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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Cavaillé-Col; Cavaillon; Cavalcánti; Cavalcaselle

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Cavaillé-Col - Cavalcaselle.

und Ruhe in ganz Frankreich her und war der Kandidat der Republikaner bei der Präsidentenwahl 10. Dez. 1848, unterlag aber dem Prinzen Napoleon, indem er nur 1½ Mill. Stimmen erhielt. Er gehörte fortan zu den gemäßigten Republikanern in der Gesetzgebenden Versammlung. Während des Staatsstreichs vom 2. Dez. 1851 ließ ihn Napoleon III. verhaften und nach Ham abführen, jedoch wieder in Freiheit setzen, worauf C. Frankreich auf einige Zeit verließ. Von Paris wurde er in den Gesetzgebenden Körper gewählt, verweigerte aber den vorgeschriebenen Eid. Er starb 28. Okt. 1857 auf dem Landgut Ournes (Sarthe). Er schrieb: "De la régence d'Alger, note sur l'occupation" (Par. 1839). Vgl. Deschamps, Eugène C. (Par. 1870, 2 Bde.).

Cavaillé-Col (spr. kawaje-koll), Aristide, Orgelbauer, geb. 2. Febr. 1811 zu Montpellier, einer alten Orgelbauerfamilie entstammend, kam 1833 nach Paris, wo er bei der Konkurrenz für den Bau einer neuen Orgel für St.-Denis erwählt wurde. Er ließ sich nun in Paris nieder und baute außer der Orgel für St.-Denis, in der er zuerst Barkers pneumatischen Hebel anbrachte, auch die berühmten Werke zu St.-Sulpice, Ste.-Madeleine und sehr viele andre in Paris und der Provinz sowie in Belgien etc. Der Orgelbau verdankt C. bedeutende Verbesserungen, so z. B. die Anwendung gesonderter Windkasten mit verschiedener Windstärke für die tiefere, mittlere und höhere Partie der Klaviatur, die überschlagenden Flöten (flûtes octaviantes) etc. Er schrieb: "Études experimentaux sur les tuyaux d'orgue" (in den Berichten der Académie des sciences 1849); "De l'orgue et de son architecture" (in der "Revue générale de l'architecture des travaux publics" 1856) und "Projet d'orgue monumental pour la basilique de St-Pierre de Rome" (1875).

Cavaillon (spr. kawajóng), Stadt im franz. Departement Vaucluse, Arrondissement Avignon, zwischen der Durance und dem Coulon, an der Südbahn, mit einer alten Kathedrale (in Basilikenform, von 1251, neuerlich restauriert) und (1876) 4473 Einw., welche berühmte Melonen und Krapp bauen und Kerzen-, Hut-, Tuch- und Seidenfabrikation betreiben. Die vorzüglich angebaute Umgegend heißt wegen ihrer Fruchtbarkeit der Garten der Provence. - C. ist das alte Cabellio, eine Stadt der Kavaren in Gallia Narbonensis und dann römische Kolonie. Von einem hier dem Pompejus errichteten Triumphbogen sind noch einige Trümmer übrig. Auch war hier eine Schlauchfähre über die Durance. Später stand C. unter den Grafen von Venaissin, dann unter denen von Toulouse, bis es unter päpstliche Herrschaft und endlich 1791 unter die Herrschaft Frankreichs kam.

Cavalcánti, 1) Guido, einer der frühsten ital. Dichter, Sproß eines alten florentinischen Hauses, wurde in den 30er Jahren des 13. Jahrh. geboren. Er vermählte sich 1266 mit einer Tochter des Farinata degli Uberti, des Hauptes der florentinischen Ghibellinen, geriet aber dadurch in Händel mit dem Haupte der Guelfen, Corso Donati, wurde deshalb für einige Zeit nach dem ungesunden Ort Sarzana verbannt, kam dann krank nach Florenz zurück und starb daselbst um 1300. Seine Gedichte, die aus Sonetten, Balladen und Kanzonen bestehen, stammen aus seiner frühern Lebensperiode und sind an ein junges Mädchen, Namens Mandetta, die er auf einer Pilgerreise nach Santiago in Spanien zu Toulouse kennen lernte, gerichtet. Unter den Vorläufern Dantes, der mit ihm bekannt war, und Petrarcas gilt er mit Recht wegen seiner Gedankentiefe und seiner Behandlung der Sprache für den vorzüglichsten. Am berühmtesten hat ihn seine Kanzone über die Natur der Liebe: "Donna mi priega" gemacht, die ihrer Dunkelheit wegen acht verschiedene Kommentatoren gefunden hat. Bei seinen Zeitgenossen stand er, als Anhänger der Epikureischen Philosophie, im Ruf eines Atheisten. Seine Gedichte sind besonders herausgegeben worden von Cicciapori ("Rime edite ed inedite di G. C.", Flor. 1813). Vgl. Ercole, Guido C. e le sue rime (Mail. 1885).

