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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Adamberger; Adamello; Adami; Adamiten; Adamo; Adams

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Adamberger - Adams (Charles Kendall)

Adamberger, Antonie, geb. 30. Dez. 1790 in Wien, Tochter der in naiven Rollen ausgezeichneten Schauspielerin Marianne A., geb. Jacquet (1752-1804), unter Leitung von H. J. von Collin für die theatralische Laufbahn ausgebildet, glänzte seit 1807 in tragischen Rollen und war eine Zierde des Burgtheaters. Bei Karoline Pichler lernte sie Th. Körner kennen, der sich mit ihr verlobte. Nach seinem Tode verließ sie 1817 die Bühne und heiratete 19. Juni 1817 Joseph Arneth (s. d.). 1832 wurde sie Vorsteherin eines Instituts zur Erziehung von Töchtern verheirateter Soldaten; sie starb 25. Dez. 1807 in Wien.

Adamello, der zweithöchste Gipfel (3554 m) der Adamello-Alpen in Italien, einer der aussichtsreichsten Hochgipfel der Ostalpen (s. d.), ist von großen Gletschern umgeben und wird ohne Schwierigkeit von der Leipziger Hütte (2472 m) über den Mandron- und Adamellogletscher, oder vom Rifugio di Salarno (2255 m) in 5½-6 Stunden bestiegen.

Adami, Friedr. Wilh., belletristischer Schriftsteller, geb. 18. Okt. 1816 zu Suhl, studierte 1835-38 Medizin, dann Philosophie und Geschichte zu Berlin, wo er seitdem belletristisch thätig war, 1849 ständiger litterar. Mitarbeiter und Theaterreferent der "Kreuzzeitung" wurde und 5. Aug. 1893 starb. Außer Übersetzungen und Umdichtungen veröffentlichte er unter andern: "Ein ehrlicher Mann" (1850), "Der Aufstand in Barcelona" (1852), "Prinz und Apotheker, oder: Der letzte Stuart" (1862), "Der Doppelgänger" (1870), "Ein deutscher Leinweber" (1870); unter dem Pseudonym Paul Frohberg "Dramat. Genrebilder aus der vaterländischen Geschichte" (2 Bde., Berl. 1870). Sehr thätig war A. in der geschichtlichen Novelle: "Fürsten- und Volksbilder aus der vaterländischen Geschichte" (Berl. 1863), "Aus den Tagen zweier Könige" (2 Bde., ebd. 1866), "Große und kleine Welt. Ausgewählte histor. Romane und moderne Lebensbilder" (4 Bde., ebd. 1870), "Aus Friedrichs des Großen Zeit" (2 Bde., ebd. 1878). Als Publizist schrieb er u.a.: "Vor fünfzig Jahren" (Berl. 1863) und das weitverbreitete Volksbuch: "Luise, Königin von Preußen" (ebd. 1851; 13. Aufl., Gütersl. 1890), dem sich später "Das Buch vom Kaiser Wilhelm" (1. u. 2. Aufl. Bielef. 1888) anschloß. Hier wie überall zeigt A. ausgesprochen preuß.-patriotische und konservative Gesinnung.

Adamiten oder Adamianer, mehrere religiöse Sekten, die zur Wiederherstellung der paradiesischen Unschuld vor allem die völlige Nacktheit pflegten. - Im 2. und 3. Jahrh. gab es eine gnostische Sekte dieses Namens in Nordafrika, deren Anhänger sich nackt versammelten, angeblich um die Enthaltung von sinnlicher Lust auch in der stärksten Versuchung zu bewähren, in Wahrheit, um ungezügelt der Unsittlichkeit zu frönen. - Im 15. Jahrh. findet sich eine verwandte Richtung unter den Brüdern und Schwestern des freien Geistes (s. d.). Namentlich aber in Böhmen tauchten solche A. auf, nach ihrem Stifter, einem Bauern Niklas auch Nikolaiten oder Picarden genannt, die sich nackt versammelten, den äußern Gottesdienst, überhaupt das Christentum verwarfen, den Kommunismus und die Weibergemeinschaft einführten und sich auf einer kleinen Insel im Flusse Luschnitz festsetzten, wo sie einen paradiesischen Naturzustand aufrichten wollten. Ziska eroberte 1421 die Insel und tötete viele. Ans Tageslicht trat die Sekte wieder 1782 infolge des Josephinischen Toleranzedikts, ward aber bald unterdrückt; dann wieder 1818, besonders in fünf Dörfern des Chrudimer Kreises. Jetzt nannten sie sich auch Marokkaner, da sie die Ausrottung aller Katholiken durch einen aus Marokko kommenden Feind erwarteten. - Neuerdings sind A. auch in der Sekte der Perfektionisten (s. d.) in Neuyork aufgetreten.

