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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts

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Die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts.

Italienische Bildnerei. Da Michelangelo das allgemein anerkannte Vorbild für Zeitgenossen und Nachkommen war, so blieb natürlich auch seine Heimat zunächst der Boden, auf dem sich die Bildnerei in der oben gekennzeichneten Richtung entwickelte. Zudem wurde es auch immer mehr Sitte, daß die fremden Künstler nach Italien pilgerten, um an der Quelle zu lernen, andererseits wurden auch mit Vorliebe italienische Meister an die fremden Höfe und Kunststätten berufen.

Giovanni da Bologna. Abgesehen von den unmittelbaren "Schülern" und Nachahmern des Meisters stehen auch bereits einige Zeitgenossen von mehr selbständiger Eigenart unter seinem Einflusse. Unter diesen ist wohl der bedeutendste der in Flandern geborene, aber seit seinem 20. Jahre in Florenz heimisch gewordene Giovanni da Bologna (1524-1608), ein Künstler, der hinsichtlich lebendiger Bewegung seiner Gestalten bereits über Michelangelo hinausgeht, in Schönheit der Linienführung diesem nicht nachsteht.

Es läßt sich bei seinen Werken schon erkennen, wie die schwächeren Nachfolger durch Kunstgriffe sich zu helfen suchen, um das ihnen vorschwebende Ziel zu erreichen. Die wuchtige Kraft und das volle mächtige Leben, welche Michelangelo in seinen Gestalten auch dann zum Ausdruck bringt, wenn diese in äußerlicher Ruhe erscheinen, sucht man nun durch Kraftäußerungen, gewaltsame, kühne Bewegungen darzustellen. Man vermag nicht mehr eine einzige Gestalt so zu bilden, daß der Beschauer sofort vollkommen klar wird über deren "Denken und Handeln", sondern muß die Handlung selbst sichtbar darstellen; daher werden die Gruppen bevorzugt und allerlei Beiwerk zur Kennzeichnung innerlicher Vorgänge verwendet.

Auch Giovanni da Bologna arbeitet bereits in dieser Weise. Die Marmorgruppe des Raubes der Sabinerin (in Florenz, Loggia dei Lanzi) und der Brunnen zu Bologna zeigen die Kunst des Meisters im besten Lichte (Fig. 650). Sehr bezeichnend aber für das Streben,

^[Abb.: Fig. 659. Denkmal Moritz von Sachsen.

Straßburg.]