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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Adenocarpus - Aderlaß

Säure in Hypoxanthin, C5H4N4O ^[C<sub>5</sub>H<sub>4</sub>N<sub>4</sub>O], über und ist daher als das Imid des letztern (mit der Gruppe NH an Stelle des Sauerstoffatoms) aufzufassen.

Adenocarpus DC. (Drüsenfrucht), durch drüsige Früchte ausgezeichnete Pflanzengattung aus der Familie der Papilionaceen mit wenigen Arten im Frühjahr blühender Ziersträucher. Die bekannteste Art ist A. foliosius DC. vou den Canarischen Inseln, mit dichtbeblätterten, behaarten Zweigen und leuchtend gelben Blüten. Sie verlangen eine nahrhafte, lockere Erde, im Winter einen hellen Platz im Kalthause, im Sommer einen sonnigen Standort im Freien. Die Vermehrung geschieht durch Samen und Stecklinge.

Adenoid oder Adenom (grch.), Drüsengeschwulst, eine geschwulstförmige, meist scharf umschriebene Neubildung von Drüsengewebe, welche am häufigsten in der Brustdrüse, der Schilddrüse, der Haut und den Schleimhäuten vorkommt und anfangs immer einen gutartigen Charakter besitzt. Späterhin gehen manche A. in krebsartige Neubildungen über und sind dann wie diese mit dem Messer zu entfernen. (S. Krebs.)

Adenophora Fisch. (Drüsenträger), Pflanzengattuug aus der Familie der Campanulaceen (s. d.) mit gegen 15 Arten im gemäßigten Asien und Europa; ausdauernde Kräuter mit abwechselnd oder fast quirlförmig gestellten, einfachen Blättern und kurzgestielten, nickenden, blauen, an der Spitze der Stengel in lockern Trauben oder Rispen stehenden Blüten, die sich von denen der Gattung Campanula nur durch einen den Grund des Fruchtknotens umgebenden becher- oder röhrenförmigen, drüsigen, Nektar absondernden Wulst (Diskus) unterscheiden. In Deutschland wächst nur die bis 1 m hohe A. liliifolia Ledeb. (lilienblätteriger Drüsenträger) im östlichsten Gebiete. Von sibir. Arten kultiviert man in Gärten A stylosa Fisch. und A. verticillata Fisch. am häufigsten. Sie lieben leichten, sandigen Boden, kommen aber auch in Heideerde fort und werden durch Wurzelschößlinge oder Samen vermehrt.

Adenos (Seebaumwolle, coton de marine), die feinste Sorte levantin. Baumwolle, kommt gewöhnlich von Aleppo über Marseille in den Handel.

Adeodatus, Papst, s. Deusdedit.

Adeona, der 145. Planetoid.

Adeps (lat.), Fett; A. benzoatus, Benzoeschmalz (s. d.); A. suillus, Schweineschmalz.

Adept (lat.) hieß in der Alchimie derjenige, der angeblich bis zur Tiefe der Wissenschaft gelangt war, der also Gold machen konnte, oder den Stein der Weisen oder ein Elixir zur Verlängerung und unveränderten Fortdauer des menschlichen Lebens hergestellt hatte. Jetzt bezeichnet man mit A. überhaupt den, der in die Geheimnisse einer Kunst, Wissenschaft, Sekte eingedrungen ist.

Ader, in der Mineralogie und Geologie die mineralische Ausfüllungsmasse, welche sich in einer schmalen Spalte im Gestein als spätere Bildung abgesetzt hat. - A., anatomisch, s. Adern.

Aderbeidschan, s. Aserbeidschan.

Aderbein, s. Krampfader.

Aderér, Sahara-Landschaft, s. Adrar-Tmarr.

