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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Abriss der allgemeinen Chemie.

Die organischen Verbindungen werden eingetheilt in zwei grosse Klassen: in die Verbindungen der Fettreihe und in die der aromatischen Reihe. Zu den Verbindungen der Fettreihe rechnet man diejenigen, welche sich in einfacher Weise von dem Kohlenwasserstoffe Methan CH4 ableiten lassen; man bezeichnet sie darum auch als Derivate (Ableitungsprodukte oder Abkömmlinge) des Methans. Die alte Benennung "Fettreihe" rührt daher, weil die Fette und Oele die am längsten bekannten Glieder dieser Reihe sind. Unter den Verbindungen der aromatischen Reihe versteht man diejenigen, welche sich von dem Kohlenwasserstoff Benzol C6H6^[C_{6}H_{6}] ableiten lassen. Aromatische heissen sie, weil zu ihnen viele stark riechende gehören, z. B. Bittermandelöl, Karbolsäure etc.

Diese Reihen zerfallen wieder in einzelne Gruppen, von denen hier nur solche erwähnt werden sollen, in denen sich Körper finden, die zu den chemisch-technischen Präparaten zu rechnen sind.

I. Verbindungen der Fettreihe.

Dass die Kohlenstoffverbindungen so ausserordentlich mannigfaltige sind, rührt nicht bloss daher, dass das Kohlenstoffatom vierwerthig ist und so gewissermaßen vier Angriffspunkte zur Verkettung mit anderen Atomen bietet, sondern ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass die Atome des Kohlenstoffs viel mehr wie andere Elementaratome die Fähigkeit besitzen, sich mit einander zu verbinden. Sie können sich in beliebiger Anzahl vereinigen und wenn dabei ihre Verbindungseinheiten nur theilweise gegenseitig gefesselt werden, bleibt der Ueberschuss zur Bindung anderer Elementaratome zur Verfügung, wie sich aus folgenden Beispielen ergiebt:

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Wenn nun die durch Striche angedeuteten freien Valenzen z. B. durch Wasserstoff gesättigt werden, ergeben sich folgende Kohlenwasserstoffe:

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Verbindungen, wie diese Kohlenwasserstoffe, heissen gesättigte, weil die vorhandenen Kohlenstoffatome gegenseitig mit nur je einer Valenz verknüpft sind und im übrigen die höchste überhaupt mögliche Anzahl anderer Atome, hier Wasserstoffatome, gebunden halten. Vereinigen sich aber Kohlenstoffe mit mehr als einer Bindung, so entstehen ungesättigte Verbindungen, z. B.:

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