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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Slawonische Drauthalbahn - Socialdemokratie
titel befördert, trat er mit Beginn des Sudanfeld-
zugs an die Spitze des militari Nachrichtenbureaus
der anglo-ägypt. Armee, über seine Erlebnisse be-
richtet er in "Feuer und Schwert im Sudan. Meine
Kämpfe mit den Derwischen, meine Gefangenschaft
und Flucht. 1879-95" (1. bis 8. Aufl., Lpz. 1896).
Slawonische Drauthalbahn, Vicinalbahn
<34 km) von Velisce an der Dräu nach Viljevo-
Kapelna (20. April 1890 eröffnet), welche durch die
im Sommer 1896 genehmigte Verlängerung Viljevo-
Kapelna-Slatina-Nasic l20,6 km) Anschluß an das
ungar. Eisenbahnnetz erhält.
Slawonische Lokalbahn, Privatbahn von
Esseg nach Uj-Kapela-Batrina, mit Zweigbahn von
Pleternica nach Pozega <121,i km, 2. und 3. Dez.
1893 eröffnet), in Verwaltung der ungar. Staats-
bahnen.
Snowdonbahn (spr. ßnohd'n-), die erste in Eng-
land erbaute Zahnradbahn, welche an die nach
Llanberis im Nordwesten von Wales führende Stich-
bahn anschließt und auf den Snowdon (1091m)
führt. Die 7,56 km lange Bahn ist mit einer Zahn-
stange nach dem Abtschen System versehen und
3. April 1896 eröffnet. Die S. endet in einer Höhe
von 1064 m.
* Socialdemokratie. Die deutsche S. hat sich
in immer größerm Maßstabe an den Wahlen zu den
Landtagen der Bundesstaaten beteiligt und ist
jetzt im süchs. Landtag mit 14, in dem bayrischen
mit 5, im württembergischen mit 2, dem badischen
mit 3, dem hessischen mit 6, dem gothaischen mit
7, dem altenburgischen mit 4, dem weimarischcu,
meiningischen, reußischen j. L. und sckwarzburg.
Landtag mit je 1 Vertreter repräsentiert. Ebenso sind
die socialdemokratischen Kandidaten vielfach in die
Kommunalvertretungen gewählt.
In Nachwahlen zum Reichstage hat die S. noch
Sitze in Dresden-Altstadt, Arnsberg, Halle und
Brandenburg erlangt, so daß die Partei dort jetzt
49 Mandate innehat.
Die Parteipresse weist jetzt folgende Ziffern auf:
Parteiblätter
1891
1892
1993
1894
1895
1896
^. Politische.






Wöchentlich 6 mal . . .
27
32
32
37
39
41
" 3 "



23
20
25
20
20
17
" 2 "



7
6
7
9
8
9



10
12
11
8
9
6
Alle 14 Tage 1 "


1
-
-
-
-
-
Iusai
itnen
68
70
75
74
76
73
N Gewerkschaft!
iche.






Wöchentlich 3 mal

1
1
1
1
1
1



24
28
28
27
27
27
Monatlich 3 "



3
3
2
2
2

Alle 14 Tage 1 "



22
20
19
19
18
1!>
Monatlich 1 "



4
3
5
4
5
2
Alle 3 Wochen 1 "




