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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kreide; Kreideformation; Kreidemanier; Kreiden; Kreidepapier; Kreidetuff; Kreïeren ; Kreil

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Kreide (Briançoner) – Kreil

nachwies, aus mikroskopischen Kügelchen und elliptischen Scheibchen von kohlensaurem Kalk und aus Schalen von Foraminiferen besteht. Doch ist dieser kohlensaure Kalk nicht, wie früher angenommen, amorph, sondern krystallinisch, wie die Untersuchung von Kreidestaub in polarisiertem Licht erweist. Der Name K. kommt wahrscheinlich von der Insel Kreta her, die sie in großer Menge und von besonderer Güte liefert. Die weiße K. wird nur in Ablagerungen einer bestimmten geolog. Periode gefunden, die deshalb die Kreideformation (s. d.) heißt, obschon sie auch hier auf die obersten Etagen beschränkt ist. Sie ist in England, Frankreich, Spanien, Italien, Deutschland, Dänemark und andern Ländern sehr verbreitet und bildet oft ganze Bergreihen, wie in England, oder schroffe Felsen, wie auf Rügen. Dunkelgefärbte Feuersteine sind gewöhnlich in zerstreuten Knollen oder in Lagern in der K. eingebettet. Vielfach enthält die K. thonige Teilchen in sich (mergelige K.) oder grünliche Körnchen von Glaukonit. Man gebraucht sie zum Kalkbrennen, zum Schreiben, mit Leim vermischt als Farbe, als Putzpulver, zum Polieren des Silbers und anderer Metalle; ferner zur Verfertigung des Spiegelglases, des Réaumurschen Porzellans, der Schmelztiegel, als Grundlage auf Holz bei Vergoldungen, als Düngemittel auf thonigen Äckern u. s. w. Die meiste K. für den Handel liefern England und Dänemark.

Eine eigentümliche Abart bildet die Tuffkreide oder der Kreidetuff, ein gelblichweißes bis ockergelbes weiches und zerreibliches Aggregat von zertrümmerten und nur lose zusammenhängenden Resten von Korallen, Bryozoen, Foraminiferen, Echiniden und Konchylien, worin zahlreiche große wohlerhaltene Petrefakten liegen. Am Petersberg bei Maastricht und bei Falkenberg in Lothringen ist dieselbe durch weit ausgedehnte unterirdische Steinbrüche aufgeschlossen; sie liefert ein leicht bearbeitbares und wetterbeständiges Material für ornamentale Bauten, dessen Güte schon den Römern bekannt war. – Vgl. Zittel, Die K. (Berl. 1876).

Kreide, Briançoner, s. Briançon.

Kreideformation oder Cretacische Formation, nach dem auf sie beschränkten Auftreten der Kreide (s. d.) Bezeichnung für den sehr mannigfach zusammengesetzten obersten Schichtenkomplex der mesozoischen Formationsgruppe. An ihrem Aufbau nehmen in der einen Gegend namentlich Grünsande und Schreibkreide, in der andern Kalksteine, Mergel und plastische Thone, in noch andern Gebieten (Sächsisch-Böhmische Schweiz) fast ausschließlich Quadersandsteine teil. Bei einer derartigen, so außerordentlich schwankenden petrogr. Zusammensetzung liegt das Bezeichnende für diese Formation durchaus nur in den organischen Resten. Besonders charakteristisch für sie ist das Vorkommen der ersten Laubhölzer (z. B. Credneria, Salix, Acer, Ficus), ferner die formenreiche Entwicklung der Seeschwämme sowie der Seeigel, Austern und der sog. Krüppelformen der Ammoniten (z. B. Crioceras, Scaphites, Baculites, Turrilites). Ganz auf die K. beschränkt ist das Vorkommen der Hippuriten und der meisten Inoceramen. Die Reptilien sind namentlich durch den schlangenartigen Mosasaurus und durch Iguanodon (s. d.), in Nordamerika durch riesige Arten von Dinosauriern vertreten; dort kommen auch Skelette von Vögeln vor, die Zähne in den Kiefern tragen und deshalb Odontornithen genannt werden. (S. die Abbildungen einiger Leitfossilien auf der Tafel: Petrefakten der Mesozoischen Formationsgruppe Ⅳ, beim Artikel Mesozoische Formationsgruppe.)

