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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Einleitung.

Die Konstruktion der Waagen ist eine sehr verschiedene; von der einfachen Balkenwaage bis zu den feinsten analytischen Waagen giebt es eine grosse Menge verschiedener Systeme. Eines aber erfordern Alle gleichmässig, eine genaue, vorsichtige Behandlung. Stets achte man darauf, dass dieselben ihrer Grösse entsprechend auch die kleinsten Gewichtsmengen genau angeben. Schon eine geringe Gewichtsdifferenz beim Wägen ergiebt im Laufe der Zeit eine grosse Summe. Zum Wägen ganz kleiner Mengen trockener Substanzen bedient man sich allgemein der Handwaagen mit hörnernen oder silbernen Schaalen, welche an feinen, seidenen Schnüren am Waagebalken hängen. Für grössere Gewichtsmengen eignen sich vor Allem die Säulen- oder Tarirwaagen und die sog. Tafelwaagen mit festliegenden, statt hängenden Schaalen. Die letzteren, namentlich zum Wägen von grösseren Flaschen und Gefässen geeignet, sind sehr bequem in der Handhabung, leiden aber bei der weit komplizirteren Zusammensetzung an dem Uebelstände des schnelleren Ungenauwerdens. Man benutzt sie überhaupt am besten nur beim Wägen über 100 Gramm. Weit dauerhafter und präziser sind die Säulenwaagen. Hier schwebt der Waagebalken auf einem Dreieck vom härtesten Stahl und ebenso balanciren auch die angehängten Schaalen im Anhängungspunkte auf einem gleichen Dreieck. Bei den besseren Waagen dieser Konstruktion ist der am Waagebalken befestigte Zeiger nach unten gerichtet und hinter demselben befindet sich eine halbkreisförmige Skala, welche auch die allerkleinsten Schwankungen anzeigt. Der Hauptvortheil dieser Waagen liegt darin, dass man die Lager und Zapfen der Schwebepunkte mit Leichtigkeit reinigen kann. Die Säulen-, Balken- und Tafelwaagen bestehen in der Hauptsache aus dem Waagebalken (einem gleicharmigen Hebel) und den Schaalen. Der Waagebalken ist bei ihnen gleicharmig, d. h. beide Enden desselben sind vom Unterstützungspunkt, auf welchem der Balken schwebt, gleichweit entfernt und gleich schwer, so dass derselbe in der Ruhe eine vollständig waagerechte Lage einnimmt. Die Schaalen sind an den beiden Enden des Balkens entweder, wie bei den Balken- und Säulenwaagen, hängend oder, wie bei den Tafelwaagen, aufrecht stehend befestigt. Um eine möglichst leichte Beweglichkeit des Waagebalkens zu erreichen, ruht das Lager desselben auf der Schneide eines Dreiecks von härtestem Stahl; insbesondere bei den feineren Waagen ist der Schwebepunkt der Schaalen ebenfalls durch ein solches Dreieck unterstützt. Säulenwaagen sind solche, bei welchen der Waagebalken an einer feststehenden Säule befestigt ist. Für Gewichtsmengen über 10 Kilo kann man sich der Dezimalwaagen bedienen, doch erfordern auch diese eine grosse Aufmerksamkeit. Der Wägende hat sich jedesmal vor der Benutzung zu überzeugen, dass die Waage richtig arbeitet. Er erkennt dies daran, dass die beiden Zungen sich genau gegenüberstehen und bei dem kleinsten Druck frei spielen. Namentlich pflegt besonders durch die Verdrehung der Ketten, in welchen die