139
Adelsbrief - Adelung
(Stalaktiten), teils wie Obelisken, Pfeiler und Säulen vom Boden emporstarrender (Stalagmiten) riesiger Tropfsteingebilde. Durch die Grotte führt eine 2268 m lange Eisenbahn für Schiebwägen. Die Begehung der Grotte, die eine Temperatur von +8,7° C. hat, dauert 2-4 Stunden. Eine Stunde nördlich von A. liegt die Magdalenengrotte (slow. črna jama, d. h. Schwarze Grotte), berühmt als erster Fundort des Fischmolchs Olm oder Proteus (Proteus anguinus), und noch eine Viertelstunde weiter die durch eine große Doline oder kesselförmige Vertiefung von oben geöffnete Poikhöhe (Pivka jama; 70 m tief), beide in der Tiefe von Gewässern durchrauscht und durch Stalaktitengebilde ausgezeichnet. In der jüngsten Zeit sind abermals weitere Verzweigungen der Grotte erforscht worden, die eine Verbindung mit der Ottokargrotte (s. d.) ergaben. - Vgl. Schmidt, Zur Höhlenkunde des Karstes (Wien 1854); ders., Wegweiser in die Adelsberger Grotte (2. Aufl., ebd. 1858); Rieger, Die Grotte von A. (12 Blatt, Triest 1862); Costa, Die Adelsberger Grotte (2. Aufl., Laibach 1863).
Adelsbrief (Adelsdiplom), diejenige Urkunde, durch welche vom Landesherrn der Adel verliehen wird, daher Brief- oder Diplomadel (Nobilitas codicillaris). Der Briefadel gehört immer zum niedern Adel und steht innerhalb desselben dem Ritteradel gegenüber. (S. im übrigen Adel.)
Adelsgenossenschaft, Vereinigungen der adligen Familien bestimmter Bezirke oder Staaten zur Aufrechthaltung des Standesbewußtseins und Wahrung der Privilegien des Adels, heute nur hier und da mit privatem Charakter bestehend. (S. Adel.)
Adelsheim, 1) Amtsbezirk im bad. Kreis Mosbach, hat (1890) 13 885 E. in 25 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des Amtsbezirks A. (227 m hoch), an der Mündung der Kirnau in die Seckach, an den Linien Heidelberg-Würzburg der Bad. und Heilbronn-Osterburken der Württemb. Staatsbahnen, hat (1890) 1470 E., darunter 191 Katholiken, Amtsgericht (Landgericht Mosbach), Post, Telegraph, Zoll- und Steuer-Obereinnehmerei, 3 Schlösser, Volksschule, städtisches Spital, Kunstmühlen, Gerbereien, Brauereien, Tuffstein- und Gipsgruben und Emaillewarenfabrik.
Adelskrone (auch Edelkrone), die niedrigste Stufe der sog. Rangkronen (s. d.), die den nicht titulierten Adelsfamilien zukommt. In der Form der alten ursprünglichen königlichen, in Degeneration begriffenen Krone, wie sie als Helmkrone (s. d.) derzeit bekannt ist, ist sie bei den Geschlechtern des norddeutschen Adels (s. Tafel: Kronen II, Fig. 1), in modernerer, der neunzackigen Grafen- und siebenzackigen Freiherrenkrone angepaßter Form mit fünf perlenbesetzten Zacken (s. Taf. II, Fig. 2) beim süddeutschen Adel in Gebrauch.
Adelsmatrikel, das von Staats wegen geführte Verzeichnis der adligen Familien und Personen, meist je nach den Abstufungen der Adelsprädikate in verschiedenen Rubriken geführt. (S. Adel.) - Vgl. Bayr. Adels-Edikt, V. Verfassungsbeilage, §. 8.
Adelsprädikat. Die A. sind Herzog, Fürst, Graf, Freiherr, Ritter, endlich das bloße "von". Die Mitglieder der beiden obersten Kategorien werden als "Durchlaucht" bezeichnet (preuß. Kabinettsorder vom 3. März 1833). Durch Verbrechen gehen die A. nach heutigem Strafrecht nicht mehr verloren (vgl. Reichsstrafgesetzbuch §. 33), dagegen ist die unbefugte Führung von A. strafbar mit Geldstrafe bis 150 M. oder Haft (§. 360, Ziffer 8).
