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Dampfkessel
infolge der geringen Wassermenge dieser Kessel hier nicht so heftig wirken wie die eines großen D.
Das Princip der Wasserröhrenkessel wird am besten durch den in Taf. Ⅲ, Fig. 8 dargestellten D. von Steinmüller erläutert. Derselbe besteht aus zwei Hauptteilen: einer Anzahl direkt über dem Feuer befindlichen Röhren und einem darüber angebrachten großen Cylinderkessel. Die Röhren sind in Reihen derartig angeordnet, daß die nächst obern stets über den Zwischenräumen der untern liegen; an beiden Enden sind dieselben in je eine schmiedeeiserne Wasserkammer dampfdicht eingesetzt. Beide Wasserkammern stehen mit dem darüber liegenden Cylinderkessel in Verbindung. Die Feuerung befindet sich unter dem vordern Ende der Röhren; die Verbrennungsprodukte gehen vom Rost aus in der Richtung der Pfeile durch die Zwischenräume der Röhren hindurch und gelangen durch den Fuchs unter dem Zugschieber hinweg in den Schornstein. Durch das Aufsteigen der Dampfblasen in den schräg liegenden Röhren und in der vordern Wasserkammer nach dem Kessel wie auch durch das Nachströmen des kühlern Wassers aus dem obern Kessel durch die hintere Wasserkammer nach den kühlern Teilen der Wasserröhren findet bei diesen Kesseln ein sehr lebhafter Wasserumlauf statt und vermindert das Ansetzen von Kesselstein in den Röhren; der Schlamm sammelt sich in dem am tiefsten gelegenen Punkte der Wasserkammer an, von wo er abgeblasen wird. Außerdem trägt der schnelle dem Feuerstrom gerade entgegengerichtete Wasserumlauf dazu bei, den Feuergasen möglichst viel Wärme zu entziehen, und wird daher bei allen neuern Kesseln erstrebt. Die geneigte Lage der Wasserröhren soll nicht nur die Wassercirkulation befördern, sondern auch dem in den Röhren sich bildenden Dampf schnellen und sichern Abzug nach dem großen Kessel verschaffen. Ebenso haben Wasserkammern an beiden Enden der Wasserröhren die Kessel von Büttner, Heine, Humboldt, Breda, Simonis und Lanz.
Diesem System gegenüber stehen die Kessel von Willmann und Dürr, bei denen die Wasserröhren an einem Ende geschlossen sind und am andern Ende in eine Wasserkammer einmünden, die dann mit einem größern Cylinderkessel in Verbindung steht. Einen derartigen Kessel, System Dürr, zeigt Taf. Ⅰ, Fig. 7 u. 8. Um den Wasserumlauf in den Röhren zu ermöglichen, ist in dieselben immer ein zweites engeres, auf beiden Seiten offenes Rohr eingeschoben, das nicht ganz an das geschlossene Ende des eigentlichen Wasserrohres reicht und am vordern Ende ein Stück überragt bis zu einer die vordere Kammer senkrecht teilenden Scheidewand. Schlagen die heißen Gase an die Außenwandungen der Wasserrohren an, so steigen an den innern Wandungen die Dampfblasen und heißen Wasserteile empor und gehen aus dem rechten Teil der Wasserkammer nach dem großen Kessel, während durch die linke Abteilung der Wasserkammer und die überragende Mündung des innern Rohres in dasselbe kühleres Wasser einströmt, bis an das untere Ende gelangt und sodann, wie oben angegeben erhitzt, zwischen innerm und äußerm Rohr nach oben geht.
