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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Troppau - Trunksucht
hat den Vorteil, daß die Luft unter den Wohnräumen
ungehindert durchstreichen kann. Im letztern Fall
ordnet man unter den Wohnräumen abgeschlossene
Räume zu Warenlagern u. dgl. an, bei welchen je-
doch ebenfalls für nötigen Luftzug gesorgt werden
muß. Die T. errichtet man auch oft auf gußeisernen
Fuhsäulen, an welche riugsumgreifendc Schalen an-
gegossen sind, die mit einer Flüssigkeit zur Fernbal-
tung von Ungeziefer, besonders der weißen Ameisen,
gefüllt werden. Die Wände der Wohnrüume sind
vor Bestrahlung zu schützen, damit das Haus t'ühl
sei. hierzu wird rings um die Wohnräumc eine be-
dachte Veranda angeordnet, welche auch vor Feuch-
tigkeit schützt. Wegen der Sonnenhitze muß das Haus
auch eine bestimmte Lage in Bezug auf die Himmels-
richtungen erhalten, und zwar in seiner Längcnaus-
dehnung von Ost nach West gerichtet sein, wodurch
morgens die eine, abends nur die andere Schmal-
seite des Gebäudes erwärmt wird. An den Schmal-
seiten wird die Veranda häufig verschalt. Die Zim-
mer eines solchen Gebäudes reihen sich direkt anein-
ander: die Veranda dient als Korridor, wodurcb
bewirkt wird, daß die Luft frei durcb jedes Zimmer
streichen kann. Besonders wichtig ist die Konstruktion
des Daches, welches möglichst einen doppelten schütz
gegen Hitze dadurch bieten soll, daß man einen Pla-
fond anordnet und über diesem das nach beiden
Längsseiten abfallende Dach. Der Luftraum zwi-
schen diesen beiden muß mit der äußern Atmosphäre
in Verbindung sein (Konstruktion von F. H. Schmidt
in Altona). Auch über der Veranda ist möglichst
eine doppelte Bedachung anzuordnen. Als haupt-
sächlichste Bauarten für T. sind in Anwendung Fach-
werksbau, Massivbau, Lehmpisebau und Monier-
system. Die beistehende Tafel: Tropcngcbäude
führt einige ausgeführte Bcifpiele von T. vor. Fig. 1
ist das für Malimba in Kamerun als Sanatorium
bestimmte, vom Auswärtigen Amt erbaute Tropen-
daus, das auf der Berliner GewerbeauDellung 1890
ausgestellt war. Es ist ein Holzbau, der auf eiser-
nen mit Olnäpfen versehenen Säulen ruht. Im
Innern führt ein die Luft durchtastender Mittel-
raum durch die ganze Gebäudctiefe. An diesen
Mittelraum schließen sich rechts und links je zwei
Eeitenzimmer an. Das Schulhaus in Kamerun
(Fig. 2) ist ein Fachwerkbau, der ebenfalls auf
eisernen mit Ölnüpfen versehenen Säulen ruht.
Das Erdgeschoß enthält den ungeteilten Schulraum,
das Obergeschoß mit vorspringender Veranda die
Lehrerwohnung. Ein in Holz konstruiertes, auf eiser-
nen Pfeilern ruhendes Wohn- und Lagerhaus einer
Faktorei zu Bibundi in Kamerun ist in Fig. 3 ab-
gebildet. Das von der Veranda umgebene Ober-
geschoß entbält die Wobnung, der darunter liegende
Raum die Lager. Auf freistehenden Pfählen, die in
Ölnäpfcn ruhen, ist das Wohnhaus einer Faktorei
iFig. 4) auf der span. Insel Eloby an der Westküste
Afrikas errichtet. In Eifcn und Holz konstruiert ist
das Haus des kaiserl. Kommissars in Klein-Popo
lFig. 5). Das Erdgeschoß entbält ein Vcrsammlungs-
zimmer, ein Zimmer für den Kanzler, ein Gastzimmer,
ein Arrestlotal, ein Wachlokal und eine Vorrats-
kammer; das Obergeschoß die Zimmer des Kom-
missars und des Sekretärs und den Epcisesaal. Das
Haus des Gouverneurs in Dar es-Salaam (Fig. 6)
zeigt die arab. Anordnung mit einem Lichthof im
Innern. Durch Fig. 7 endlich, welche das kaiserl.