Die K. tritt in Deutschland auf im westfäl. Münsterlande, im Teutoburgerwalde und von da in einzelnen Partien bis in die Gegend nördlich vom Harz, setzt das Elbsandsteingebirge (die Sächsische Schweiz) zusammen und findet sich ferner in Nieder- und in Oberschlesien. Sie zerfällt in zwei Hauptabteilungen, von denen die obere, wie es scheint, überall auf der Erde infolge einer Transgression (s. d.) eine ungleich größere Verbreitung besitzt als die untere. Die Stufen der K. sind von unten nach oben: Neocom und Wealdenformation, Gault, Cenoman, Turon, Senon (s. die betreffenden Artikel).

Kreidemanier, s. Kupferstechkunst.

Kreiden, beim Zeugdruck das Passieren der mit Säuren oder sauren Salzen bedruckten Stoffe durch Kreidebäder, das entweder die Neutralisation der Säure oder die Abscheidung von Metalloxydhydraten aus den aufgedruckten Salzen bezweckt. Weiße Tuche oder Leder von Uniformstücken werden gekreidet, um ihnen ein rein weißes Aussehen zu geben.

Kreidepapier, Glacépapier, ein zu Adreß- und Visitenkarten verwendetes Papier, das mit einem mehrmaligen Bleiweiß- oder Zinkweißanstrich versehen, getrocknet und hierauf geglättet (satiniert) wurde. Eine andere Art K., auch Metalliquepapier genannt, auf welchem mit Stiften aus einer Zinnbleilegierung so geschrieben werden kann, daß Gummi die Schrift nicht wegnimmt, erhält man dadurch, daß gutes Velinpapier auf beiden Seiten mit Kalkmilch bestrichen, getrocknet und satiniert oder auch nur mit geschlemmter Kreide abgerieben wird.

Kreidetuff, s. Kreide.

Kreïeren (lat.), erschaffen, schaffen, ins Leben rufen, erwählen, ernennen; speciell in der Theatersprache: eine Rolle kreïeren (in einem neuen Theaterstück), soviel wie sie zuerst darstellen, ihr gleichsam die Gestalt geben.

Kreil, Karl, Meteorolog und Astronom, geb. 4. Nov. 1798 zu Ried im Innviertel, studierte zu Wien die Rechte und Astronomie, war von 1826 bis 1830 Assistent an der Sternwarte zu Wien, dann Eleve an der Sternwarte zu Mailand, von 1838 an Adjunkt, von 1845 an Direktor an der Sternwarte zu Prag. Im Juli 1851 wurde er als Direktor der von ihm zu errichtenden Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus nach Wien berufen. In dieser Stellung starb er 21. Dez. 1862. K. erwarb sich um die Meteorologie und die Lehre vom Erdmagnetismus große Verdienste. Bereits 1836‒38 führte er zu Mailand eine Reihe von Beobachtungen über den Erdmagnetismus aus, deren Ergebnisse in zwei Bänden als Supplemente zu den Mailänder «Effemeridi astronomiche» erschienen. Ähnliche Beobachtungen begann er auch im Verein mit andern an der Sternwarte zu Prag, die ebenfalls veröffentlicht wurden in den «Magnetischen und meteorolog. Beobachtungen zu Prag» (hg. Von K. und Jelinek, Jahrg. 1‒10, Prag 1841‒52). Hierauf gab er heraus «Magnetische und geogr. Ortsbestimmungen in Böhmen» (Prag 1846), «Magnetische und geogr. Ortsbestimmungen im österr. Kaiserstaate» (zum Teil mit Fritsch, 5 Jahrgänge, ebd. 1846‒52) und die Schrift «Über den Einfluß der Alpen auf die Äußerungen der magnetischen Erd- ^[folgende Seite]

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