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Hosmer - Hospitalschiff.
pfing nun die geistlichen Weihen, erhielt 1538 ein Kanonikat, 1549 das Bistum Kulm und, nachdem er dem König als Botschafter an den Papst Julius III. und den Kaiser von Deutschland wichtige Dienste geleistet, 1551 das Bistum Ermeland. Ein leidenschaftlicher Gegner der Reformation, überreichte er der Synode zu Petrikau 1551 seine "Confessio catholicae fidei christianae" (Krak. 1553), die in fast alle europäische Sprachen übersetzt wurde. Plus IV. belohnte ihn 1561 durch die Verleihung des Kardinalhuts. Zur Unterdrückung der Reformation in Polen gründete er 1565 das Jesuitenkollegium in Braunsberg. H. starb 5. Aug. 1579 in der Nähe von Rom als päpstlicher Großpönitentiarius. Die vollständigste Sammlung seiner meist polemischen Schriften erschien als "Opera omnia" (Köln 1584, 2 Bde.). Sein Leben beschrieb Eichhorn (Mainz 1855, 2 Bde.).
Hosmer, Harriet, amerikan. Bildhauerin, geb. 3. Okt. 1831 zu Watertown (Massachusetts), nahm schon in früher Jugend bei dem Bildhauer Stevenson in Boston Unterricht im Modellieren, ging dann nach St. Louis, bereiste den Westen Nordamerikas und gründete ein Atelier in ihrer Vaterstadt, wo sie ihre ersten Arbeiten schuf. 1852 ging sie mit ihrem Vater nach Europa und wurde in Rom Schülerin Gibsons, unter dessen Leitung sie ihre Hauptstudien machte und zunächst einige Werke älterer Meister nachbildete. Ihre eignen Schöpfungen hatten wegen ihres kräftigen, energischen, fast männlichen Charakters große Erfolge, z. B. Puck auf einem Pilz, den sie wegen seines reizenden Humors oft wiederholen mußte, ein schlafender Satyr, ein wachender Satyr, eine Sirene als Brunnenmodell, Beatrice Cenci, eine sehr realistisch behandelte gefesselte Königin Zenobia und die Bronzestatue des Staatsmanns Thomas Benton in St. Louis.
Hospenthal, Dorf im schweizer. Kanton Uri, 1 km oberhalb von Andermatt, 1463 m ü. M., wo sich die Wege nach dem St. Gotthard und über die Furka scheiden. Der Ort ist nach einem im 13. Jahrh. dort errichteten Hospital für arme Reisende benannt, hat einen aus der Langobardenzeit stammenden Turm und (1880) 404 Einw.
Hospes (lat., Mehrzahl: hospites), Fremdling, Gast, Gastfreund; Gastwirt; auch s. v. w. Hospitant (s. Hospitieren).
Hospital (Spital, v. lat. hospes, "Fremdling"), in Klöstern die Fremdenherberge, die unter der Aufsicht des Hospitalarius oder Peregrinarius stand und gewöhnlich in Abteilungen für vornehme und geringe Reisende und Pilger geschieden war; dann besonders ein zur Aufnahme und Verpflegung von Kranken bestimmtes Haus; jetzt teils s. v. w. Armen- und Versorgungsanstalt (s. Armenwesen), teils s. v. w. Krankenhaus (s. d.).
