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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Farben und Farbwaaren.

in welchem die Schmelzung geschehen soll. Sobald der Trichter beschickt ist, wird das Kohlenfeuer entzündet und der Kopal fliesst sofort, nachdem er geschmolzen und durch das Sieb von den Unreinigkeiten befreit ist, durch die Trichterspitze ab, und zwar gewöhnlich gleich in ein Gefäss, in welchem das nöthige Quantum Leinöl-Firniss erhitzt wird. Auf diese Weise wird er vor jeder Ueberhitzung bewahrt, behält die natürliche Farbe bei und die Lösung erscheint, wenn heller Firniss angewandt wurde, auch nachher hell. Ist aller Kopal im Firniss gelöst, so lässt man die Mischung bis zu 60° abkühlen und setzt dann nach und nach die erforderliche Menge Terpentinöl zu. Nach dem Absetzenlassen ist der Kopallack fertig.

Steht kein Apparat, wie der eben beschriebene zu Gebote, so wird die Schmelzung am besten in einem mehr hohen als breiten, kupfernen oder emaillirten, eisernen Gefäss vorgenommen, mit der Vorsicht, dass das Schmelzgefäss nur wenig in das Feuerloch ragt. Ist die Schmelzung im Gänge, so muss öfter umgerührt werden. Sobald Alles im Fluss ist, wird das Gefäss sofort vom Feuer entfernt, und der geschmolzene Kopal entweder gleich in heissem Firniss gelöst oder auf Metallplatten ausgegossen, nach dem Erkalten gepulvert und zur späteren Lösung aufbewahrt.

Die Gewichtsverhältnisse, in welchen die einzelnen Substanzen zu einander verwandt werden, richten sich ganz nach den Zwecken, denen der Lack dienen soll. Je mehr Kopal derselbe enthält, desto härter und glänzender wird der Ueberzug nach dem Trocknen erscheinen. Derartige Lacke dienen zur Herstellung des letzten Anstrichs, während bei den Grundir- oder Schleiflacken der Zusatz von Firniss erhöht wird. Nichts weniger als gleichgiltig ist es ferner, welche Kopalsorten zur Lackbereitung benutzt wurden. Für die feinsten Kutschen-, Möbel- und Tischplattenlacke etc. dürfen nur die echten, afrikanischen Kopale verwandt werden. Von diesen steht wieder, wie wir schon früher gesehen haben, die Sierra Leone- und die Zanzibar-Waare obenan. Recht gute und brauchbare, wenn auch nicht so schöne Lacke liefert der Cowri- oder Kauri-Kopal (s. d.). Dieser ermöglicht, namentlich bei seiner oft wasserhellen Farbe, schöne hellfarbige Lacke, die auch nach dem Trocknen ziemlich harte Ueberzüge geben. Die ordinärsten Lacke liefern die Manila-Kopale, die ja in Wirklichkeit keine fossilen Harze sind, da ihnen die charakteristischen Eigenschaften derselben fehlen; sie lassen sich auch ohne vorherige Schmelzung direkt in Weingeist oder Terpentinöl lösen.

In gleicher Weise lassen sich die Bernsteinlacke herstellen. Diese sind, wenn auch meist viel dunkler von Farbe, von noch weit grösserer Härte und Widerstandsfähigkeit als selbst die besten Kopallacke. Ihre Verwendung steigt daher von Jahr zu Jahr, namentlich seitdem man gelernt hat, auch sie mit hellerer Farbe herzustellen. Für manche Zwecke, z. B. zum Lackiren von Fussböden, Theebrettern, und von solchen Gegenständen, welche höheren Wärmegraden ausgesetzt sind, z. B. Maschinentheilen, sind sie geradezu unersetzlich. Wie wir schon bei der Besprechung