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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Erläuterungen zu Karte: Tiergeographie II.

gemischte Fischfauna auf, indem sich hier neben Formen des Meeres auch solche des süßen Wassers einstellen. Bei Helgoland sind 117 lebende Weichtiere beobachtet worden, davon sind 46 Muscheln, 2 Käferschnecken, 30 Vorderkiemer, 37 Hinterkiemer und 2 Kopffüßer. Bei Kiel sind 62 Mollusken aufgefunden, nämlich 23 Muscheln, 1 Käferschnecke, 17 Vorder- und 21 Hinterkiemer, aber keine Kopffüßer. Von den letztern wurde aber eine Art (jedenfalls versprengt) in der Travemünder Bucht beobachtet. Austern finden sich nicht in der Ostsee. In der deutschen Nordsee liegen zunächst Bänke 4 Seemeilen ostsüdöstlich von Helgoland in einer durchschnittlichen Tiefe von 25 m. Ferner sind zahlreiche (45) Austernbänke hinter den Nordfriesischen Inseln von Röm im Norden bis Südfall vor Husum im Süden. Die Miesmuschel und die eßbare Herzmuschel sind im Wattenmeer weit häufiger als in Helgoland, erstere findet sich auch massenhaft in der westl. Ostsee, geht aber auch in die östliche, wobei sie an Größe immer mehr abnimmt. So messen die größten Exemplare aus der Kieler Bucht 9, aus dem Meer von Memel bloß 5 cm. Der Hummer ist auch erst mit der Gewinnung Helgolands der deutschen Fauna einverleibt worden, da er sich weder in der südl. und östl. Nordsee noch in der Ostsee findet. Der gemeine Taschenkrebs wird auch in der Nordsee angetroffen, wo er sehr gemein ist. Die gemeine Krabbe (Carcinus moenas Penn.) ist auch in der westl. Hälfte der Ostsee keine Seltenheit. Im Wattenmeer findet sich massenhaft die Garneele (Crangon vulgaris Fabr.) sowie der kleine und der große Garnat (Palaemon serratus Penn. und squilla L.), von denen bloß der letztere auch in die Ostsee geht. Gleichfalls im Wattenmeer ist der Sandwurm oder Pier, ein wichtiges Tier als Angelköder, ungeheuer häufig. Von Stachelhäutern sind aus der deutschen Nordsee bekannt: 9 Arten Schlangensterne, 7 Arten Seesterne, 9 Arten Seeigel und 4 Arten Seewalzen. Die ganze Tierklasse ist nur in den westlichen Teilen der Ostsee sehr spärlich vertreten durch einen Seeigel, einen oder zwei Schlangensterne und den großen roten Seestern (Astropecten rubens L.).

Von den verschiedenen Quallenarten der Nordsee findet sich hauptsächlich und sehr häufig eine, die gemeine Ohrenqualle, durch die ganze Ostsee.

Litteratur. Allgemeines: Leydig, Verbreitung der Tiere im Röhngebrige und Maintal u. s. w. (in den "Verhandlungen des Naturhistorischen Vereins Rheinland und Westfalens", 38 Jahrg., oder 4. Folge, 8. Jahrg., Bonn 1881); Marshall, Tierverbreitung (in der "Anleitung zur deutschen Landes- und Volksforschung", Stuttg. 1889).

Wirbeltiere überhaupt: Brehms Tierleben (3. Aufl., Bd. 1-8, Lpz. 1890-92).

Säugetiere: Blasius, Naturgeschichte der Säugetiere Deutschlands (Braunschw. 1857).

Vögel: Naumann, Naturgeschichte der Vögel Deutschlands (Bd. 1-12, Lpz. 1820-44; Bd. 12, fortgesetzt von Blasius u.a. 1846-60; neue Ausg., hg von Hennicke, Gera 1896 fg.); Gloger, Vollständiges Handbuch der Naturgeschichte der Vögel Europas (Tl. 1, Bresl. 1834); Borggreve, Die Vogelfauna von Norddeutschland (Berl. 1896); Marshall, Deutschlands Vogelwelt im Wechsel der Zeiten (Hamb. 1886); Gätke, Die Vogelwarte Helgoland (Braunschw. 1891).

Reptilien: Leydig, Die in Deutschland lebenden Saurier (Tüb. 1871).

Amphibien: Knauer, Naturgeschichte der Lurche (Wien 1878); Leydig, Anure Batrachier der deutschen Fauna (Bonn 1878); ders., Die Molche der württemb. Fauna (Berl. 1868).

Fische: Th. von Siebold, Die Süßwasserfische von Mitteleuropa (Lpz. 1863); Benecke, Fische, Fischerei und Fischzucht in Ost- und Westpreußen (Königsb. 1881); Heincke, die Fische (in Martins "Illustrierter Naturgeschichte der Tiere" (Bd. 2, Abteil. 1, Lpz. 1882); Möbius und Heincke, Die Fische der Ostsee (Berl. 1883).

Gliederfüßer: A. und Aug. Speyer, Die geogr. Verbreitung der Schmetterlinge in Deutschland und der Schweiz (2 Tle., Lpz. 1885); E. Hofmann, die Isoporien der europ. Tagfalter (Jena 1873); Naturgeschichte der Insekten Deutschlands. Käfer, begonnen von Erichson, fortgesetzt von Schaum, Kraatz, Kiesenwetter u. a. m. (Berlin, von 1848 an); Erichson, Die Käfer der Mark Brandenburg (Bd. 1, Abteil. 1 u. 2, ebd. 1837-39; Taschenberg, Die Hymenopteren Deutschlands (Leipzig 1866); Meigen, Systematische Beschreibung europ. zweiflügeliger Insekten (7 Tle., Hamm 1818-38); Schiner, Fauna austriaca. Die Fliegen (2 Bde., Wien 1862-64): Latzel, Die Myriopoden der Österreichisch-Ungarischen Monarchie (ebd. 1880-84); Hahn und Koch, Die Arachniden u. s. w. (Nürnb. 1831-49); Ohlert, Preuß. Spinnen (in den "Verhandlungen des Zoologisch-Botanischen Vereins, Wien", Bd. 4, 1854).

Weichtiere: Elessin, Deutsche Exkursions-Mollusken-Fauna (2. Aufl., Nürnb. 1884-85); H. A. Meyer und Möbius, Fauna der Kieler Bucht. Bd, 1: Die Hinterkiemer. Bd. 2 Die Protobranchiea und Lamellibranchia (Lpz. 1865-72).

Eingeweidewürmer: Leuckart, Die Parasiten des Menschen (2. Aufl., Lpz. 1879 fg.).

Süßwassertiere überhaupt: Zacharias, Die Tier- und Pflanzenwelt des Süßwassers (Lpz. 1891).

Seetiere überhaupt: Die wirbellosen Tiere der Ostsee (von Möbius u. a. im "Jahresbericht der Kommission zur wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen Meere", Berl. 1873); Wissenschaftliche Meeresuntersuchungen, hg. von der Kommission zur wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen Meere in Kiel und der Biologischen Anstalt auf Helgoland (von Heincke u. a., Kiel und Lpz. 1894 fg).