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Abhandlung von der Stadt Ulm

Bruder Felix Fabris, Druck der Buchdruckerei von Heinrich Frey, Ulm, 1909

Nach der Ausgabe des litterarischen Vereins in Stuttgart verdeutscht von Professor K. D. Haßler.

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3 SS (solidi) der Stadt zu gut, und es sind über 9000 Tücher. Oberhalb von den Gräben der Bleiche, nicht weit vom Stadtgraben, ist eine Bohrmühle errichtet, ein Haus mit einem Rad, das vom Wasser getrieben wird, und daselbst werden große Balken durchbohrt und von einem gewaltigen Bohrer fleißig durch die Bewegung des Wassers bearbeitet. Gegenüber von dem Bohrhaus, jenseits des Stadtgrabens, ist in der Mauer der Stadt ein niedriges Vorwerk, welches Dietrichsturm (turris Theodorici) heißt: dieser Dietrich war ein Künstler und stellte in dem Vorwerk eine Mühle her, in der das Pulver (pag. 48) bereitet wird, das man zum Abfeuern der Mörser braucht. Oberhalb von dieser Mühle sind 2 Verschanzungen, die nicht weit von einander entfernt sind und gegen die Bleiche hinsehen, gerade in der Richtung nach den Häusern auf der Bleiche. Aus dieser Bleiche werden zur Sommerszeit, wie schon erwähnt, Tücher in solcher Menge bearbeitet, daß ihre Zahl auf 60,000 geschätzt wird, nach Abzug der Vaskanischen, die schwarz gefärbt werden. Darum ist ein gewöhnliches Sprichwort, daß es keine Stadt geschweige in Alemanien, aber auch nicht in Italien oder Frankreich gebe, die einen so köstlichen mit der Stadt zusammenhängenden Rosengarten habe, wie Ulm, das eine große mit weißen Blumen besäte Wiese hat, von denen viele Tausend arme und reiche Menschen leben und sich nähren. - Weiterhin erstreckt sich die Stadtmauer bis zum Tor der Jungfrau, auf dem ein hoher mit Erkern geschirmter Turm steht. Vor der Brücke dieses Tores ist eine durch Mauern und Gräben sehr feste Brustwehr, auf der 7 Erker hervorragen. Von diesem Tor bis zum Neuen Tor befinden sich auf der Hauptmauer 8 und auf der niedrigeren Mauer 3 neulich gebaute starke und feste Türme. In einen dieser Türme aber stürzt das Wasser aus dem Graben und dreht große Räder in der Tiefe des Turmes, durch welche das Wasser künstlich auswärts in ein höheres Gemach des Turmes getrieben wird; dort strömt es in ein großes Becken und von diesem fließt es abwärts durch eine Bleiröhre zurück und verteilt sich durch Brunnenröhren in der Stadt und bricht an verschiedenen Stellen in fließenden Brunnen hervor. Denn von diesem Turm und von einem andern Punkt verteilt sich auf diese Weise das Wasser in 23 Brunnen durch die Stadt. Von diesem Wasserturm kommt man zu dem hohen Turm des Neuen Tors, das mit Bildern geschmückt und mit Erkern geschützt ist; vor der Brücke des Tores ist eine sehr feste Brustwehr mit 7 Vorsprüngen. Von diesem Tor an wendet sich die Mauer überhaupt gegen Westen bis zu einem Winkel und einer Ecke der Stadt und wird, durch Vorsprünge geschützt, geschlossen bis zum Grünen Turm, der so heißt, weil er ein grünes Dach hat; früher jedoch wurde er Turm der Gremlinger genannt, wie die von ihm ausgehende Straße Gremlinger Gaß heißt nach einigen alten, Gremlinger genannten Bürgern, und er ist ein runder (pag. 49) Turm, in dem, wie man sagt, niemand zu übernachten wagt wegen der Geräusche und heftigen Stöße, welche böse Geister darin machen. Geschützt ist dieser Turm durch Erker und eine Vormauer. Oberhalb von ihm von Westen her kommt die Blau, und gegen die Stadt herandringend fließt sie durch 2 offene Mündungen in die Stadt, und diese Mündungen sind durch eiserne Gitter geschützt. An dieser Stelle ist ein niedriges Häuslein an der Mauer, in dem auch durch die Bewegung eines Rades das Wasser durch Kanäle in der Stadt verteilt wird. Auf der inneren Seite der Mauer ist das Haus der deutschen Brüder der heiligen Maria, auf der äußeren aber sind Mühlen und einige Häuser der Juden und ihr Kirchhof. Von da wendet sich die Mauer