-^
^-


1
Zusammen > 54
55 ! 53 j 53
Vom 6. bis 12. Okt. 1895 fand in Vreslau ein
Parteitagder socialdemokratischen Partei Deutsch-
lands statt. Der Hauptpunkt der Verhandlungen
betraf die Agrarfrage: eine zu ihrer Vorberatung
eingesetzte Kommission hatte ein Programm ent-
worfen, das in ähnlicher Weise wie das französische
dem Erfurter Programm von 1891 hinzugefügt
werden sollte.
Die Kommission hatte namentlich folgende Zu-
sätze in Vorfchlag gebracht: Abschaffung aller mit
dem Grundbesitz verbundenen behördlichen Funk-
tionen und Privilegien (selbständige Gutsbezirke
u. s. w.); Erhaltung und Vermehrung des ö sfent-
lichen Grundeigentums; Bewirtschaftung der Staats-
und Gemeindeländereien auf eigene Rechnung oder
Verpachtung an Genossenschaften von Landarbei-
tern und an Kleinbauern oder, soweit sich beides
nicht als rationell erweist, Verpachtung an Selbst-
bewirtschafter unter Aufsicht des Staates oder
der Gemeinde; Staatskredit an Genossenschaften,
die alle Beteiligten umfassen, oder an einzelne Ge-
meinden für Feldbcreinigung, Bodenmeliorationen
aller Art, Entwässerung und Bewässerung. Drei
Tage wurde über diese Vorschläge verhandelt; die-
selben fanden jedoch, wie vorher bereits in der
Parteipresse, lebhafte Opposition. Dem Entwürfe
wurde namentlich zum Vorwurf gemacht, daß er in
seinen Forderungen dem Parteiprogramm einen
opportunistischen Charakter aufzwinge und, um die
Stimmen der Bauern zu gewinnen, die letzten Ziele
der Partei zu sehr in dcn Hintergrund dränge. Trotz
der Verteidigung desAgrarprogramms durch Quarck,
Bebel u. a. wurde es abgelehnt; nur wurde be-
schlossen, in der weitern Bearbeitung der Agrarfrage
fortzufahren. Die betreffende Resolution wurde mit
158 gegen 63 Stimmen (also mit drei Viertel Majo-
rität) angenommen und lautet: "Der Parteitag
wolle beschließen: Der von der Agrarkommission
vorgelegte Entwurf eines Agrarproaramms ist zu
verwerfen, denn dies Programm stellt der Bauern-
schaft die Hebung ihrer Hage, also die Stärkung
ihres Privateigentums in Aussicht. Es erklärt das
Interesse der Landeskultur in der heutigen Gesell-
schaftsordnung für ein Interesse des Proletariats,
und doch ist das Interesse der Landeskultur ebenso
wie das Interesse der Industrie unter der Herrschaft
des Privateigentums an den Produktionsmitteln
ein Interesse der Besitzer der Produktionsmittel, der
Ausbeuter des Proletariats. Ferner weist der Ent-
wurf des Agrarprogramms dem Ausbeutestaat neue
Machtmittel zu und erschwert dadurch den Klassen-
kampf des Proletariats; und endlick stellt dieser
Entwurf dem kapitalistischen Staate Aufgaben, die
nur ein Staatswcsen ersprießlich zur Durchführung
bringen kann, in dem das Proletariat die polit.
Macht erobert hat. Der Parteitag erkennt an, daß
die Landwirtschaft ihre eigentümlichen, von denen
der Industrie verschiedenen Gesetze hat, die zu stu-
dieren und zu beachten sind, wenn die S. auf dem
flachen Lande eine gedeihliche Wirksamkeit entfalten
soll. Er beauftragt daher den Parteivorstand, er
möge unter Berücksichtigung der bereits von der
Agrarkommission gegebenen Anregung eine Anzahl
geeigneter Personen mit der Aufgabe betrauen, das
über die deutschen Agrarverhältnisse vorhandene
Material einem gründlichen Studium zu unterziehen
und die Ergebnisse dieses Studiums in einer Reihe
von Abhandlungen zu veröffentlichen als 'Samm-
lung agrarpolit. Schriften der socialdemokratischen
Partei Deutschlands'. Der Parteivorstand erhält
Vollmacht, die nötigen Geldaufwendungen zu machen,
um den mit den erwähnten Arbeiten betrauten Ge-
nossen die Erfüllung ihrer Arbeit zu ermöglichen."
In Bezug auf Schwitzsystem, Hausindustrie und
Arbeiterschutz beauftragte der Parteitag die Ver-
treter der Partei, im Reichstage zu fordern: 1) Aus-
dehnung des gesetzlichen Arbeiterschutzes auf die
Hausindustrie und Schaffung besonderer Vorschrif-
ten, wie sie schon heute für die Tabaksindustrie be-
stehen; 2> Kontrolle aller bausindustriellen Betriebe
durch männliche und weibliche Äufsichtsdeamte,