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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dampfkessel

Boote, große Verbreitung erlangt, namentlich in den Fällen, wo es auf große Dampfproduktion bei sehr beschränktem Raume ankommt. Auch die Kessel für Kleinmotoren sind oft als Wasserröhrenkessel ausgeführt.

Armatur. Die Gesamtheit aller an einem D. angebrachten zum Erkennen des Wasserstandes und des Dampfdrucks dienenden Vorrichtungen, sowie die Sicherheits-, Speise- und Abblaseapparate bezeichnet man mit dem Namen Kesselarmatur oder Garnitur. Oft werden auch Mannlochdeckel und die gesamten Eisenteile der Feuerung, Feuergeschränk, Feuerthüren, Rostträger, Rost und Feuerbüchse, Rauchschieber, Kesselstühle u. s. w. zu der Armatur gezählt und dann als grobe Armatur gegenüber den erstgenannten Ausrüstungsgegenständen, der feinen Armatur, bezeichnet. Zur letztern gehören Wasserstandszeiger, Probierhähne, Manometer, Sicherheitsventile, Speiseventile, Ablaß- oder Abblasehähne und Dampfabsperrventile.

^[Abb. Fig. 2.]

Die vorstehende Fig. 2 zeigt einen Doppel-Wasserstandszeiger mit dicht aufgesetztem Manometer von Schäffer & Budenberg (Buckau-Magdeburg). Nach gesetzlicher Vorschrift müssen die D. mit zwei getrennten Vorrichtungen zur Erkennung des Wasserstandes versehen sein. Diese beiden Wasserstandszeiger vereinigt der dargestellte Apparat an einem gußeisernen Hauptkörper, der durch zwei weite Stutzen a a mit Flanschen an der Kesselstirnwand angebracht wird. Der untere Stutzen steht mit dem Wasserraum, der obere mit dem Dampfraum des Kessels in Verbindung. Oben und unten an dem gußeisernen Hauptkörper sind je zwei Wasserstandshahnköpfe angebracht, mit Abschlußhähnen versehen, zwischen ihnen rechts und links je ein Wasserstandsglas. Sowohl der Hauptkörper als auch die untern Hahnköpfe der Wasserstände sind mit Ablaßhähnen b versehen. Die Verschlußschrauben d dienen zum Durchstoßen durch die betreffenden Röhren oder Stutzen, um etwa vorkommende Verstopfungen zu beseitigen. Die Zeiger e werden in der Höhe des niedrigsten zulässigen Wasserstandes angeordnet. Der Niveauunterschied zwischen dem untersten und obersten zulässigen Wasserstand beträgt in der Regel 100 mm. Auf dem obern Stutzen des Hauptkörpers, dem Dampfzuleitungsstutzen desselben, ist ein sog. Trompetenrohr aufgeschraubt, das unter Zwischenschaltung eines Dreiwegehahnes f mit dem gesetzlich vorgeschriebenen Kontrollflansch g nach dem Manometer h führt und die Wasserstöße von den dagegen empfindlichen Teilen des Manometers fern halten soll. Der in seiner Form den Landesgesetzen entsprechende Kontrollflansch g dient zur Anbringung des amtlichen Manometers bei der Revision der D. Bei Öffnung der zwischen den Hahnköpfen und dem Hauptkörper eingeschalteten Hähne kommuniziert der Innenraum der Glasröhren unten mit dem Wasser-, oben mit dem Dampfraum und es steht das Wasser in den Glasröhren so hoch als im Kessel; dieser Apparat gewährt das bequemste Mittel zur sichern Erkennung des Wasserstandes. Das Manometer h giebt die Höhe des im Kessel herrschenden Dampfdrucks als Überdruck über den jeweiligen Luftdruck (im Deutschen Reich in Kilogramm pro Quadratcentimeter) an. ^[Spaltenwechsel]

Als weitere Mittel zur Erkennung des Wasserstandes dienen die Probierhähne, deren immer je zwei zusammengehören, von denen einer am Punkt des höchsten, der andere des tiefsten zulässigen Wasserstandes anzubringen ist; bei vorschriftsmäßigem Betrieb des Kessels muß bei Öffnung der Hähne aus dem obern stets Dampf, aus dem untern stets Wasser ausströmen. Die Probierhähne sind weniger in Gebrauch als die bequemern und sichern Wasserstandszeiger.

Die Sicherheitsventile, deren Einrichtung aus umstehender Fig. 3 zu ersehen ist, haben den Zweck, das Steigen des Dampfdrucks über die zulässige Höhe zu verhindern, indem sie durch ihr selbstthätiges Öffnen bei der Erreichung des zulässigen Drucks und durch das hörbare Abblasen des Dampfes den Kesselwärter aufmerksam machen, die dem weitern Steigen des Dampfdrucks vorbeugenden Maßregeln zu ergreifen. Das Ventil wird mit seinem untern Flansch auf dem obern Teil des Kessels (meist dem Dampfdom) angebracht, sodaß in dem Raume a der gleiche Druck wie im Kessel herrscht. Während dieser Druck das Ventil v von seinem Sitze zu heben strebt, wird dasselbe durch den Stift t und das an einem Hebel h wirkende Gewicht g geschlossen gehalten und öffnet sich erst, wenn der Dampfdruck die normale Höhe überschritten hat; der Dampf entweicht alsdann durch ein an den Stutzen b ange- ^[folgende Seite]