Schnellsuche:

Abhandlung von der Stadt Ulm

Bruder Felix Fabris, Druck der Buchdruckerei von Heinrich Frey, Ulm, 1909

Nach der Ausgabe des litterarischen Vereins in Stuttgart verdeutscht von Professor K. D. Haßler.

18

wurde aus 2 Faßhahnen Wein ohne jeglichen Nutzen der Stadt oder der Bürger verkauft, weil sie frei den Wein einlegten und frei verkauften, und kein Wein von einem Ulmer gekauft wurde außer aus diesem Keller und die Wirte daselbst sich ihren Vorrat schafften. Der Eingang zu diesem Keller war, wo heute die Kapelle des heiligen Valentin ist auf dem Kirchhof der Pfarrkirche. So brachten also die Ulmer lange Zeit unter dem Joch und Regiment der Mönche zu und erkannten sie als ihre Herren an und waren ihre freiwilligen Diener, so lange die Mönche (pag. 25) andächtige Diener Gottes blieben. Als aber endlich die Religion nachließ und die weltliche Pracht bei den Mönchen zunahm, ließ unter Zustimmung Gottes bei den Ulmern die Liebe und Zuneigung und der Gehorsam gegen diese Mönche nach; denn sie sahen, daß von ihren Gütern der Übermut zum großen Ärgernis vieler genährt wurde. Daher erlangten diese Äbte um diese Zeit mit großen Kosten vom apostolischen Sitz zu ihren Würden hin noch die priesterlichen Abzeichen, wogegen jedoch der heilige Bernhard, der zu diesen Zeiten noch auf Erden war, vieles schrieb; er sagt nämlich: Wenn äußere Würde erstrebt wird, so widerstreitet dieser das Mönchsgelübde; wenn es klar ist, daß der Dienst nur den Priestern zukomme u. s. w., siehe in dem Geschichtsspiegel (speculo historiali) lib. 2 c. 89. Daher nennt die infulierten Äbte d. h. mit der Bischofsmütze versehenen Äbte, keineswegs ich, sondern Johannes in decretali (ut apostolicae, de privil. I. 6. ) gehörnte Esel, indem er sagt, sie können deshalb die Dienste des priesterlichen Standes nicht ausüben. Deshalb sagt man gewöhnlich, daß diese priesterlichen Abzeichen bei solchen Prälaten nur soviel ausrichten, als die Geschlechtsteile bei den Maultieren, weil sie, obgleich sie diese haben, doch nicht zeugungsfähig seien, so bringen auch diese mit den Bischofsmützen Gekrönten keine Frucht. Als nun so nach dem Vorhergesagten der Aufwand von Tag zu Tag wuchs, wuchsen notwendigerweise die Eintreibungen bei den Untertanen und die ungerechten Belastungen, weshalb die beschwerten Ulmer zu seufzen anfingen und unter sich verhandelten wegen Abschüttlung dieses Joches; weil sie jedoch klug waren, so suchten sie die Freiheit nicht plötzlich, sondern allmählich zugleich mit der Freundschaft ihrer Herrn. Nun nahmen jene beiden Klöster, Bebahausen und Au, im Zeitlichen täglich mehr ab, weil das Geistliche schon lange aufgehört hatte zu blühen; deshalb begannen die Äbte gezwungen ihre Rechte allmählich den ulmern zu verkaufen. Es kauften aber die Ulmer zuerst alle Rechte des Abts von Bebahausen und ihre Wohnungen und den Keller, und verwendeten dies zum Nutzen des Gemeinwesens, indem sie alles zerstörten außer der Kirche, die noch heute dem Herrn von Wirtenberg gehört, der das Patronatrecht von den vorgenannten Mönchen kaufte. In diesem Vertrag der Ulmer mit den Mönchen beabsichtigten nun die Ulmer zweierlei zu bewirken: erstens, daß ihre Rechte und Güter in den Nutzen und die Gewalt der Stadt kommen; zweitens (pag. 26) daß sie die Mönche selbst aus der Stadt ausschließen; und beides wurde erreicht.

So war der Abt von Au häufig in Ulm und hielt gleichsam den Hof nicht eines Fürsten, sondern eines Königs daselbst, dem die Ulmer nach Bedürfnis Geld liehen, und diesen verpfändete er Zehenten, Zinsen, Abgaben und Rechte, vieles verteilte er auch zum Lebensunterhalt mancher, anderes verschleuderte er von selbst, und es war kein Tag, an dem nicht irgend etwas mit seiner Zustimmung ihm entzogen wurde. Einmal waren, wie ich hörte, vor der Fastenzeit fast alle von Au in Ulm und gaben sich mit den Bürgern dem Lanzenstechen,