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Abhandlung von der Stadt Ulm

Bruder Felix Fabris, Druck der Buchdruckerei von Heinrich Frey, Ulm, 1909

Nach der Ausgabe des litterarischen Vereins in Stuttgart verdeutscht von Professor K. D. Haßler.

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von Grund aus zerstörend, alle Brücken als grausamster Plünderer und Einbrecher von der Stadt weg als reichste der Stadt Ulm geraubte Beute an Holz den Baiern und Östreichern zu, wodurch sie im Zeitraum einer einzigen Stunde der Stadt Ulm über 10,000 Gulden Schaden zufügte. Seit dieser Zeit erweiterten die Ulmer die Öffnungen des Flusses, so daß er herankommend nicht versucht, die Mauer zu zerstören. Aber auch die Iller macht bisweilen ente Art Sprung von den Bergen herab und mit der Donau verbunden springt sie mit aller Gewalt gegen die Mauern, zerreißt die Flöße, erschüttert die Brücken und führt sie weg und bringt die Stadt in Unruhe. Ähnlich zerstört auch die Donau, durch Regengüsse vergrößert, alles, was sie berührt, und neue Rinnsale durch die Felder, Gärten und Wiesen reißend (pag. 51) unterwühlt sie die Erde und nimmt sie mit sich. Aber nicht zugleich und aus einmal tosen alle 3 Flüsse, denn wenn alle drei zugleich wüten würden, so glaube ich nicht, daß die Stadt Ulm es aushalten könnte. Wegen dieser Flüsse könnte kein Fürst von Alemanien diese Stadt mit genügender Umwallung durch sein Heer belagern; denn bei dieser Belagerung müßte er sie mit 3 Heeren umgeben, und ein Heer kann nicht zum andern kommen, und wenn zur Zeit der Belagerung eine Überschwemmung stattfände, so müßte er notwendig die Belagerung selbst aufheben. Überdies ist Ulm außer den Gewässern mit erfreulicher Breite rings umgeben, indem es auf 4 Seiten breite Täler hat; denn im Osten und Westen hat es das anmutigste Tal der Donau, im Norden aber das Tal der Blau, die durch die anmutigsten Gefilde herabrinnt, und im Süden das überaus fruchtbare Tal der Iller, zwischen Westen aber und Norden hat es den fruchtbaren und wonniglichen Michelsberg, so daß das Ulmer Land nicht durch allzu große Ausdehnung widerwärtig und nicht durch allzuviele Berge beengt ist. Soviel von der äußeren Gestalt und Anlage der Stadt. -

Innen ist die Stadt anmutig, von Gewässern befeuchtet, die nicht nur durchrinnen, sondern auch aus dem Herzen der Stadt hervorquellen, wie z. B. die Quelle der alten Röhren und die Brunnen, die nicht gesammeltes Regenwasser haben, sondern in den Adern der Erde entspringen, weshalb man den Brunnen in der Nähe der Prediger-Brüder nie entleeren kann, weil, wie viel man auch herausschöpft, soviel plötzlich aus der Tiefe nachfließt. Die Straßen, die Ulm hat, sind breit und nicht finster, die Häuser hoch und meist von Holz, weil es hier keine Steine gibt außer Backsteine. Breite Hauptplätze hat die Stadt 3, nämlich den ganzen Platz vor dem Rathaus, den Weinhof und den Platz vor der Kirche der heil. Jungfrau; ein anderer ist der Korn- oder Getreidemarkt, ein anderer der Roßmarkt auf dem Gries neben dem Gänstor, wieder ein anderer der Grünhof bei den Predigern u. s. w. Aber nicht immer war es so; denn der Platz vor dem Rathaus war vor wenigen Jahren von vielen Häusern und Kaufläden besetzt, und an der Stelle, wo jetzt der Brunnen auf dem Fischmarkt steht, stand ehemals ein Haus, unter dem (pag. 52) man Brod verkaufte, das jetzt vor der Kirche der heil. Jungfrau steht, und an dieser Stelle war damals das Kornhaus und der Kornmarkt. Das Rathaus ist hervorragend und schön und hat einen auf allen Seiten vergoldeten Glockenturm und viele Gemächer, auch eine große Glocke, welche die Stunden schlägt und auf deren Schlag auch der Wächter auf dem Kirchturm der heil. Jungfrau eine große Glocke anschlägt, damit, wer das erste Zeichen überhört hat, das zweite in Acht nehme. Auf demselben Turm der heil. Jungfrau sind immer zwei Wächter, die morgens und abends mit Trompeten