Adamo, Max, Geschichts- und Genremaler, geb. 1837 in München, war Schüler von Foltz, von dem er zu Piloty überging. Seine ersten Arbeiten schon, z. B. das Leben des Ehrgeizigen (gezeichnete Entwürfe), erregten Aufsehen. Im Bayrischen Nationalmuseum malte er das Blütezeitalter Nürnbergs. Seither ist A. zumeist mit histor. Schilderungen hervorgetreten, so dem Sturz Robespierres (1870; Berliner Nationalgalerie), Oranien und Egmont, Karl I. und Cromwell, die Auflösung des Parlaments durch Cromwell, und Karl I. in Maidenhead von seinen jüngsten Kindern besucht. Auch im Genrefache ist A. bedeutend, wie sein Goldmacher, der Waffenschmied u. a. zeigt. A. ist ferner ein talentvoller Illustrator; besonders seine Zeichnungen zu Pechts "Shakespeare-Galerie" (Lpz. 1876) verdienen genannt zu werden.

Adams (spr. äddäms), Stadt im County Berkshire des nordamerik. Staates Massachusetts, am Hoosac, hat (1890) 9213 E., Baumwoll- und andere Fabriken. In der Nähe eine natürliche Brücke über den Hudsonsbrook und Saddle-Mountain.

Adams (spr. äddäms), Charles Francis, Sohn von John Qu. A., geb. 18. Aug. 1807 zu Boston, studierte an der Harvard-Universität zu Cambridge die Rechte, ließ sich 1828 als Rechtsanwalt in Boston nieder, wurde 1831 in das Repräsentantenhaus, 1834 in den Senat von Massachusetts gewählt und 1848 von den Freibodenmännern als Kandidat für die Vicepräsidentschaft der Vereinigten Staaten aufgestellt. A. zeichnete sich durch polit. Unabhängigkeit aus. Er kam 1859 als republikanisches Kongreßmitglied für Massachusetts nach Washington und erhielt im März 1861 den Posten eines Gesandten in England, wo er durch Takt und Festigkeit sehr viel dazu beitrug, den mehrmals drohenden Bruch zwischen den Vereinigten Staaten und England (Trent-Affaire und Alabamafrage) abzuwenden und die Anerkennung der Konföderation seitens Englands zu verhindern. Von den Engländern ebenso hoch geachtet als von seinen Landsleuten, kehrte A. im Sommer 1868 nach Amerika (Boston) zurück. Im Winter 1871/72 war er auch Mitglied des Genfer Schiedsgerichts in der Alabamafrage (s. d.). Er starb 21. Nov. 1886 in Neuyork.

Sein Sohn Charles Francis A., geb. 27. Mai 1835 in Boston, hat sich besonders als volkswirtschaftlicher und polit. Schriftsteller, namentlich durch "Railroads. Their origin and problems" (2. Aufl., Boston 1880), "Life of Richard H. Dana" (ebd. 1890) und "Three episodes of Massachusetts history" (2Bde., ebd. 1892) bekannt gemacht. Bis 1890 war er Präsident der Union Pacific-Eisenbahngesellschaft.

Adams (spr. äddäms), Charles Kendall, nordamerik. Historiker, geb. 24. Jan. 1835 in Derby (Vermont), studierte in Michigan und wurde ebenda 1863 außerord., 1868 ord. Professor der Geschichte. Seit 1885 ist er Rektor der Cornell-Universität zu Ithaca (Neuyork). Er führte in den Vereinigten Staaten ein nach deutschem Vorbild, das er an Ort und Stelle kennen gelernt hatte, organisiertes akademisches Geschichtsstudium ein. Außer Flugschriften für zeitentsprechende Reform des höhern Unterrichts schrieb er das vorurteilslose und sachkundige Werk "Democracy and monarchy in France 1789-1870"