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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

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sie nicht allzu kunstvoll ausgedacht sind; hübsche Arbeiten finden auch immer Abnehmer. Nach Art der "gestochenen Möbel" zeichnet man sich ein Muster auf der Holzfläche vor, umsticht sodann die Umrisse desselben etwa 23 mm. tief mit Meißel oder Balleisen und vertieft nun den Iwischengrund mit gebogenem Schmiedeeisen, deren es verschiedene Breiten gibt, recht gleichmäßig in hobelnder Haltung der letzteren. Der so vertiefte Grund wird zuletzt mit einem Punzen oder mit einem groben Nagel gerauht. Beizen und Wachsen vollendet das Ganze. Diese Ausgründungsschnitzerei dient übrigens als Vorarbeit für mehrere andere Arbeiten, z. B. die plastische und durchbrochene Kunst schnitzerei, die Harzmosaik für die sehr eleganten Certosa-Mosaiken und Perlmutter-Intarsien. Bei den letzten drei wird nicht der Zwischengrund, sondern das Muster selbst tiefer gelegt. Zur Harzmosaik füllt man die Vertiefungen danach mit ftüssig gemachten Harzmischungen in verschiedenen Farben aus, bei der Certosa-Mosaik hingegen mit Elfen-beinblättchen, die man zuvor mit der Laubsäge entsprechend zugeschnitten hat. Ebenso verfährt man bei den Perlmutter-Intarsien. Hier werden die einzelnen Musterfiguren aus Perlmutter-Stücken ausgesägt und fest eingekittet. Solche Arbeiten sind noch fast ganz unbekannt und würden ihres prächtigen Aussehens wegen ohne Zweifel einen sehr großen Absatz finden.  Die bekannteste Ausschmückung von Holzgegenständen ist die Brandmalerei, doch raten wir aus den im 1. Artikel angegebenen Gründen davon ab, dergl. zu Erwerbszwecken anzufertigen, falls man nicht ganz besonders schöne Variationen bieten kann.
Für solche, die sich gern mit Pinsel und Farbe beschäftigen, gibt es ebenfalls einige Neuheiten, welche große Beachtung verdienen. Da sind zunächst die "waschbaren Helios-Farben". Sie ermöglichen es, Gebildwebereien, seien es Damast-Gedecke, Gardinen, Stores u. f. w., in der effektvollsten Weise derartig aufzumachen, daß die betreffenden Gegenstände ohne Bedenken durch Waschen gereinigt werden können. Die Erfindung dieser Farben eröffnet ein ganz neues Gebiet für fleißige Hände. Man denke nur an die Schönheit buntfarbig ausgemalter Damastgedecke!  Eine weitere außerordentlich wertvolle Neuheit ist die Silicine-O las-Malerei ohne Einbrennen. Die echte Glasmalerei ist eine der vornehmsten Kunstarbeiten, war aber bislang den Lieb--Haberkünstlern kaum zugänglich, da sie allzugroße Vorbereitungen und Umstände erfordert. Dennoch erstrebte man auch in Laienkreisen Glas-Malereien ausführen zu können
und versuchte sich vielfach in Anwendung von Oel- und Lackfarben für diesen Zweck, ohne das Gewünschte zu erreichen. Die neuen Sili-cine-Farben entsprechen jedoch in ihrem Feuer, ihrer Lichtechtheit, sogar Waschbarkeit den Schmelzglasfarben vollkommen, sie werden mehr oder weniger verdünnt aufgetragen, mit braun schattiert, mit einer Bleipasta umrandet, um auch die Bleifassungen der echten Arbeiten darzustellen und was dergl. Vorteile mehr noch sind. Keinesfalls springen sie, wie gewöhnliche Oel- oder Lackfarben mit der Zeit ab, sondern haften für immer fest am Glase, ohne sich je zu verändern. Wer also ein Fensterbild malen, oder ganze Fensterscheiben in Fluren, Treppenhäusern, Veranden, Bade-, Schlaf-, Rauchzimmern u. s. w., mit einem malerischen Schmuck nach Art echter Glasmalereien verzieren will, der verwende die Silicine-Glasfarben und er wird mit seiner Arbeit die höchste Anerkennung finden. Es dürfte in der Tat nicht schwer halten, auch direkte Aufträge zu erhalten, die jedenfalls sehr einträglich sind.
Nächstdem ist die Photographie-Malerei unbedingt für den Erwerb zu empfehlen, zumal man jetzt in den Brillant-Photographie-Farben von Keilitz ein Mittel besitzt, um den monotonen Bildern die volle farbige Naturwahrheit zu verleihen, ohne daß sie wie "gemalt" erscheinen. Wan müßte zwecks dauernder Beschäftigung direkt an größere Ateliers und Kunsthandlungen unter Vorlegung von Mustern sich wenden.
Noch eine Neuheib auf malerischem Gebiet ist die Zierschriften-Malerei. Sie bezweckt die Ausschmückung von Glückwunschund Spruchkarten, Gedicht- und Gebetbüchern, Briefkarten und Briefbogen 2c. in der Weise, daß die Worte mit Zierschriften in Gold, Silber und farbigen, unverwischbaren Tuschen geschrieben und mit flüchtigen Aquarell-Malereien oder Federzeichnungen umgeben und verbunden werden, deren Motive man dem Inhalt der Worte anpaßt; ganz ähnlich also den käuflichen Chromokarten und Spruchbüchern, die auch vielfach als Vorlagen dienen können.
Schließlich mag noch erwähnt sein, daß die Pastell-Malerei wieder sehr in Mode kommt. Sie ist einfacher als alle anderen Malarten und wer es bei diesen nicht zu befriedigenden Leistungen bringt, der versuche sich in der Handhabung von Pastell- und Kreidestiften und fertige zunächst lang- oder breit gehaltene landschaftliche Bilder mit wenig Staffage, Berge und Felspartien, Seestücke ?c. an und er wird gewiß für solche aparte Iimmerdekorationen mehr Liebhaber finden, als für Oelbilder und dergl.