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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Eingedickte Pflanzensäfte und Pflanzenauszüge.

sind für Europa die Arbeitslöhne zu hohe, als dass die Gewinnung jemals eine lohnende werden könnte. Von der Gesammtproduktion des Opiums gelangt nur ein kleiner Prozentsatz in den europäischen Handel; der bei weitem grösste Theil wird in China und anderen Ländern als Berauschungsmittel verbraucht. Die Bereitung des Opiums geschieht in der Weise, dass die Mohnköpfe wenige Tage nach dem Abfallen der Blumenblätter, wenn ihre anfänglich graugrüne Farbe in eine mehr gelbliche übergeht, mit kleinen mehrklingigen Messern entweder senkrecht oder horizontal geritzt werden. Es geschieht diese Operation meist Abends, nur in Gegenden, wo viel Thau fällt, am Morgen. Der anfangs weisse Milchsaft tritt in kleinen Tröpfchen aus den feinen Einschnitten hervor, verdickt sich während der Nacht oder im Laufe des Tages und wird dann mit Messern vorsichtig abgeschabt. Das so gesammelte Opium wird mit den Händen zusammengeknetet und in runde, mehr oder weniger flache Kuchen geformt. Dieselben werden, um das Zusammenkleben zu vermeiden, mit Sauerampfersamen bestreut oder in Mohnblätter gewickelt und endlich im Schatten getrocknet.

Diese Art der Bereitung und der Behandlung gilt namentlich für das türkische Opium, die Sorte, welche fast ausschliesslich für den europäischen und namentlich für den deutschen Handel in Betracht kommt.

Das türkische Opium, auch Smyrnaer, Levantiner und Constantinopler O. genannt, wird hauptsächlich in der asiatischen Türkei, in Anatolien und Macedonien gewonnen. Es kommt in sehr verschieden grossen, 200-600 g schweren Kuchen in den Handel. Die Aussenschichten der Kuchen oder Brode sind ziemlich hart; das Innere ist noch weich und lässt die einzelnen Thränen deutlich erkennen. Die Farbe ist braun, nach innen etwas blässer, ungleichartig heller und dunkler geschichtet. Beim völligen Austrocknen (die Temperatur darf hierbei 60 ° nicht übersteigen) verliert es 15-25% Feuchtigkeit.

Es ist nun hart, zerspringt durch einen Schlag mit dem Hammer in Stücke mit wachsglänzendem Bruch und lässt sich pulvern. Das Pulver ist hellbraun.

Das früher so geschätzte ägyptische O., das Opium thebaicum, (daher der alte Name "Tinctura thebaica" für Tinctura opii) kommt jetzt nur selten in den Handel und ist von geringem Werthe. Es sind kleine, abgerundete Kuchen, in Platanenblätter eingehüllt, von dunkel leberbrauner Farbe.

Die schlechteste aller Opiumsorten ist die persische, meist in dicke, lange Stangen geformt und mit Papier umwickelt. Sie ist innen völlig homogen, ohne jede Spur von Thränen, und wahrscheinlich mehr ein Extrakt der Mohnpflanze als reines Opium. Das ostindische Opium, ziemlich verschieden an medizinischem Werth, kommt nur selten in den europäischen Handel, da es fast ohne Ausnahme nach China geht. Die Jährliche Produktion Indiens wird auf 6 Millionen kg geschätzt.