Der in Taf. Ⅲ, Fig. 5 u. 6 dargestellte Rootsche Kessel hat als charakteristisches Merkmal eine Anzahl stark nach hinten geneigter Röhren, die durch gußeiserne Deckel an ihren Enden verbunden sind; die Enden der Röhren stehen sowohl mit dem unten quer vorliegenden Wasserzuführungs- und Schlammablagerungsrohr, als auch mit dem oben liegenden Dampfsammelrohr in Verbindung. Auf ein Drittel und zwei Drittel der Kesselhöhe sind eiserne Ablenkplatten auf die Röhren gelegt, sodaß die Heizgase dieselben ihrer ganzen Länge nach in der Richtung der eingezeichneten Pfeile umspülen müssen. Das Speisewasser tritt zuerst in den über dem Kessel gelagerten Vorwärmer (in der Zeichnung aus zwei Reihen kürzerer Röhren gebildet), in welchem dasselbe von den abziehenden Heizgasen vorgewärmt wird, und gelangt dann in den an der tiefsten Stelle des Kessels liegenden Schlammsammler, von wo es in lebhaftem, den Feuergasen entgegengerichtetem Strom durch die Röhren des Kegels cirkuliert. Als besondere Vorzüge dieses Kessels gelten die leichte Aufstellung desselben, die geringe Rauminanspruchnahme bei bedeutender Dampfentwicklung und die Möglichkeit, hochgespannte Dämpfe ohne Gefahr zu erzeugen. Dagegen verlangt der sehr kleine Wasserraum eine äußerst regelmäßige Dampfentnahme, da im andern Falle ein bedeutendes Schwanken des Drucks und der Wassermenge nicht zu vermeiden ist. Deshalb werden auch diese Kessel in neuerer Zeit, entsprechend dem vorher angeführten Steinmüller- und Dürrkessel, mit einem oben quer zu den Röhren angeordneten größern Kessel versehen. ^[Spaltenwechsel]
Zu den Wasserröhrenkesseln gehört ebenfalls die in Taf. Ⅲ, Fig. 4 abgebildete Kesselkonstruktion des Engländers Field. Der Kessel besteht aus einem äußern Cylinder mit der Feuerkiste. Vom Deckel derselben ragen 40 schmiedeeiserne Röhren stalaktitenartig in den Feuerraum hinein. Diese Röhren, welche Fig. 3 in vergrößertem Maßstab zeigt, bestehen aus zwei konzentrischen Teilen, von denen der äußere in der Decke a der Feuerbüchse befestigt ist, der innere dagegen in den erstern hineinhängt Da die äußern Röhren bei weitem stärker erhitzt werden als die innern, wird das mit den erstern in Berührung kommende Wasser eine höhere Temperatur als das im Innern der engen Röhren befindliche besitzen. Es muß daher ein lebhafter Wasserumlauf in der Art eintreten, daß das heiße Wasser und die Dämpfe in dem weiten Rohr in die Höhe steigen, in dem engen dagegen kälteres Wasser herabfließt. Wenn nun auch hierdurch ein reichliches Ansetzen von Kesselstein verhindert wird, so erfordern diese Kessel doch ein sehr reines Speisewasser, um auf die Dauer betriebsfähig zu bleiben. Der Lachapelle- oder Querrohrkessel (Taf. Ⅲ, Fig. 9) besitzt horizontale Wasserröhren von größerm Durchmesser, die sich leicht reinigen lassen. Taf. Ⅲ, Fig. 10 zeigt diesen Kessel mit direkt anmontierter vertikaler Dampfmaschine.
Der Gliederkessel von Harrison, Taf. Ⅲ, Fig. 7, namentlich in den Vereinigten Staaten im Gebrauch, besteht aus mehrern Abteilungen, deren jede von hohlen gußeisernen Kugeln gebildet wird, die miteinander durch angegossene Halsstücke in Verbindung stehen und aneinander gepreßt sind. Durch lange Bolzen, die durch jede Reihe von Kugeln hindurch reichen, sind die letztern verbunden. Zwischen diesen Kugeln, von denen die obern den Dampf-, die untern den Wasserraum bilden, bewegen sich die Flamme und Verbrennungsgase, um direkt abwärts zu entweichen.
Die Formen der Wasserröhrenkessel sind außerordentlich zahlreich; namentlich haben sie auch als Schiffskessel, besonders für kleinere Schiffe und