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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

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Eisen - Eisen

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Eisen'

in den aus dem Weltenraume stammenden Meteoriten. Dagegen kommt es in größter Menge mit Sauerstoff, nächstdem mit Schwefel verbunden vor, in welch letzterer Gestalt es für die Metallgewinnung außer allem Betracht bleibt. Schon in den frühesten Zeiten war das E. bekannt und benutzt, freilich noch in sehr beschränktem Maße. Die Kunst des Ausschmelzens scheinen die europäischen Völker schon aus ihrer Urheimat Asien mitgebracht zu haben. In Indien wird seit den ältesten Zeiten nicht nur E., sondern selbst der vorzüglichste Stahl erzeugt. Deutsche und nördlichere Völker waren gute Schmiede, ohne bei Griechen oder Römern gelernt zu haben. Über ganz Afrika findet sich eine ureinheimische kleine Eisenindustrie überall, wo Eisensteine vorkommen, und ihre Erzeugnisse - hauptsächlich Feldhacken und Lanzeneisen - bilden einen der Hauptartikel des afrikanischen Binnenhandels. Dort wie auch in Indien u. s. w. ist die Verhüttung auf erster Kindheitsstufe stehen geblieben: ein winziger von Lehm gewölbter Ofen zur Aufnahme von Erz und Kohlen bildet mit dem kleinen durch Hand oder Fuß getriebenen Gebläse den ganzen Apparat. Auch in Europa blieben bis in das Mittelalter die Frischöfen noch Zwerge gegen unsre heutigen Anlagen. Solche kleine Anstalten waren aber für kleinen Verbrauch gerade passend, denn sie lieferten sofort gutes, zum Verschmieden brauchbares E. in Gestalt eines teigigen Klumpens; zum Schmelzen konnte das Metall bei der geringen Hitze niemals gelangen, und so hat denn auch in früheren Zeiten bis in das Mittelalter hinein Niemand einen Begriff von flüssigem E. haben können. Erst als man größere Massen auf einmal zu bewältigen und auch strengflüssigere Erze zu verwerten suchte, deshalb die Öfen immer höher und weiter baute und kräftige von Wasser getriebene Gebläse anwandte, bekam man geschmolzenes E., gewiß anfänglich zu großer Verlegenheit, da dieses erflossene Metall für die Schmiedearbeit ganz unbrauchbar war. Indes man lernte die vermeintlichen Fehler dieses Roheisens verbessern durch Feuer und Hammer, und hatte nun nicht nur einen Weg gefunden zur Erzeugung größerer Massen, sondern außerdem noch ein für Gießereizwecke äußerst wertvolles Material gewonnen. Man kannte nun das E. in dreierlei wesentlich verschiednen Modifikationen, als Schmiedeeisen, Roheisen oder Gußeisen und als Stahl. - Alle im Handel vorkommenden Eisensorten enthalten Kohlenstoff, von dessen Menge wesentlich die Eigenschaften des Eisens abhängig sind. Eisen mit 0,1 bis 0,4 oder selbst 0,6% Kohlenstoff wurde bis in die neueste Zeit als Schmiedeeisen (frz. fer, engl. softiron) bezeichnet, welchem als hauptsächliche Eigenschaften folgende zugeschrieben werden. Es mußte sich rotglühend leicht mit dem Hammer bearbeiten, weißglühend schweißen (Vereinigen zweier Stücke) lassen. Wird es glühend in kaltes Wasser getaucht, so darf keine Veränderung der ursprünglichen Weichheit eintreten. Es wurde in größeren Massen als unschmelzbar bezeichnet. Frischer Bruch sollte sehniges oder hakiges Gefüge zeigen. - Als Stahl, frz. acier, engl. steel, galt alles E. mit 0,4 oder 0,6-2% ↔ Kohlenstoff. Stahl sollte sich schmieden, schweißen und schmelzen lassen. (Die Schweißbarkeit ist um so größer, je kleiner, die Schmelzbarkeit um so größer, je größer der Kohlenstoffgehalt.) Hauptmerkmal war und ist die Härtbarkeit; glühender Stahl in Wasser getaucht, nimmt bedeutend an Härte zu. Der Bruch sollte immer feinkörniges Gefüge und mögliche Gleichförmigkeit zeigen. - Als Roheisen (frz. fer fonde; engl. pig-iron) wurden endlich alle Eisen Sorten angesehen, welche 2-5% Kohlenstoff enthielten, sich nicht schmieden und schweißen, nur wenig härten, aber leicht schmelzen ließen. - Hiernach war nach der älteren Auffassung das Handels-Roheisen die kohlenstoffreichste, einmal flüssig gewesene Modifikation; das Schmiedeeisen die kohlenstoffärmster nie flüssig gewesene; Stahl endlich eine Modifikation mit mittlerem Kohlenstoffgehalt, die bei der Herstellung flüssig oder auch nicht flüssig gewesen sein konnte. Durch die neueren und

Einteilung des Handelseisens
RoheisenSchmiedbares Eisen
leicht schmelzbar u. nicht schmiedbar.schmiedbar,schwer schmelzbar.
Weißes R.: Kohlenstoff chemisch gebunden.Graues R.: Kohlenstoff meist als Graphit ausgeschieden.während der Herstellung nicht flüssigwährend der Herstellung flüssig
Schweißeisen: nicht härtbar, frz. fer soudé, engl. weld iron.Schweißstahl: härtbar, frz. acier soudé, engl. weld steel.Flußeisen: nicht härtbar, frz. fer fondu, engl. ingot iron.Flußstahl: härtbar, frz. acier fondu, engl. ingot stul.

Diese Einteilung soll auch für die weitere Besprechung beibehalten werden.