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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

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Vom Haufen abgefallener Blätter des Urmenschen bis zur modernen Einrichtung hat das Bett langsame Veränderungen durchgemacht und jedes Volk hat es seinen Sitten und Gebräuchen angepaßt. Die Denkmäler Egyptens zeigen uns die ältesten bekannten Betten. Seine Bewohner ahmten Tierleiber nach, namentlich von Löwen und Gazellen. Am Kopf war eine hölzerne Stütze, nur die Füße ruhten auf dem Hinterteil des Tiers. Die Chaldäer, Assyrer, Phöniker, Meder, Perser und Hebräer nahmen das egyptische Bett an, änderten es aber teilweise ab.

Homer erzählt, daß Ulysses mit eigenen Händen aus einem Olivenstamm ein Bett geschnitzt habe. Die griechischen Vasen und Becher zeigen uns eine Menge von Betten, die fein gemalt, mit kostbaren Stoffen drapiert und mit Matratzen und Kissen versehen sind.

Die Römer behielten die Eleganz des griechischen Bettes bei. Die Bettstelle, oft aus Metall und manchmal aus Holz, das mit Elfenbein, Schildpatt oder Gold eingelegt war, ruhte auf kunstvoll gearbeiteten Füßen. Die Matratzen, ursprünglich einfache Strohsäcke, wurden später mit weichen Stoffen gefüllt; namentlich gesucht waren die Flaumfedern der deutschen Gänse. Heliogabolus wählte den zartesten Flaum unter den Flügeln junger Rebhühner. Man kann diesen Luxus wohl begreifen, denn die Römer ruhten den ganzen Tag darin, bedienten sich dessen als Stuhl und verließen es oft nicht zur Essenszeit.

Während der ersten Zeit des Mittelalters wurden die Betten nach römischem Muster fast immer aus Metall verfertigt und waren am Kopfende viel höher als am Fußende, so daß man darin fast in sitzender Stellung sich befand.

Im XII. Jahrhundert erscheint der große Luxus in den Betten. In alten Schriften stellt man sie dar mit kostbaren Verzierungen bedeckt und mit reichen Bettvorhängen versehen, die von einem sogenannten Himmel herabhängen, der auf Säulen ruhte.

Die Betten des XIII. Jahrhunderts waren niedrig und bestanden gewöhnlich in einer Art Geländer aus vier Füßen mit einer Lücke in der Längsseite, um bequem hineinzuschlüpfen.

Im XIV. Jahrhundert beschäftigte man sich namentlich mit Draperien und Decken. Die Mode verlangte Steppdecken aus Seide, Sammt, Goldstickereien und bisweilen mit Pelz verbrämt. Dieser Luxus wuchs noch im XV. Jahrhundert, und man übertrieb die Dimensionen des Bettes, das 3 Meter Länge und 2 Meter Breite erreichte. Das XVI. Jahrhundert wies die schönsten Betten auf. Man nahm hiezu prachtvoll geschnitztes Holz, wie: Zedern-, Rosen- und Ebenholz; vier Pfeiler trugen den Himmel. Es gab damals sogenannte Spinnrockenbetten.

Im XVII. Jahrhundert bringt Louis XIV. reich mit Stoffen, Stickereien und Draperien überladene Betten in die Mode; sie sind der Triumph der Posamentierer. Aus Italien werden Alkovenbetten à la royale, à l'italienne und à la romaine eingeführt.

Im XIX. Jahrhundert nimmt das Bett aus Mahagoni, Ahorn oder Polisander ^[richtig: Palisander] wieder antike Formen an. Bei Militärsleuten ist das Bett mit einem Helm geschmückt, Seeleute wählen das Neptunbett etc.

Erst im Jahre 1840 kehrt man zu nüchternen Formen zurück, die aber schlechten Geschmack zeigen.

Heutzutage macht man die meisten Betten aus Hartholz, meist Eichen- oder Nußbaumholz. Unsere Zeit weist Betten auf vom großen Paradebett, das mit schweren seidenen oder sammetnen ^[richtig: sammtenen] Vorhängen geziert ist bis zum schmalen eisernen, das so hart ist wie diejenigen von Friedrich II. und Napoleon I. Sie bietet jedem Menschen das Bett seiner Träume. A. O.

Zehn Gebote der Hühnerzucht.

Nachfolgende zehn Regeln der rationellen Hühnerzucht werden in der "Deutschen Landwirtschaftszeitung" zur Beachtung empfohlen :

1. Man sorge für Frühbruten; nach Mai sollte man nur dann ausbrüten lassen, wenn man Schlachtgeflügel ziehen will. Nur die vor Juni ausgebrüteten Hühnchen werden in der besseren Jahreszeit sich vollständig entwickeln, werden kräftig und widerstandsfähig und gute Leger im Herbst und Winter sein, wenn die Eier im höchsten Werte stehen.

2. Man schlachte alle Hühner nach dem dritten, spätestens nach dem vollendeten vierten Lebensjahre; solche alte Hennen bringen durch Eierlegen das Futter nicht mehr ein, liefern aber immer noch ein schmackhaftes Fleisch oder eine gute Suppe.

3. Man stelle alle zwei bis 3 Jahre einen gesunden, muntern, kräftigen Hahn ein, nicht unter zwei und nicht über 4 Jahre alt, und rechne bei leichten und mittelschweren Rassen auf 8 bis 10 Hühner einen Hahn.

4. Bruteier nehme man nur von den besten und kräftigsten Tieren, welche zwei bis vier Jahre alt sind; die Eier sollten nicht über 14 Tage alt sein.