) dem Verkehr übergeben, ebenso
cinige Strecken des Boulevard Raspail in den Ar-
rondissetnents Lurembourg und Palais Bourbon.
Im ganzen gab es 1. Jan. 1895: 8900400 <im Stra-
ßen, davon mit Steinpflaster 6239750, chaussiert
1426650, asphaltiert 349150, mit Holzpflaster
845 200 <M. Abgesehen von den Gärten der Tuilerien,
des Lurembourg und des Louvre, sowie des ^iäin
(168 ^Iant68, die dem Staat gehören, besitzt die Stadt
P. 1204794 hm öffentliche Anlagen, wozu noch die
Vois de Vincennes und de Voulogne mit 9347900
und 8478800 hiu kommen. An neuen Denkmälern
sind zu erwähnen das von Meissonier im Iardin de
l'Infante des Louvre (beim Pont des Arts), das
Reiterstandbild von Velasquez, das Doppelstandbild
von Lafayette und Washington auf der Place des
Etats-Unis, die Statuen von Voltaire und Condorcet
östlich und westlich vom lußtitut äe ^rauce, die Büste
von Delacroir im Garten des Lurembourg, ferner
Statuen von Charlet, Boucher, Emile Augier "auf dem
Odeonsplatz) u. a. Ein Denkmal Lavoisiers ist dem
Bildhauer Barrias in Auftrag gegeben. Eine neue
deutsche evang. Kirche wurde 1895 eingeweibt: 1896
wurde auch die neue prot. Kirche (Augsdurger Konfes-
sion) Von Sccours dem Kultus übergeben. Im Bau
sind eine prot. Kirche auf dem Montmartre und eine
reformierte in Vatignolles. Als letzte Ruhestätten
stehen jetzt vier ungeheure Friedböfe zur Verfügung,
zwei für die nördlichen (St. Ouen und Pantim und
zwei für die südl. Stadtteile (Ivry und Bagneur).
1896 wurde ein neuer großer Scklachtbof in der Rue
des Morillons (Arrondissement Vaugirard) eröffnet.
Die Fakultäten der ^c^äßmiO ä6 ?ari8 erhielten
1896 den Namen einer Universität iüniverZits do
I^i-jg). Dieselbe zählte 1896: 11755 Studierende.
Die alten Gebäude der Sorbonne im Quartier Latin
wurden und werden zum Teil noch (Ende 1896) voll-
ständig niedergerissen und durch kolossale monu-
mentale Neubauten ersetzt, die Ilniversitätstircbe
umgebaut und durchgreifend renoviert. 1894-96
wurden mebrere Primärschulgruppen (teilweise Mo-
numeutalbauten) eröffnet, ferner aucb die Kunst-
gewerbesckule I^cole IZcmiis in der Rue de Reuillv
"Arronoissement Enclos St. Laurcnt) sowie mehrere
große Kasernentomplexe fertig gestellt. Das Museum
neben dem Lurembourg wurde Ende 1896 vergrößert.
Die Errichtung eines Heeresmuseums im Invalidell-
baus wurde 1896 beschlossen. Die Besserungsanstalt
für jugendliche Verbrecher I^a I>6tit6 ^0hu6tte
wurde 1896 nach Montesson bei St. Germain ver-
legt. Auch Nana8 und (^ranäk I^o^ustto werden
demnächst durch die im Vau begriffenen Bisons cl6
^1681168 168 KUNF18 erfetzt. Die verurteilten Ver-
brecher (O^pöt ä68 (^01169.1111168) kommen von der
(^i'ancls Rl)(^iiett6 nach dem vergrößerten I^ison ä"
111 8ant6. Ein fünftes städtisches Irrenasyl wurde
1896 in Maison Vlanche bei Ville Evrard erbaut.
Der Bahnhof Montparnasse soll der Staatsbabn
und den Lokalbahnen überlassen werden, wäbrend
sür die Bretagnelinien ein neuer Vabnhof an der
Esplanade des Invalides (mit unterirdischer Zufubr)
im Bau ist. Der Personenbahnhof von Sceaur ist
weiter nach Norden verlegt, und seit 1894 befindet sich
am Lurembourggarten die Haltestelle für die Stra-
ßenbahn nach Ärpajon, die in der Rue dc Medicis
beginnt. Für den Orleansbahnhof ist ein Central-
Orockhaus' Konvt'riations-Lt'xikott. 14. Aufl.. XVII.
babnhof mit unterirdischer Zufuhr auf der Brand-
stätte der Cour des Comptes in Aussicht genommen.
