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Abhandlung von der Stadt Ulm

Bruder Felix Fabris, Druck der Buchdruckerei von Heinrich Frey, Ulm, 1909

Nach der Ausgabe des litterarischen Vereins in Stuttgart verdeutscht von Professor K. D. Haßler.

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die draußen im Kloster abzuhaltende nächtliche Mahlzeit (pag. 164). Und so verließen sie die Stadt mit fröhlichem Sinn und schwindelndem Kopf, und wenn sie durch die Fluren hinabkamen, erduldeten sie oft große Schwierigkeiten in den Gräben der Wiesen, so daß sie manchmal im Kot stecken geblieben wären und nicht hätten herauskommen können, wenn sie nicht eine Stärkung aus den Flaschen genommen hätten. um dieser und anderer Dinge willen wurde der Orden des verewigten Benedikt zu diesen Zeiten überall nur allzusehr gering geschätzt. Daher nahmen weltliche Herren, die mit dem Unglück des Ordens mitzuleiden hatten, manche Klöster in ihre Hand und vertraten die Stelle der Äbte, der Pröbste und der Prioren. Denn auch Elchingen, von dem wir reden, stand einige Jahre unter der Herrschaft weltlicher Herren ohne Abt und Adel so viele Jahre der Verwahrlosung anheim. - Sechstens und zuletzt bleibt noch übrig, von Elchingen zu sehen, wann und wie die Frömmigkeit und die Ordnung des Klosters mit der merklichen Zunahme der zeitlichen Dinge und der Vermehrung nützlicher Personen wieder aufblühte. Im Jahre des Herrn 1412 nämlich begannen dem Orden des heiligen Benedikt die Hörner wieder zu wachsen. Denn der ausgezeichnete Mann Herr Ludwig Berber Bembus?), 1) ein Mönch desselben Ordens zu St. Justina von Padua, stiftete die Kongregation von St. Justina, 2) in die viele sehr fromme Männer zusammenströmten, welche da und dort die zerfallenen Klöster wieder aufrichteten und eine Reformation des Ordens einführten. Viele Äbte aber, die die Unterwerfung unter die Klosterregeln (Observanz) fürchteten, begannen von sich aus wachsamer zu regieren, damit sie nicht der Nachlässigkeit beschuldigt und reformiert werden könnten. Daher fingen sie an, die verfallenen Stätten wieder aufzurichten und setzten, nachdem sie Mönche zusammengebracht hatten, Äbte über die Orte, die Dinge leer geblieben waren, und nahmen den viele Jahre unterbliebenen Gottesdienst wieder auf, war nicht aus Frömmigkeit, sondern um einen einleuchtenden Grund zur Ablehnung der Reformation zu haben. Und zu dieser Zeit wuchs auch Elchingen zu einer Klostergemeinschaft wieder auf, hatte einen Abt, übte den Gottesdienst aus und begann im Zeitlichen wieder zu erstarken. Doch lebten sie ohne die Ordensgebräuche und wünschten auch nicht, daß die Ordensregeln beobachtet werden bis auf die Zeiten des Herrn Abts Zwirmar, der im Jahr des Herrn 1450 Abt war. Diesem verehrungswürdigen Mann rührte Gott das Herz und er begann an die Reformation zu denken und sie zu betreiben. Daher schickte er junge Männer zum Studieren aus und wies sie nach reformierten Orten, damit sie lernen sollten, was sich für Ordensleute zieme. Als er diese zurückberufen hatte, nahm er unter dem Beistand des hl. Christo verehrungswürdigsten (pag. 165) Herrn Peter von Schonberg, Kardinals und Bischofs von Augsburg und Abts von Wiblingen, die Reformation des Klosters vor. Aber weil er alt war und den Brüdern und Klosterleuten nicht folgen konnte, gedachte er sein Amt niederzulegen, unfern ein junger und tätiger Mann eingesetzt würde, der das Kloster zu regieren verstände und vermöchte; und weil er ohne Zustimmung und Erlaubnis des Herrn Ordinarius von Augsburg die Niederlegung seines Amtes nicht ausführen konnte, ging er nach Dillingen zu dem Herrn Kardinal hinab und setzte ihm seine Absicht auseinander. Der Herr Kardinal wollte aber nicht, daß er verzichte, sondern ging in Person nach Elchingen hinauf und visitierte für sich das

1) Cf. pag. 177 - andere nennen ihn Barba.

2) Später Kongregation von Monte Cassino genannt.