2) Giovanni, ital. Geschichtschreiber, schrieb "Istorie fiorentine", den Zeitraum von 1420 bis 1452 umfassend (hrsg. von Polidori, Flor. 1838, 2 Bde.), sowie eine Abhandlung über Cosimo de Medicis Verbannung und Zurückkunft: "Della carcere etc." (neue Ausg. 1867). Machiavelli schöpfte viel aus C.

3) Bartolommeo, edler Florentiner, geboren im Oktober 1503, ergriff schon als Jüngling das Schwert gegen die Mediceer, in denen er die Unterdrücker der Freiheit seines Vaterlandes sah. Mit seiner Freiheitsliebe und Tapferkeit hielt seine Rednergabe gleichen Schritt. Eine seiner Reden, 1530 an seine Soldaten gehalten, findet sich in Sansovinos Sammlung. Als nach Alexanders Ermordung Cosimo de' Medici den Thron bestieg, verließ C. die Heimat und lebte wahrscheinlich einige Zeit in Ferrara, besuchte darauf Frankreich und begab sich später nach Rom, wo er von Papst Paul III. mit mehreren wichtigen Missionen betraut wurde. Er starb 9. Dez. 1562 in Padua. Seine "Rettorica" (Vened. 1559) ist ein Lehrbuch der Rhetorik nach streng Aristotelischen Grundsätzen. Die "Trattati sopra gli ottimi reggimenti delle reppubliche antiche e moderne" (Vened. 1555, 1574) sind auch in die "Classici italiani" (Mail. 1805) aufgenommen worden. Vgl. "Lettere di Bartolommeo C." (Bologna 1869).

Cavalcaselle, Giovanni Battista, ital. Kunstschriftsteller, geb. 22. Jan. 1820 zu Legnago, besuchte die Akademie zu Venedig, um die Malerei zu erlernen, empfand aber mehr Neigung zu kunsthistorischen Studien und besuchte das Museum öfter als die Zeichenschule. Er gab nun die Malerei auf und ging nach Padua, um Ingenieur zu werden, wandte sich aber trotzdem wieder der erstern zu, lernte in Mailand bei Serri, besuchte dann Toscana und Rom und lernte nach und nach die Meisterwerke der italienischen Kunst kennen. 1846 brachte er längere Zeit in München zu und lernte 1847 im Postwagen zwischen Hamm und Minden seinen spätern Freund und Mitarbeiter J. A. ^[Joseph Archer] Crowe (s. d.) kennen, mit dem er dann wieder in Berlin zusammentraf. Die Freunde trennten sich, und C. kehrte, nachdem er noch einige Zeit in Deutschland verweilt, nach Italien zurück, wo er sich 1848 an der Revolution beteiligte. In Cremona von den Österreichern gefangen genommen und zum Tod verurteilt, entging er der Erschießung nur durch einen glücklichen Zufall. In Rom teilte er die Gefahren der Belagerung Oudinots. Sodann aus Italien verbannt, ging er durch Frankreich nach England. In Paris traf er zufällig wieder mit Crowe zusammen, mit dessen Familie er in London eng befreundet wurde. Beide wohnten hier lange Zeit zusammen und schrieben gemeinsam die "Early Flemish painters". Während Crowe in der Türkei (1853-56) verweilte, besuchte C. Spanien. Im J. 1856 wohnten beide wieder zusammen in London. 1858 kehrte C. nach Italien zurück und traf Crowe erst 1861 in Leipzig wieder, wo endlich das gemeinsame Werk, die "History of painting in Italy", in Angriff genom-^[folgende Seite]

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