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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Farben und Farbwaaren.

IV. Französische Methode. Diese letztere ist die neueste und zugleich auch die rationellste. Sie liefert ein blendend weisses Präparat von ganz besonderer Reinheit, das aber seiner krystallinischen Beschaffenheit wegen nicht ganz so grosse Deckkraft besitzt wie die übrigen Sorten. In grossen Kufen wird Bleizucker mittelst Bleioxyd, Wärme und Wasser in Bleiessig verwandelt und dieser dann durch Einleiten von Kohlensäure in Bleiweiss und neutrales Bleiacetat umgesetzt. Letzteres wird wiederum in basisch-essigsaures Bleioxyd übergeführt, dann wieder zersetzt und so fort. Mit der nämlichen Menge ursprünglich angewandten Bleizuckers können auf diese Weise ganz beliebige Mengen Bleioxyd in Bleiweiss übergeführt werden.

Wie schon anfangs erwähnt wurde, ist das käufliche Bleiweiss niemals eine völlig gleichmäßig zusammengesetzte Verbindung, sondern enthält fast immer wechselnde Mengen basisch-kohlensauren Bleioxydes. Um diesen Uebelständen abzuhelfen, hat sich Dr. Julius Löwe ein Verfahren patentiren lassen, welches ein stets gleichmäßiges Produkt von grosser Deckkraft liefert. Der Prozess zerfällt in zwei Operationen. Nach der ersten derselben stellt man das neutrale kohlensaure Blei dar, indem man aus einer Auflösung von Bleizucker oder Bleisalpeter, überhaupt aus wässerigen Lösungen von Bleisalzen, mittelst Mischungen von 4/5 kohlensaurem Natrium und 1/5 doppeltkohlensaurem Natrium alles Bleioxyd in Form von neutralem kohlensaurem Blei niederschlägt. Als Nebenprodukt gewinnt man aus der entbleiten Flüssigkeit essigsaures oder salpetersaures Natrium je nach dem Bleisalze, welches für die Fällung zur Verwendung kam. Mittelst Operation 2 führt Löwe das abgewaschene einfach kohlensaure Blei aus Operation 1 in unitäres basisch kohlensaures Blei (Bleiweiss) mit einem Gehalte von 86,1-86,3 % Bleioxyd über. Zu diesem Zwecke löst man Bleiglätte in Bleizuckerlösung auf und stellt somit den bekannten Bleiessig, bestehend aus einbasisch essigsaurem Blei, dar. Die so bereitete klare Lösung dieses Bleiessigs giesst

^[Abb:Fig. 209. Bleiweiss-Fabrikation nach französischer Methode.]