Aderfistel oder Aderlaßfistel, ein Eitergang, der sich bei Pferden und Rindern bildet, wenn zum Aderlaß unreine Instrumente verwendet wurden oder wenn das Tier die Aderlaßwunde an unreinen Gegenständen scheuert. An der verletzten Stelle entwickelt sich eine Entzündung, die sich durch Anschwellung und durch Entleerung eines dünnen Eiters kennzeichnet. Die A. kann zu sehr bedenklichen Erscheinungen führen. Erstlich wird durch Gerinnung des Blutes und Bildung fester Pfröpfe innerhalb der verletzten Ader dem cirkulierenden Blute ein Hauptweg verlegt, wodurch Stauungen und Anschwellungen vor der A. (kopfwärts) entstehen. Die größere Gefahr jedoch besteht darin, daß durch eiterigen oder jauchigen Zerfall der Blutpfröpfe Blutvergiftung herbeigeführt werden kann. Im Anfange des Übels kann man durch Aufschlitzen der Hautwunde und Ausspritzen des Fistelganges mit desinfizierenden Lösungen (z. B. Carbolwasser 3 Proz., Sublimatwasser 1 Promille, Creolinwasser 2 Proz.) Heilung bringen, später ist dieselbe mit Sicherheit nur durch eine Operation zu erhoffen, welche in einer Unterbindung der Ader oberhalb und unterhalb der kranken Stelle und Ausschneiden der letztern besteht.

Aderflügler, Insekten, s. Hautflügler.

Adergeflecht, s. Plexus.

Aderhaut, Gefäßhaut des Auges, s. Auge. Die Aderhautentzündung (Chorioiditis) tritt meist in Gestalt einzelner oder auch zahlreicher rundlicher Herde auf, die sich allmählich in Narbengewebe umwandeln. Diesen Narben entsprechen dann im Gesichtsfelde sog. Skotome (s. d.). Seltener erkrankt die A. sofort in ihrer ganzen Ausdehnung, z. B. bei der eiterigen Aderhautentzündung, die zur Vereiterung des ganzen Augapfels (s. Augenvereiterung) führt.

Aderholz (im Gegensatze zu Hirnholz), richtiger die Zeichnung, der Flader oder die Textur des Holzes (s. d.) genannt, entsteht, sobald ein Baumstamm parallel zur Achse und zwar entweder nach dem Radius (radialer Längsschnitt) oder nach der Sehne (tangentialer Längsschnitt) geschnitten wird. Bei den so erhaltenen Längsschnittflächen stellen die Jahresringe die Zeichnung des Holzes dar.

Aderknoten, s. Krampfader.

Aderlaß, die operative Eröffnung eines blutführenden Gefäßes, meist einer Vene (Venäsektion, Phlebotomie), selten einer Pulsader (Arteriotomie). Der Zweck des A. ist, eine gewisse Menge Blut ausfließen zu lassen, um entweder die Blutmenge im ganzen Körper oder in einem einzelnen Organe zu vermindern, oder die Blutbeschaffenheit zu verbessern, oder den Kreislauf des Blutes wieder anzufachen. Allgemein hat man früher den A. bei Entzündungen, namentlich der Lunge, für unentbehrlich gehalten. Die neuere Medizin bat jedoch gezeigt, daß diese Krankheiten ohne A. in der Regel günstiger verlaufen, und daß derselbe auch in vielen andern Krankheiten, wo er ehedem üblich war (z. B. bei Typhus, Blutspucken, Rheumatismus), durch die darauffolgenden Schwächezustände mehr schadet als nützt. Die Präservativ-Aderlässe, welche sich insbesondere die Landleute machen lassen, sind ganz zu entbehren. Gegenwärtig macht man den A. bisweilen zu dem Zwecke, das Blut von einem gesunden Menschen in den Körper eines Kranken überzuleiten. (S. Transfusion.) Die Operation des Aderlassens geschieht vorzugsweise am Arme, an der in der Beugeseite des Ellbogengelenks liegenden Vena mediana, selten am Fuße, an den Halsadern und andern Stellen. Man umwickelt zuvor das Glied oberhalb der Operationsstelle fest mit einer Binde, damit der Rückfluß des Blutes durch die Hautvenen gehemmt