Ende 1896 wurde die Erbauung einer Stadtbahn
beschlossen. 1895 beförderten die Omnibusse 126,5,
die Straßenbahnen 156,5, die schiffe 25, die Eisen-
babnen (Auteuil 21, Gürtelbahn 24, Vincennes
15 Mill.) 50 Mill., zusammen 368 Mill. Personen,
d. i. auf den Tag etwa 1 Mill., ohne die mit un-
kontrollicrbaren Privatunternehmen beförderten
Personen (Omnibusse von den Bahnhöfen, Fiaker,
Rennwagen u. s. w.). Die Seine sowie die 3 Kanäle
der Ourcq, von St. Denis und ^t. Martin wur-
den 1894 von 24660, 10417, 7259 und 6862
Fahrzeugen mit 5050742, 726105, 1712934 und
1000652 t benutzt. Das Budget der Stadt betrug
1896: 336738175 Frs. Als Haupteinnahmequelle
figurieren Octroi (153179347 Frs.) und der Anteil
an den Staatssteuern (34695000 Frs.), als Haupt-
auvgabeposten die Tilgung der städtischen Schuld
(110550130Frs.). Die Post zählt jetzt 105Bureaus.
Im Aug. 1896 fand in P. eine internationale Mufik-
und Tbeaterausstellung statt.
* Paris, Gaston, Romanist, wurde im Mai 1896
als Nacbfolger Pasteurs zum Mitglied der Fran-
zösischen Akademie gewählt.
* Parität, in der Handelssprache die Gleich-
stellung eines Kurses in verschiedenen Währungen
auf Grund der gesetzlichen Ausprägung. So prägt
man z. B. in Frankreich aus einem Kilogramm " i"
feinen Goldes 3100 Frs., im Deutschen Reiche aber
aus einem Münzpfunde von 500 3 feinen Goldes
1395 M.; dies ergiebt für den Wechselkurs von
Deutschland auf Frankreich die P. oder einWechsel -
pari von 81 M. für 100 Frs., umgekehrt für den
franz. Wechselkurs auf Deutschland 123^/gi Frs.
für 100 M.
Parlaghy, Vilma, Malerin, geb. 1868 in Un-
garn, bildete sich in Müncken, Amsterdam, Paris
aus und erlangte zuerst Ruf durch ihr Selbstbildnis
in Lebensgröße und durch ein Bild des greisen
Kossutd. Einen bedeutenden Erfolg errang sie mit
dem Bilde des Dichters Bauernfeld, das der Belve-
deregalerie in Wien einverleibt wurde. 1890 erhielt
sie sür die Bilder ihrer Mutter und Ninothorsts die
kleine goldene Medaille in Berlin. 1891 malte sie
ein Bildnis Moltkes, das, von Kaiser Wilhelm II.
angekauft, sich im Geueralstabsgebäude befindet.
Später folgten die Bildnisse Kaiser Wilhelms II.,
des Erzbisckofs Stablewfki, des ö'sterr. Botschafters
von Szögymyi, des Oberhofmarschalls Grafen A.
zu Eulenburg, des Fürsten Bismarck, des Königs
und der Königin von Württemberg, des Minister-
präsidenten Grafen Taaffe, des Barons von Stumm,
des Reichskanzlers Grafen Caprivi u. a. Fernere
Auszeichnungen: in Paris goldene Medaille und
(Mciki- ä'^caä^iuie, große goldene Medaille Berlin
und große goldene Medaille für Kunst und Wissen-
schaft am Bande des Ordens der württemb. Krone.
'"Parochie. Neueftens hat sich in der evang.
Landeskirche von Altpreußen eine bedeutsame Weiter-
entwicklung des Begriffs P. für große Städte voll-
zogen und kirchen-wie staatsgefetzliche Anerkennung
gefunden. Die kolossale Ausdehnung einiger großen
Städte, insbesondere der Stadt Berlin, machte die
Notwendigkeit des Baues neuer Kirchen und der
Bildung neuer Parochialverbä'nde zur gebieterischen
Notwendigkeit. lim die erforderlichen Geldmittel
für neue Kirchenbauten zu gewinnen, wurde die
gesetzliche Möglichkeit eröffnet, die Parochialvcr-
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