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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Zweiter Theil

Die Herstellung der gebräuchlichen Handverkaufsartikel.

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Mittel zur Pflege des Mundes und der Zähne.

Von anderen Mitteln sind noch zu nennen der Alaun und einige andere Thonerdeverbindungen, endlich Löffelkraut und Salbei. Die beiden letzteren verdanken ihren alten Ruf wohl hauptsächlich den in ihnen enthaltenen ätherischen Oelen, zu welchen bei der Salbei noch ein geringer Gerbstoffgehalt hinzutritt.

Als zahnreinigende Mittel werden meistens Zahnpulver verwandt, oder diese werden mittelst Seife oder anderer Bindemittel in Pasten- oder Latwergenform gebracht. Als erste Bedingung für die Herstellung derartiger Reinigungsmittel muss gelten, dass die Grundlage, aus welcher das Pulver etc. besteht, nicht zu grob und zu scharf sein darf. Diese Grundlage dient gewissermassen als Schleif- und Polirmaterial für die Zahnkrone, und wenn der Ueberzug derselben, die sog. Emaille, auch ungemein hart ist, so wird sie doch durch fortwährendes Putzen mit scharfen Pulvern, wie Bimstein, Ossa Sepia etc. angegriffen. Ein Gleiches, wenn auch in etwas geringerem Masse, gilt von der Holzkohle, die trotz ihrer scheinbaren Weichheit dennoch eines der kräftigsten Polirmittel ist und daher bei längerem Gebrauch die Zähne ebenfalls stark angreift.

Als beste Grundlagen dienen vor Allem die Carbonate des Kalkes und der Magnesia. Von den Kalkcarbonaten werden so ziemlich alle in den Vorschriften aufgeführt; da finden wir Kreide, Marmor, präparirte Austernschalen, gepulverte Korallen und endlich gefällten kohlensauren Kalk. Von alle diesen verschiedenen Materialien ist das letztere weitaus das beste. Das gefällte Calciumcarbonat besitzt nicht die unangenehme Schmierigkeit der geschlämmten Kreide, ist ferner, bei aller Zartheit des Pulvers, doch hart genug, um reinigend auf die Zähne zu wirken. Ausser der rein mechanischen Wirkung der Carbonate kommt auch noch ihre chemische in Betracht, indem sie die etwa im Speichel vorhandene oder durch faulende Speisereste entstandene Säure abstumpfen. Die mancherlei medizinischen Zusätze, welche zu den Zahnpulvern und Pasten vielfach zugesetzt werden, mochten wohl bei der Art ihrer Verwendung ziemlich überflüssig sein. Reine gefällte Kreide, hinlänglich aromatisirt mit kräftigen Oelen, ist von kosmetischem Standpunkte aus entschieden das Beste und Empfehlenswertheste aller der zahllosen Zahnpulver.

Was die mechanische Pflege der Mundhöhle und der Zähne betrifft, so sagt Paschkis darüber etwa Folgendes: "Die Spülung geschieht am besten in 3 verschiedenen Absätzen. Zuerst wird der Schlund, der sog. Rachen, ausgespült und zwar durch eine wirkliche Spülung, nicht durch eigentliches Gurgeln. Dann spült man die Mundhöhle und reinigt endlich die inneren Wangen und das Zahnfleisch unter Zuhilfenahme von reichlichem Wasser, mittelst einer nicht zu weichen Zahnbürste. Gerade das Frottiren mit einer kräftigen Bürste stärkt das Zahnfleisch, indem es den Blutumlauf beschleunigt. Wer anfangs zu empfindlich für harte Bürsten ist, soll sich nach und nach an solche gewöhnen. Das Reinigen der Zähne selbst geschieht ebenfalls besser mit einer harten als mit einer weichen