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Abhandlung von der Stadt Ulm

Bruder Felix Fabris, Druck der Buchdruckerei von Heinrich Frey, Ulm, 1909

Nach der Ausgabe des litterarischen Vereins in Stuttgart verdeutscht von Professor K. D. Haßler.

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und war gibellinisch d. h. von der Partei des Königs, und die babylonische Burg Elchingen war gwelfisch d. h. von der Partei des Papstes. Nun nahmen die Gibellinen täglich zu, und nach vielen Niederlagen wurden die Gwelfen gedemütigt und Konrad behauptete die Herrschaft und dem Lande wurde der Friede wiedergegeben. Aber vielen war der Friede verdächtig und sie fürchteten in dem Frieden eine Hinterlist, weil inzwischen die feindliche Burg Elchingen durch sächsisches Kriegsvolk verstärkt worden sei. Darum verlangte der König Konrad von dem Herzog Konrad von Sachsen, er solle die Besatzung der Kriegsleute aus der Burg wegnehmen und diese den Herzogen von Schwaben zurückgeben und verkaufen, und wenn nichts davon geschehe, wolle er sie erobern (pag. 160) und von Grund aus zerstören. Da aber der Herzog von Sachsen die Macht des Königs Konrad fürchtete, besprach er sich mit seiner Frau, der Frau Lucia, von der er die Burg hatte, wegen des erhaltenen Befehls: und siehe da, auf Eingebung des Geistes des Herrn fanden sie ein von Gott stammendes, heilsames Mittel, damit diese Burg weder für die Schwaben noch für die Sachsen ein Bollwerk zur Verwirrung des Vaterlandes und der Gegend wäre, gegen das auch der König Konrad nichts sagen könnte. Daher brachte mit Zustimmung der Frau Lucia und der Herzoge von Schwaben im Jahr des Herrn 1142 Konrad, Herzog von Sachsen, mit seiner Frau, der Frau Herzogin Lucia von Schwaben, der Schwester des Königs Konrad und Friederichs, des ersten dieses Namens, des nachmaligen Kaisers, in frommem Sinn die Burg Elchingen mit all ihrem Zubehör Gott und der heiligen Jungfrau Maria dar und den heiligen Aposteln Petrus und Paulus und dem verewigten Benedictus und dem Inhaber des apostolischen Sitzes, dem Papst Lucius, dem zweiten dieses Namens, indem sie für immer auf alle ihre Rechte verzichteten, und legten eine Aufzählung dieser Schenkung in einer gesiegelten Urkunde zu den Füßen des allerheiligsten Herrn Papstes durch feierliche Boten nieder, welche in schöner Rede im Consistorium zu Rom vor dem Papst und den Kardinälen weitläufig von diesem Turm sprachen, wie er von Alters her eine Zuflucht verzweifelter Menschen und Friedensstörer gewesen sei und daß, solange er in der Gewalt von weltlichen Herren stehe, der Gegend keine Sicherheit und kein Friede gegeben werden könne, und daß es nicht ersprießlich sei, daß ein so hervorragender Berg durch die Zerstörung der Burg ohne Bewohner stehe, und wie deshalb unter Zustimmung der Fürsten dieser Berg mit dem babylonischen Turm Gott und seinem Stellvertreter auf Erden, dem Papst, dargebracht worden sei, auf daß er nach Entfernung dieses Turmes weltlicher Verwirrung und nach Vertreibung der Räuber daselbst ein Wahrzeichen der heiligen Religion aufrichte und mit der Zucht ihrer Ordensregel bewaffnete Mönche an die Stelle setzte, die den gestörten Frieden in der Gegend wiederherstellen und allen zu geistlichem Trost werden sollen, damit, wo die Schuld in Fülle war, die Gnade in noch größerer Fülle wäre, und wo der Tod sich erhob, da das Leben sich wieder erhebe. Als dies der Papst mit allen Beisitzern gehört hatte, bewunderte er gar sehr die Frömmigkeit der deutschen Fürsten, lobte die Tat und nahm den erwähnten Berg Elchingen samt dem babylonischen Turm gnädig und freudig in seinen und der Kirche Besitz, befreite ihn von aller weltlichen Herren Macht, sprach ihn faktisch davon los und stellte ihn unmittelbar unter seinen und seiner Nachfolger auf dem Stuhl Petri Schutz im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes (pag. 161). Sogleich aber sandte er einen Legaten nach Deutschland (Alemaniam) und wählte erprobte Mönche aus, mit denen dieser nach Elchingen kam und