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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

XIV. Band. Nr. 17.

Erscheint wöchentlich. Abonnement jährlich Fr. 2.50; bei der Post bestellt 10 Cts. mehr; als Beilage zum "Schweiz. Familien-Wochenblatt" gratis. Inserate die kleine Zeile 25 Cts.

Verlag Th. Schröter, Obere Zäune 12, Zürich.

1904. 23. Oktober. Inhalt: Der Ueberlegung empfohlen. - Eingesandt. - Hausmittel- und Rezepte. - Für die Küche. - Kochrezepte. - Briefwechsel der Abonnenten unter sich. - Seiden-Mode-Bericht. - Litteratur, Reklame. - Inserate.

Zur Ueberlegung empfohlen.

Von J. Engell-Günther.

In einem landwirtschaftlichen Blatte liest man den guten Rat: "Esset Obst! Die köstliche Zeit der Reife aller Früchte ist da; und es gilt also, den großen Heilwert des Obstes recht zu würdigen. Noch immer besteht das Vorurteil: Obst sei eigentlich Luxus; weil es keinen rechten Nährwert habe. Alle Obstsorten enthalten reichlich Zucker, wie auch etwas Eiweiß; und unersetzlich durch andere Nahrungsmittel sind ihre blutbildenden mineralischen Salze sowohl, als ihre aromatischen Säuren. Diese begründen den noch viel zu sehr unterschätzten diätetischen Wert der Obstfrüchte; denn sie lösen viele Krankheitsablagerungen im Körper auf, und regen wohltätig zu Appetit und Verdauung an. Saftiges Obst stillt den Durst und erfrischt Gesunde und Kranke. Für Kinder besonders gibt es nichts Köstlicheres. Nur muß es reif und gut sein; dann sind die Ausgaben dafür viel nützlicher als etwa die für Zuckerwerk und Kuchen, oder gar für schwer verdauliche Speisen und alkoholische Getränke. Es versteht sich überdies, daß Bier und Obst einander ausschließen; aber Milch und Brot sollten zusammen mit Obst die Ernährung der Kinder bilden.

Um so beklagenswerter ist es, daß die hohen Preise und die deshalb herrschende Schwierigkeit, sich hinreichend Obst zu verschaffen, mancherorts den nützlichen Gebrauch dieser Gottesgabe noch so sehr hindert. Doch scheint in der neuesten Zeit auch hierin eine Besserung eintreten zu sollen, da sich die Einsicht immer mehr Bahn bricht, daß es keinen schöneren Wirkungskreis für die Frauenwelt geben kann, als eben der Obstbau neben der Gemüsezucht. Bei der stattgefundenen Frauen-Konferenz in Düsseldorf, an der auch eine Schweizerin, Fräulein Buchner aus Genf teilnahm, trat unter Anderen die Frau Marie Wegner aus Breslau, an der Hand vieler Beweise mit der Behauptung hervor, daß nichts notwendiger sein könne, als daß die weibliche Tatkraft sich vorzüglich der Obstkultur und dem Gemüsebau zuwenden möge; weil diese nach jeder Richtung hin die besten Erfolge verspreche. Sie forderte - um schon im Kindesalter den Sinn für die Gartenarbeit zu wecken - Schulgärten der Art, wie sie in Breslau bereits zum größten Vorteile der Einzelnen und des ganzen Volkes angelegt seien. In gleichem Sinne sprachen sich viele andere Rednerinnen aus, von denen wir nur Frau Clara Lang aus Zweibrücken und Fräulein Ottilie Hoßmann aus Bremen erwähnen wollen. Zuletzt sprach Fräulein Dr. Castner-Marienfelde bei Berlin, der die jüngere Generation auf dem Gebiete der Gärtnerei als Beruf für Töchter gebildeter Familien die ersten und wirksamsten Anregungen verdankt. Besonders auf die gute Wirkung der Gartenarbeit in Betreff der Gesundheit wollte sie hinweisen. Nur unter Sonnenschein und Wärme könne sich gesundes Blut bilden und der junge Mensch körperlich und geistig gedeihen. Auf den erziehlichen Einfluß der Gartenarbeit machte sie ebenso aufmerksam, wie sie die volkswirtschaftliche Frage beleuchtete, daß endlich gesorgt werden sollte, der großen Einfuhr von Obst und Gemüse, die man mit gutem Willen selbst erzeugen könne, - entgegen zu treten. Man müßte dahin gelangen, daß die deutsche Frau nicht allein Ordnung und Sauberkeit in der Wohnung zu schaffen suche, sondern auch im Hausgärtchen ein wohliges Behagen ermöglichen könne. Wir wünschen solchen Bestrebungen das beste Gedeihen, wenn wir uns auch die ihnen noch drohenden Hindernisse nicht verhehlen dürfen. Wir berichten deshalb gern auch über die Rede von Fräulein Auguste Förster aus Kassel, die von einer sogenannten "Ansiedlung gebildeter Frauen auf dem Lande" erzählte, die sehr segensreich zu wirken im Stande sei. Da