Verwaltungsgebäude in Kamerun darstellt, ist die
Monierbauweise veranschaulicht. Das Schmidtsche
Doppeldach ist bei den T. in Fig. 1, 3 und 6 zur An-
wendung gekommen.
^Troppau, Bezirkshauptmannschaft für die
Umgebung der Stadt T. in Osterreichisch-Schlesien.
besteht seit der 1896 erfolgten Abtrennung der Ge-
und Wagstadt, aus welchen
die Bezirtebauptmannschaft Wagstadt (s. d.) gebildet
wurde, aus den Gerichtsbezirten Odrau, T. und
Wigstadtl und hat 642,oi hkm, 61 300 E. und 8057
Häuser in 93 Gemeinden mit 120 Ortschaften.
* Trossin, Robert, starb 1. Febr. 1896 in Berlin.
Trossingen, Dorf im Obcramt Tuttlingen des
württemb. Schwarzwalokrcises, an der TroM und
der Nebenlinie Rottweil-Villingen der Württemb.
Staatsbahncn, hat (1895) 3104 E., darunter 134
Katholiken, Post, Telegraph, Fernsprecheinrichtung,
evang. Kirche, Realschule, Handwerkerbank; Fa-
brikation von Mundharmonikas, Kartonnagen und
Möbeln.
Trostberg, Marktflecken in: Bezirksamt Traun-
stein des bayr. Reg.-Bez. Oberbayern, an der Ne-
benlinie Traunstein-T. (21,4 km) der Vayr. Staats-
dabncn, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Traun-
steim und Rentamtes, hat (1895) 1514 E., darunter
27 Evangeliscbc, Postexpedition, Telegraph, katb.
Andreas-, Michaeli- und Sebastiankirche, Distrikts-
trankenhaus und Bruderhaus (Verpfleganstalt für
alte Leute). ^Zeitschriftcnverein.
Trostbund, Evangelischer, s. Christlicher
Trotha, Dorf im Saaltreis deo preuß. Neg.-
Bcz. Mersedurg, nördlick von Halle, an Gicbichen-
stein anstoßend, an der Saale und der Linie Halle-
Vicncnburg-Goslar der Preusi. Etaatsbahnen, hat
(1895) 3655 E., Post, Telegraph, eoang. Kirche;
Spiritusbrenners, chemiscbe, Schmieröl- und Zucker
fabrik, großes Müblwerk, Dampfsägewerk, Ziegelei,
Koblcnpresse und Brauntohlengrube.
Trübner, Wilhelm, Maler, geb. 3. Febr. 1851
in Heidelberg. Angeregt von Fcuerbach, wendete er
sich der Kunst zu und arbeitete unter Leibl in Mün-
chen und Canon in Stuttgart, bereiste Italien, Bel-
gien, Holland u. s. w. und ließ sich dann dauernd in
München nieder. Seine Historienbilder und Studien
erschienen gesammelt in einem Hcliogravurenwert
München, Dr. E. Albert ^ Comp., 1893), dem ein
zweites in Lichtdruck (München, Obernctter) folgte.
^Trunksucht. Es ist eine Neuerung für alle
Rcchtsgebietc Deutschlands, wenn im Bürgert. Gc
setzbuch auch bei T. Entmündigung zugelassen wird.
Naä? ß. 6 desselben kann entmündigt werden, wer
infolge von T. feine Angelegenheiten nicht Zu besor-
gen vermag oder sich und seine Familie der Gefahr
des Notstandes aussetzt oder die Sicherheit anderer
gefährdet. Der also Entmündigte ist in seiner Ge-
schäftsfähigkeit beschränkt, wie ein Minderjähriger,
der das 7. Lebensjahr vollendet hat (§. 114), wodurch
ihm die mißbräuchliche Verwendung seines Ver-
mögens und Kredits rechtlich unmöglich gemacht ist.
Wicktigcr ist noch, daß seine elterliche Gewalt ruht
(8-1676) und ihm selbst ein Vormund bestellt wird
(ß. 1896), dem auch die Sorge für seine Person ob'
liegt, so daß er ihn beispielsweise gegen seinen Willen
in eine Heilanstalt für Trinker einbringen lassen kann.
Der wegen T. Entmündigte kann auch nicht Vor-
mund oder Mitglied des Familienrates werden
lKß. 1780 u. 1865), ferner kein Testament errichten
i^ 2239). Zur Eingehung einer Ehe bedarf er der
Einwilligung seines Vormundes (§. 1304). - Iu
strafrechtlicher Beziehung ist bemerkenswert, daß der