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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Folia. Blätter.

Durch diese letztere werden vor Allem die beiden grossen Gruppen des Thees: "grüner" und "schwarzer", bedingt. Der grüne Thee kommt (nach Merck, Waarenlexikon) hauptsächlich aus den Provinzen Kiangnan, Kiangsi und Chekiang, der schwarze aus Fokien und Kanton. Der Hauptausfuhrplatz ist Kanton. Die Gesammtausfuhr Chinas nach Europa wird auf rund 125 Millionen kg geschätzt. Von der japanesischen Produktion geht der grösste Theil nach Amerika, doch auch Deutschland und Holland beziehen von dort. Java exportirt fast ausschliesslich nach Holland, Ostindien dagegen nach England. Der ostindische, namentlich der Assamthee, ist sehr kräftig, so dass er für den europäischen Geschmack mit leichteren chinesischen Sorten gemischt werden muss. Ueberhaupt soll in der richtigen Mischung der einzelnen Sorten untereinander, zur Herstellung bestimmter Geschmacksnuancen, ein wichtiger Kunstgriff der chinesischen Händler liegen.

Bis zur Herstellung einer marktfähigen Waare muss der Thee eine ganze Reihe der verschiedensten Manipulationen durchmachen. Die Produzenten sammeln nur die Blätter und machen sie oberflächlich lufttrocken. Von diesen kauft sie der Händler und führt sie den eigentlichen Theefabriken zu. Hier werden sie einer ziemlich mühsamen und weitläufigen Behandlung unterworfen, die verschieden ist, je nachdem man schwarzen oder grünen Thee fabriziren will. Die Fabrikation des letzteren ist die einfachste. Die Blätter werden auf kupfernen Platten oder in eisernen Kesseln, nachdem man sie zuvor, wenn nöthig, befeuchtet, bei gelindem Feuer gedämpft. Hierbei krümmen sich die Blätter zusammen und rollen sich zum Theil auf; man unterstützt diesen Vorgang durch fortwährendes Rühren mit Stäben, sowie durch Reiben und Kneten zwischen den Händen. Diese Manipulation wird ein- bis zweimal unterbrochen, man lässt den Thee abdunsten und erwärmt ihn von Neuem, bis er vollständig trocken ist. So zubereitet heisst er grüner Thee; er zeigt eine grüne Farbe, ist kräftig, aber von etwas herbem Geschmack.

Soll schwarzer Thee bereitet werden, so verlaufen die Arbeiten in ähnlicher Weise, nur mit dem Unterschiede, dass man ihn zwischen den einzelnen Röstungen einer gewissen Gährung unterwirft, indem man ihn noch warm in grosse Haufen schichtet und einige Tage sich selbst überlässt. Hierbei erhitzt er sich ganz bedeutend und schwärzt sich. Die Arbeiter beobachten diese Erhitzung sehr genau und unterbrechen sie zur bestimmten Zeit, um den Thee dann abermals in die Röstpfanne zu bringen. Diese Operation wird wiederholt, bis er die gewünschte Farbe erhalten hat. Zuletzt wird er noch bis zur völligen Austrocknung geröstet und durch fortwährendes Kneten in die beliebte Form gebracht, dann durch Sichten und Sieben vom Schmutz und Staub befreit, je nach dem Geschmack der Konsumenten parfümirt, d. h. mit wohlriechenden Blüthen, wie Orangen oder Jasmin, versetzt. Die jetzt marktfähige Waare wird nun sortirt und verpackt.