Hospitalbrand (Gangraena nosocomialis, Pourriture des hôpitaux), eine gefürchtete Krankheit, welche früher nicht selten in überfüllten Kriegslazaretten und mit chirurgischen Kranken übermäßig belegten Hospitälern vorkam. Zur Zeit, wo der H. zu herrschen beginnt, verändern sich sowohl frische Wunden als solche, welche bereits in Heilung und Benarbung begriffen sind, bei vielen oder mehreren Kranken gleichzeitig ohne greifbaren Grund in eigentümlicher Weise. Bald wandelt sich die Wund- oder Granulationsfläche in eine breiig-schmierige Masse von gelber Farbe um, welche man abstreifen kann, und worauf eine schmutzige Fläche zurückbleibt. Diese Veränderung erstreckt sich aber von der Wunde oder dem Geschwür aus alsbald auch auf die umgebende bis dahin gesunde Haut, so daß nach 3-4 Tagen die Wundfläche doppelt so groß ist als vorher, während die breiige Erweichung auch in die Tiefe, jedoch weniger schnell, fortschreitet. Dies ist die pulpöse Form des Hospitalbrandes. Bald aber, in andern Fällen, nimmt die frische Wunde oder Granulationsfläche eine trichterförmig vertiefte Form an und sondert eine dünne, jauchige Flüssigkeit ab, nach deren Beseitigung die brandigen Gewebe als zottige Massen zu Tage treten. Die Haut im Umfang des Geschwürs ist leicht gerötet. Das Geschwür breitet sich schnell aus, schneller als bei der pulpösen Form, und greift auch mit größerer Geschwindigkeit in die Tiefe der Gewebe. Dies ist die ulceröse Form des Hospitalbrandes. Nicht bloß größere Wunden, sondern auch kleine und unbedeutende Verletzungen, z. B. ein Blutegelstich, eine durch Blasenpflaster entblößte Hautstelle etc., können vom H. ergriffen werden. Niemals aber tritt der H. an einer völlig unverletzten Hautstelle auf. Die brandige Zerstörung der Gewebe erreicht in kurzer Zeit die bedenklichste Ausdehnung. Das Allgemeinbefinden ist dabei gestört, es tritt mäßiges Fieber ein, die Zunge ist dick belegt; es besteht Neigung zum Brechen, vollständiger Appetitverlust, große Schwäche und Abgeschlagenheit. Der Brand kann durch den Übergang auf die Arterien gefährliche Blutungen herbeiführen. Dagegen widerstehen die großen Arterienstämme dem H. merkwürdig gut. Man hält den H. gegenwärtig für eine Wundinfektionskrankheit, welche auf der Ansiedelung pflanzlicher Parasiten (Bakterien) beruht, ähnlich der Diphtherie, und je mehr diese Kenntnis an Ausbreitung gewonnen hat, ist der H. aus den modernen Krankenhäusern vollständig verschwunden. Während früher namentlich in überfüllten Kriegslazaretten der H. selbst Leichtverwundeten verhängnisvoll wurde, ist jetzt durch strengste Verbannung aller unreinen (im chirurgischen Sinn bedeutet unrein soviel wie bakterienhaltig) Verbandmittel, namentlich der berüchtigten Scharpie, aller unreinen Instrumente etc. der H. als ein Übel vergangener Zeiten anzusehen, welches selbst in dem serbisch-bulgarischen Feldzug 1885-86 nicht vorgekommen ist und unter geordneten Friedensverhältnissen ohne gröblichste Vernachlässigung aller chirurgischen Erfahrungen nicht mehr vorkommen darf. Über die Behandlung des Hospitalbrandes vgl. Wunde.
Hospitalbruder, s. v. w. Hospitaliter oder Hospitaliterritter.
Hospitalfieber, Kollektivbezeichnung für Hospitalbrand, Pyämie, Rose und Flecktyphus, sofern diese Krankheiten in überfüllten und schlecht ventilierten Hospitälern vorkommen.
Hospitalit, ein ins Hospital Aufgenommener.
Hospitalität (lat.), Gastfreundschaft.
Hospitaliter (Hospitalitermönche), in der katholischen Kirche Klosterbrüder, Ordensritter und Chorherren, welche sich der Pflege der Armen und Kranken widmen und zu diesem Zweck besondere Stiftungen (Hospitäler und Armenhäuser) unter sich haben, Die H. folgen meist der Regel Augustins und sind sehr zahlreich. Vgl. Tertiarier, Barmherzige Brüder.
Hospitalschwestern oder Gottestöchter nennt man in gleichem Beruf thätige Nonnen und Laienschwestern, die in verschiedenen Verzweigungen seit dem 12. und 13. Jahrh. existieren.
Hospitaliterritter, s. v. w. Johanniter und Deutschordensritter.
Hospitalschiff, für Kriegsflotten das Schiff, welches zur Aufnahme von Kranken und Verwundeten