Adelsprobe, der Beweis der adligen Abstammung durch Vorzeigen des Adelsbriefes, d. i. der Verleibungsurkunde, oder durch den Nachweis wirklich ausgeübter Vorrechte. Sie kommt insbesondere in Betracht bei der Filiationsprobe (s. d.).
Adelung, Friedr. von, Gelehrter, Neffe des folgenden, geb. 25. Febr. 1768 zu Stettin, studierte zu Leipzig Philosophie und Jurisprudenz und begleitete dann eine kurländ. Familie nach Italien. Nach seiner Rückkehr 1793 lebte er in Riga, Mitau und Petersburg in verschiedenen Stellungen, wurde 1801 Direktor des deutschen Theaters in der russ. Residenz, 1803 Instruktor der Großfürsten Nikolaus und Michael, 1824 Direktor des Orientalischen Instituts im Ministerium des Auswärtigen, 1825 Präsident der Akademie der Wissenschaften und starb 30. Jan. 1843. A. verfaßte Beiträge zur Kenntnis der ältern deutschen Litteratur, eine Übersetzung und Erläuterung des Calpurnius (Petersb. 1804) und mehrere linguistische Schriften, wie "Rapports entre la langue sanscrite et la langue russe" (ebd.1811), "Versuch einer Litteratur der Sanskritsprache" (ebd. 1830; 2. Aufl. u. d. T. "Bibliotheca Sanscrita", ebd. 1837). Ferner schrieb er: "Siegmund Freiherr von Herberstein" (ebd. 1818), "Augustin Freiherr von Meyerberg und seine Reise nach Rußland" (ebd. 1827) und "Kritisch-litterar. Übersicht der Reisenden in Rußland bis 1700" (2 Bde., ebd. 1846).
Adelung, Joh. Christoph, Sprachforscher, geb. 8. Aug. 1732 zu Spantekow bei Anklam, studierte in Halle, 1759 Professor am evang. Gymnasium zu Erfurt, floh 1761 wegen kirchlicher Streitigkeiten nach Leipzig, wo er als Korrektor, Übersetzer, Journalist und fruchtbarer und vielseitiger Schriftsteller lebte, bis er 1787 Oberbibliothekar der kurfürstl. Bibliothek zu Dresden ward; hier starb er 10. Sept. 1806. Bleibende Verdienste erwarb sich A. um die lexikalische Durchforschung und Verzeichnung der deutschen Sprache. Sein erstaunlicher Sammelfleiß macht ihn zum achtbarsten Vorgänger J. Grimms. Sein bedeutendstes Werk ist das noch sehr brauchbare "Grammatisch-kritische Wörterbuch der hochdeutschen Mundart", Bd. 1-5, Abteil. 1 (Lpz. 1774-86; 2. Aufl., 4 Bde., 1793-1801), dem ein "Auszug" (4 Bde., ebd. 1793 -1802) folgte, lange das anerkannte Orakel in Fragen der Sprachfeinheit. Sein grammatisches System entwickelte er in der "Deutschen Sprachlehre zum Gebrauch der Schulen in den preuß. Landen" (Berl. 1781), ausführlicher in dem "Umständlichen Lehrgebäude der deutschen Sprache" (2 Bde., ebd. 1781-82); ergänzend traten hinzu "Anweisung zur Orthographie" (Lpz. 1788; 5. Aufl. 1835) und "Über den deutschen Stil" (3 Bde., ebd. 1785-86; 4. Aufl., 2 Bde., 1800). A.s "Ältere Geschichte der Deutschen, ihrer Sprache und Litteratur" (Lpz. 1806) behandelt die alten Germanen als Barbaren, und auch der mittelhochdeutschen Dichtung, der er nützliche Einzelschriften widmete ("Chronolog. Verzeichnis der schwäb. Dichter", 1784; "Püterich von Reicherzhausen", 1788), wurde er nicht gerecht. In "Mithridates oder allgemeine Sprachenkunde" (Bd. 1: "Die asiat. Sprachen", Berl. 1806; Bd. 2-4 von J. S. Vater, 1809-17) macht A. Ansätze zu vergleichender Sprachbetrachtung. Jöchers "Gelehrtenlexikon" ergänzte er durch 2 Bände (Lpz. 1784-87), ebenso Ducanges "Glossarium" (s. Dufresne). Seine Arbeiten zur deutschen, namentlich sächs. Geschichte sind wertvolle Materialiensammlungen ("Directorium