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Ademtion – Adenin
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Adelung (Joh. Christoph)'
diplomaticum»
, Meiß. 1802, und reiche Notizen auf der Dresdener Bibliothek). In seiner «Geschichte der menschlichen
Narrheit» (7 Bde., Lpz. 1785–89) zeigt er sich von der nüchternsten Seite.
Ademtion des Vermächtnisses (ademtio legatorum),
in der Sprache des röm. Rechts die Wiederaufhebung oder Entziehung einer Vermächtniszuwendung durch den deutlich erkennbaren Willen des Erblassers, sei
es in der letztwilligen Verfügung selbst, sei es nach Errichtung derselben. Wird hingegen die Zuwendung dadurch aufgehoben, daß an Stelle der bisherigen
Zuwendung eine andere tritt, mag lediglich ein anderer Bedachter bezeichnet oder dem Bedachten ein anderer Gegenstand zugewendet sein, so spricht man
von Translation des Vermächtnisses (Übertragung). Nach Gemeinem Rechte ist sowohl die A. wie die Translation an
eine Form nicht gebunden. Das Preuß. Allg. Landr. 1, 12, §§. 593–595 verlangt in der Regel zum Widerrufe des in einer gerichtlichen Verfügung errichteten
Vermächtnisses Erklärung vor einem Notar und zwei Zeugen oder in einem eigenhändig geschriebenen und unterschriebenen Aufsatze; das Sächs. Bürgerl.
Gesetzb. §. 2413 erfordert, abgesehen von dem Falle der Beobachtung der Errichtungsform, Erklärung vor Gericht oder vor zwei Zeugen, eine formlose Schrift
genügt nur, wenn der Widerruf letztwillig vorbehalten war; der Code civil Art. 1035 verlangt entweder ein neues späteres
Testament oder einen Akt vor dem Notar «portant déclaration du changement de volonté». Das Bad. Landrecht
übersetzt: «welche die Änderung des letzten Willens besagt». Der Deutsche Entwurf hat die A. nicht aufgenommen, Motive V, 153 fg.
Adēn (grch.), die Drüse; Adenalgie, Drüsenschmerz;
Adenitis, Drüsenentzündung; Adenographie, Drüsenbeschreibung;
Adenologie, Drüsenlehre; Adenom, Drüsengeschwulst (s.
Adenoid); Adenopathie, Drüsenerkrankung; Adenosis,
Drüsenleiden; Adenosklerose, Drüsenverhärtung.
Adēn, engl. Seestadt und Festung im südl. Arabien, 170 km östlich von Bab el-Mandeb, am
Meerbusen von A., der zwischen Arabien und dem Lande der Somal in Afrika westwärts bis ins Land Adal eindringt, ist
an der Nordostseite der 20 qkm großen Halbinsel A. erbaut. Diese hängt im Osten mit dem Festlande durch einen
nordwärts gerichteten, 2 km breiten, sandigen und sehr niedrigen Isthmus zusammen, der mit einer zweiten westlichern Halbinsel, Dschebel-Hassân, den
5,5 km weiten Hinterhafen von A., Bender Tuwaï, bildet. Beide Halbinseln sind vulkanischer Natur, furchtbar zerklüftet und
zeigen nur in einzelnen Felsspalten spärlichen Graswuchs und wenige halbdürre Balsamstauden. Der höchste Gipfel der Halbinsel A. ist der Schamschân
(576 m). Am Südostende der Einfahrt in den Hafen von A., den besten Arabiens, der geräumig genug ist, ganze Flotten zu bergen, befinden sich bei
Steamer-Point (Râs Tarschain) die Kohlenmagazine, Werfte, einige Faktoreien und Comptoirs. Die Stadt A. selbst liegt in
einem von Felsen umstarrten Kesselthale, ist regelmäßig angelegt und meist aus Stein aufgeführt, hat aber Mangel an Trinkwasser; indes sind 150 Brunnen von
30,6 bis 56,4 m Tiefe in den Fels gehauen, von denen 50 trinkbares Wasser geben, und in 30
vor alter Zeit angelegten Reservoirs sammelt sich das vom Gebirge herabkommende Regenwasser. A. hat (1891) 41910 E., Araber und Somal, und ist Sitz
eines deutschen Konsuls. Wegen seiner günstigen Handelslage und seines ziemlich gesunden Klimas ist es seit der ältesten Zeit ein wichtiger Punkt gewesen.
