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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

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scheinung; der Dotter ist schon halb oder ganz hart, während das Eiweiß noch flüssig und durchscheinend bleibt. Die Kunst der Hausfrau besteht darin, das Ei in dem Augenblick herauszufischen, wo der Dotter gerade den gewünschten Grad von Konsistenz erreicht hat. Ueber die Schmackhaftigkeit eines so zubereiteten Eies kann man übrigens verschiedener Meinung sein. Der Orientale ißt nur den Dotter, und gießt das Eiweiß weg. Der Europäer macht es meistens, wenn er in den hinteren Orient gelangt, einmal anders, aber nur einmal; nachher schließt er sich der Praxis der Orientalen an. Hausfrauen, die den Versuch wagen wollen, dürfen nicht darauf rechnen, bei jedem Hausgenossen die volle Würdigung des Wohlgenusses von "Eiern auf japanische Art" zu finden.

Hausmittel und Rezepte.

Silbersachen zu reinigen. Diese mögen noch so angelaufen sein, werden wieder blank und glänzend, wenn man sie in eine Lösung von ⅘ Wasser und ⅕ Salmiakspiritus legt, gut abwäscht und dann gut trocknet.

Tintenflecken aus dem grünen Tuch des Herrenschreibtisches zu entfernen. Man nimmt Salmiakspiritus u. Terpentinspiritus zu gleichen Teilen und trägt es mehrmals auf die Flecken auf, worauf sie spurlos verschwinden werden.

Kitt für Kachelöfen. In Wasser kocht man etwas Alaun und gewöhnliches Kochsalz, rührt so viel Kartoffelmehl hinzu, daß man einen dünnen Brei erhält. Mit diesem Brei knetet man den vorher gut durchgearbeiteten Lehm durch und verschmiert damit die Ritzen und Fugen.

Vermischtes.

Um Milch zu prüfen, gibt es ein sehr einfaches Verfahren. Stellt man hinter ein mit Milch gefülltes Glas ein Licht, so wird man dessen Flamme durch die Milch nicht sehen. Gießt man aber langsam Wasser zu der Milch, so wird nach und nach die Flamme immer mehr sichtbar. Je mehr demnach Wasser der Milch zugegossen werden mußte, desto besser, butterreicher war sie.

Für die Küche.

Eierschnee als Ersatzmittel für Rahm bei Thee oder Kaffee. Man schlage das Weiße eines Eies zu Schaum, tue ein kleines Stückchen süße Butter hinein und mische es gut, dann gieße man den Kaffee allmählich zu, so daß das Eiweiß nicht gerinne. Bei geschickter Behandlung wird man sehen, daß dieses Ersatzmittel für Rahm ein ganz vortreffliches ist K.

Gesundheitspflege.

Frisches oder altbackenes Brot? Das altbackene Brot wird durch das Kauen zerkleinert und mit Mundspeichel vermischt; es gelangt dann in den Magen, und der zersetzende Magensaft vermag es leicht zu durchdringen, aufzulösen und zu verdauen. Anders ist es mit dem frischen Brote. Es wird durch das Kauen nicht verkleinert, sondern zu zähen, festen Klumpen zusammengeballt; diese werden, mit Mundspeichel überzogen, schlüpfrig und gelangen scheinbar sehr leicht durch die Speiseröhre in den Magen. Der Magensaft vermag nun aber diese zusammengeballten zähen Klumpen nicht zu durchdringen und zu zersetzen, er muß sie von außen gleichsam zernagen. Der Verdaungsprozeß ^[richtig: Verdauungsprozeß] wird dadurch bedeutend erschwert und verlangsamt, die schwer löslichen Brotmassen bleiben lange Zeit im Magen und verursachen natürlicherweise einen nachteiligen Reiz. Die Folgen des Genusses von frischgebackenem Brote sind Magendrücken, Beklemmungen, Appetitlosigkeit. Durch den krankhaften Reiz des Magens wird sodann der Blutumlauf gehemmt, es treten manchmal Andrang des Blutes nach dem Kopfe, Kopfschmerz, sowie langwierige Magenbeschwerden und Krankheiten ein. In einzelnen Fällen ist durch den reichlichen Genuß von frischem Brote schon der Tod erfolgt. Es ist daher jeder Hausfrau dringend zu empfehlen, das Brot rechtzeitig einzukaufen und nicht erst zu warten, bis das alte aufgebraucht ist; denn daß der Bäcker frisches verkaufen muß, ist kaum zu vermeiden. Man muß dann eben vom alten noch Vorrat haben, um das frische ein paar Tage aufheben zu können. Aus "Ernährung und Gesundheit".

Kochrezepte.

Kartoffel-Kipferl. Einige Kartoffeln werden mit Schale gekocht, heiß durch ein Sieb passiert, mit gerösteten und geschnittenen Zwiebeln, ein wenig grüner Petersilie, 1 Ei, 1 Eßlöffel sauren Rahm mit Salz gemischt, und mit etwas Mehl zu Teig zusammengemacht. Man formt nun kleine Kipfel davon, die man in eine mit Schmalz bestrichene Bratpfanne legt und auf beiden Seiten backen läßt. Ab. in Wien.