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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

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Erscheint wöchentlich. Abonnement jährlich Fr. 2.50; bei der Post bestellt 10 Ets. mehr; als Beilage zum .Schweiz. Familien-Wochenblatt" gratis. Inserate die kleine geile2V Cts.
Verlag Th. Schrot er, Obere Zäune 12, Zürich.
1904. 4. Dezember. Inhalt: Allerlei Grwerbsaebiete,  Der Weihnachts- oder Christstollen.  Kinderspielzeug.  Hausgarten.  Verwendung von kleinen Seioenrestchen.  Für die Küche.  Fleckenreinigung.  Weih« nachtsarbeiten.  Kochrezepte.  Briefwechsel der Abonnenten unter stch.  Neuheit.  Litteratur.  Nellame.
Allerlei Orwerbsgebtete.
Die Liebhaberkünste als Grwerbsgebiet. i.
(Nachdrull verboten.)
Es ist eine allgemein bekannte Tatsache, daß in heutiger Zeit der Kampf ums Dasein in seinen Erfolgen weniger von der Menge des verfügbaren Kapitals abhängt, als von der Tatkraft und dem Verständnis, die Strömungen der Gegenwart hinsichtlich Bedürfnis und Geschmack zu beobachten und diese Beobachtung produktiv zu gestalten. Zum Beispiel ist heutzutage der Bedarf an Geschenkartikeln ein ganz außerordentlich großer, andererseits hat stch der Geschmack im Laufe der letzten 20 Jahre völlig verändert; überall verlangt man darum auch von den Geschenkartikeln, daß sie nach jeder Richtung hin künstlerisch durchgeführt find, und so ist es selbstverständlich, daß auch vielerlei sog. "Liebhaberkünste" ein wertvolles Erwerbsgebiet darstellen. Sind sie es doch gerade, welche die Anwendung des individuellsten künstlerischen Geschmackes gestatten, und darin vorteilhaft von allen jenen fertigen Gefchenkartikeln abstechen, wie man sie in den Schaufenstern erblickt. Stets wird man eine wirkliche Kunstarbeit, die das Gepräge des Handwerkes an sich trägt, jedem Massenfabrikate vorziehen. Wer also in den verschiedenen Arbeiten bewandert ist und vor allen Dingen Apartes und Schönes zu leisten versteht, wird ohne Zweifel, wie Verfasser dieses aus eigener Erfahrung weiß, außerordentliche Erfolge erzielen können. Besonders für erwerbsbedürftige Damen ist hierin eine Erwerbsmöglichkeit geboten, die teils noch viel zu wemg beachtet, teils in falscher Weise gehandhabt wird. Es gibt ja zahlreiche Vereine, welche den Vertrieb kunstgewerblicher Arbeiten ohne Angabe der Herkunft, also ganz diskret und auch ohne viel Abzüge zur Deckung der unvermeidlichen Kosten vermitteln und ein Erfolg dieser gewiß segensreichen Bestrebungen läßt stch nicht ableugnen; jedoch dieser Erfolg könnte ein bedeu-
tend größerer sein, wenn die betreffenden Damen ihre Arbeiten mehr dem wirklichen Bedürfnis anpassen würden. Man gehe in die Verkaufsstelle irgend eines Frauen-Gewerbe-Vereins: überall umfangen uns (von Stickarbeiten sehen wir hier ganz ab) Malereien in Oel, Kerb-sHnitzereien, Brandarbeiten und nur hin und wieder fesselt eine andere Technik, eine Flachschnitzerei, eine Porzellan-Malerei unser Auge. Freilich greift die Mode auch in das Gebiet der Zimmerdekoration und selbst der häuslichen Beschäftigung ein. Das sollte jedoch keinen, der nicht nach bestimmten Aufträgen arbeitet, abhalten, nur nebenbei der Mode zu huldigen. Wenn auch Brandmalereien zur Zeit sehr modern find, so darf man doch nicht vergessen, daß eben darum auch das Angebot ins Riesenhafte steigt und den Bedarf zum guten Teil von denen, die kaufen sollen, selbst gedeckt resp. angefertigt wird. Wie könnte da jemand, der viel und schnell Geld verdienen will, Erfolge erzielen I Fassen wir diesen Ausruf als Frage auf, so ist die Antwort nicht schwer: man arbeite nie schablonenmäßig, fondern schaffe immer nur Originelles; man kombiniere mehrere Techniken, verbinde z. B. Brandmalerei mit Kerb- oder Flachschnitt, mit Nagelarbeit, Gravierarbeit, Stiftvergoldung, Metallsägerei usw., vor allem aber biete man Gegenstände, die vom großen Publikum noch nicht viel selbst ausgeführt werden! Gibt es doch weit über 100 verschiedene Techniken, und es ist, wie oben gesagt, nur zu bedauern, daß die Mehrzahl davon gerade von denen, die nach einem Erwerbe trachten, so ganz unbeachtet bleiben! Wer weiß etwas von der Alabaster-Laubsägerei, dem Metall - Aetzen, der Leder-Aetzmalerei, der Silicine-Glasmalerei ohne Einbrennen, der Steinmosaik aus gegossenen Marmortafeln, der Pastell-Malerei, der Zier-schrtften-Malerei, der Stiftvergoldung, der Kort-schnitzerei, der Certofa-Mofaik, der Bossir-Arbett, den Perlmutter-Intarsien, den Vogelfeder-Arbeiten und so vielen anderen? Das alles sind Arbeiten, welche die herrlichsten und apartesten Gegenstände auszuführen oder auszuschmücken