Schon die Griechen und Römer kannten den Ort unter dem Namen Adana,
Athana, oder auch als Arabia Eudaemon oder
Arabia Felix. Die Stadt spielte auch im Mittelalter eine wichtige Rolle und war das erste Emporium der ganzen arab.
Halbinsel. Die veränderte Richtung des ind. Handels, die Herrschaft der Türken (1538–1630) und hierauf die Besitznahme der Stadt durch den Imam von
Sana'â brachte dieselbe immer mehr in Verfall. Als 1705 die umherwohnenden Araberstämme sich von Jemen losrissen und ihre eigenen Sultane erhielten,
sank A. vollends in Trümmer und Schutt. Der einstige Welthafen zählte kaum noch 600 verarmte Bewohner in zerfallenen Hütten, als der brit. Kapitän Haines
1838 den Sultan von A. zur Abtretung der Halbinsel an die Briten bewog, welche dieselbe dann, als der Sultan die Überlassung verweigerte, 11. Jan. 1839 mit
Gewalt in ihren Besitz brachten. Der schon von der Natur zu einer fast uneinnehmbaren Feste geschaffene Feste wurde nun noch stärker befestigt und eine
neue, zum Freihafen erklärte Stadt aufgebaut, die in kurzer Zeit zur Blüte gelangte. Die Halbinsel ist unter die Präsidentschaft Bombay gestellt, doch sind dem
Residenten wegen ihrer isolierten Lage seit 1864 größere Befugnisse eingeräumt. A. ist für England nicht nur ein Bindeglied mit Ostindien, sondern auch ein
Stützpunkt für seinen kommerziellen und polit. Einfluß auf der ganzen arab. Halbinsel und in ganz Ostafrika. Anstatt Mokka ist jetzt, außer Hodeida, A.
Hauptplatz für die Ausfuhr des südarab. Kaffees. Große Wichtigkeit hat besonders der Handel mit Steinkohlen, um die in jenen Meeren fahrenden Dampfer zu
versorgen. Ferner werden ausgeführt: Gummi, Perlmutter, Häute und Felle sowie Tabak. Eingeführt werden: Baumwollgarn, Petroleum, Stückgüter aller Art,
Getreide, Felle und Tabak. Der Handel, großenteils in Händen amerik. Firmen, ist fast ausschließlich Speditions- und Durchfuhrhandel. Sehr beträchtlich ist der
Verkehr mit Afrika, namentlich mit Berbera im Lande der Somal und Tedschura in Adal. Seit der Eröffnung des Sueskanals hat A. bedeutend an Wichtigkeit
gewonnen. Die Einfuhr von außerind. Ländern belief sich 1892 auf 26,75 Mill. Rupien; die Ausfuhr auf
30,14 Mill. Rupien; erstere hat gegen 1891 um 3,69, letztere um
5,87 Mill. zugenommen. Amerika ist daran mit 60 und mit 80 Proz. beteiligt. Dazu kommt noch der Verkehr zu Lande mit
Arabien. – Vgl. Hunter, Account of the British settlement of A. (Lond. 1878).
Adenau. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Koblenz, hat 549,57
qkm und (1890) 21928 (10967 männl., 10961 weibl.) E. in 107 Landgemeinden. –
2) Marktflecken und Hauptort des Kreises A., in 302 m Höhe auf der Hohen Eifel, an der Linie Remagen-A.
(41,58 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Koblenz), Zoll- und Steueramtes
erster Klasse, hat (1890) 1564 kath. E., Post, Telegraph, kath. Pfarrkirche; Tuchfabriken, Gerbereien, Holzhandel und in der Nähe Blei-, Eisen- und Kupferwerke.
7 km östlich die Hohe Acht (s. d.).
Adenīn, eine stickstoffreiche organische Base von der Zusammensetzung
C5H5N5, die ein Bestandteil der tierischen Zellkerne ist und aus den
Pankreasdrüsen des Rindes und aus den Theeblättern gewonnen werden kann. A. geht durch salpetrige
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 141.